Landwirtschaft und Naturschutz engagieren sich für biologische Vielfalt
Naturschutz und moderne Landwirtschaft profitieren voneinander. Entgegen der üblichen Vorurteile, dass zum Beispiel die Artenvielfalt durch die heutige Landwirtschaft zurückgeht, wird es durch die steigende Leistungsfähigkeit möglich, dem Naturschutz gerecht zu werden.
Schützen durch nutzen lautet die Devise, mit der die heutige Landwirtschaft einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt in unserer Kulturlandschaft leistet. Die in Gründung befindliche Stiftung Kulturlandschaft Sachsen-Anhalt stellte die von ihnen gestarteten Aktivitäten zum Naturschutz auf Agrarflächen auf dem Schäferstammtisch des Bauernverbandes „Börde“ e.V. am 18. Juni in Niederndodeleben vor.
Die Gründung der Stiftung ist eine Reaktion des landwirtschaftlichen Berufsstandes auf zwei maßgebliche Missstände: Der Verlust landwirtschaftlicher Nutzfläche durch Überbauung sowie durch die damit verbundene Anlage von Biotopen entzieht der Landwirtschaft ungebremst ihre Produktionsgrundlage. Gleichzeitig sind Naturschutzmaßnahmen und die daraus entstandenen Biotope von teils sehr schlechter ökologischer Qualität. Dem zu begegnen ist Anliegen der Stiftung. Kooperative Naturschutzmaßnahmen mit der Landwirtschaft erhalten und entwickeln die Kulturlandschaft in Sachsen-Anhalt. Erst durch die jahrhundertelange Bewirtschaftung durch Landwirte hat sich die heimische Kulturlandschaft und zusammen mit ihr die biologische Vielfalt in der Region entwickeln können. Die Erhaltung dieser Kulturlandschaft ist daher eng an die Landnutzung gebunden.
Die Beweidung bestimmter Biotoptypen mit Schafen, Ziegen oder Rindern, die Anlage von Blühstreifen oder Extensivierungsmaßnahmen, wie beispielsweise der Verzicht auf Unkrautbehandlung oder die Anlage der Feldkulturen in doppeltem Reihenabstand fördern die Existenz seltener Pflanzen- und Tierarten. Unterstützt wird die inhaltliche Arbeit der Stiftung von einem Beirat, dem Vertreter des Naturschutzes, der Wissenschaft und der landwirtschaftlichen Praxis angehören.
Die besondere Förderung der Schaf- und Ziegenhaltung mit speziellen Projekten zur Landschaftspflege mit Schafen kennzeichnet die Startphase der Stiftung. Damit unterstreicht der Berufstand seine Forderungen an die Landesregierung nach einer Verbesserung der Rahmenbedingungen für unsere Schäfer, damit der weitere Rückgang der Schafhaltung in Sachsen-Anhalt gestoppt wird, und leistet gleichzeitig einen eigenen Beitrag mit der Schaffung von Einkommensalternativen für Schäfer.
Die Stiftung steht als Partner für neue Wege im Naturschutz entsprechend ihrer Zielsetzung zur Verfügung und ist Ansprechpartner im Bereich der Umsetzung von Naturschutzprojekten mit Landnutzern. Die Stiftung versteht sich als Experte bei Fragen rund um Landwirtschaft und Naturschutz und als Partner für kooperative Naturschutzmaßnahmen. Bei Ausgleichs-, Ersatz- und Artenschutzmaßnahmen koordiniert die Stiftung angefangen bei Planung, Flächensuche und Maßnahmenumsetzung bis zur dauerhaften Pflege und Sicherung. Geplant ist ebenfalls, dass die Stiftung Naturschutzflächen in treuhänderische Verwaltung nimmt und bei der Erstellung von Gutachten und Klärung von Forschungsfragen mitwirkt.