Bauernverband mit Landhändlern im Gespräch – schlechte Ernte trifft auf niedrige Preise
Im Vorfeld des in den nächsten Tagen beginnenden Getreidedruschs trafen sich am 22. Juni 2015 Vertreter des Bauernverbandes zum traditionellen Gespräch mit Vertretern des Landhandels in Magdeburg. Gemeinsam wurden Ertragsaussichten, Markttendenzen und agrarpolitische Themen diskutiert.
Für die Einschätzung der Ertragserwartungen hatte der Verband in allen Agrarregionen Landwirte nach ihren Ertragsprognosen bei Getreide und Raps befragt und aus den Ergebnissen eine Vorernteanalyse vorgenommen. Im Ergebnis sehen die Bauern in Sachsen-Anhalt weit unterdurchschnittlichen Ernteergebnissen bei Getreide und Raps entgegen. Kritisch sind darüber hinaus die extremen Trockenschäden auf Futterflächen. Die Agrarminister Schmidt und Aeikens wurden aufgefordert, Brachflächen zur Futtergewinnung freizugeben.
Auf insgesamt rund 523.000 Hektar – etwa die Hälfte der Ackerfläche – wachsen die Getreidearten Weizen, Gerste, Roggen und Triticale. In der Erntevorschätzung werden Erträge weit unter dem langjährigen Durchschnitt eingeschätzt. Die Trockenheit der vergangenen Monate hat zu einer ausgeprägten Bodendürre geführt, die vor allem auf den sandigeren Böden herbe Ertragsverluste verursacht. Selbst in den Schwarzerdegebieten, wo die Böden ein besseres Wasserhaltevermögen haben, zeichnen sich bereits jetzt deutliche Mindererträge ab. Besonders deutlich haben die Gerstenbestände gelitten, wo auch der jetzt einsetzende Regen keine Ertragszuwächse mehr bringt. Erschwerend kommt hinzu, dass die prognostizierten Qualitäten hinsichtlich Körnergröße und Inhaltsstoffe hinter den Erwartungen zurückbleiben.
Die Prognosen für die Rapsernte sprechen für Erträge von etwa zwei Dritteln dessen, was im langjährigen Mittel geerntet wird. Die Anbaufläche von Raps reduzierte sich um etwa 10.000 Hektar auf knapp 162.200 Hektar. Experten machen dafür die ungünstigen Aussaatbedingungen im vergangenen Jahr aus, verstärkt durch Rapsschädlinge und fehlenden insektiziden Beizschutz der Jungpflanzen.
Wie sich die Preise entwickeln werden, versuchten die Marktexperten des Landhandels einzuschätzen. Aufgrund einer guten Versorgungslage auf dem Weltmarkt wird davon ausgegangen, dass die Preise in den nächsten Monaten auf dem augenblicklichen niedrigen Niveau bleiben. Die Landhändler blieben in ihren Einschätzungen eher zurückhaltend, da sich Weltmarktpreise für Getreide und Raps oft in Abhängigkeit zu Währungskursen, politischen Entwicklungen und Wetterereignissen verändern.
Diskutiert wurden auch Themen aus der Handelspraxis und der zu erwartenden Gesetzgebung bei Düngung. Einig waren sich die Vertreter des Landhandels und des Verbandes darin, dass es für die Landwirtschaft Sachsen-Anhalt entscheidend ist hochwertigen Brotweizen für die heimische Ernährungswirtschaft und den Export in klimatisch benachteiligte Regionen zu produzieren. Dies darf in Zukunft nicht durch Auflagen und Beschränkungen in der Düngung unterbunden werden.
Für die fachliche Problematik der Messtoleranzen bei der Bestimmung des Proteingehaltes bei der Ersterfassung, Anlieferung und Weiterverarbeitung erklärten die anwesenden Landhändler, dass die verwendeten Ganzkornmessgeräte entsprechend freiwillig in Messnetzwerke integriert sind. Schwankende Messergebnisse sind bei natürlichen Rohstoffen normal. Mit Mehrfachmessungen und der Beteiligung am Messnetzwerk sichern die Landhändler eine größtmögliche Messgenauigkeit.