Leider haben wir keine Fotos von Glyphosateinsätzen. Deshalb machen wir das gleiche, wie alle anderen „Experten“ und nehmen ein ganz normales Pflanzenschutzeinsatzbild.
Eigentlich schien alles klar – die Bundesregierung befürwortet die Verlängerung der Zulassung für das Pflanzenschutzmittel Glyphosat in der Europäischen Union. Doch dann die plötzliche Kehrtwende der SPD-Minister: wegen der vermeintlich gefühlten Stimmung in der Bevölkerung wird wider besseres Wissen ein Verbot von Glyphosat gefordert. Der ausführlich begründete Standpunkt der staatlichen deutschen Bundesanstalt für Risikoforschung (BfR) wird nicht zur Kenntnis genommen. Auch die Tatsache, dass bislang kein Krebsfall in Deutschland ursächlich mit einer Glyphosatexposition in Zusammenhang gebracht werden konnte, spielt keine Rolle.
Das Thema wurde in den vergangenen zwei Jahren kontrovers diskutiert. Gerade die Kritiker des Glyphosateinsatzes zogen dabei alle Register: vermeintliche Glyphosatfunde in der Muttermilch, eine wahrscheinlich krebserzeugende Wirkung oder eine Europakarte mit der Glyphosatkonzentration im Urin von Großstadtbewohnern.
Dabei ist das Wissen zu den Wirkeigenschaften, der Anwendung, den Nebenwirkungen und den Folgen eines Verbotes offensichtlich nur gering ausgeprägt. So erläuterte Landwirtschaftsministerin Dalbert in einem MDR-Interview, dass Landwirte nicht pflügen müssten, wenn sie kein Glyphosat mehr einsetzen dürfen – man könne ja wieder mehr mulchen. Das der Glyphosateinsatz gerade mit der Umstellung auf die konservierende Bodenbearbeitung deutlich zugenommen hat, wird schlichtweg negiert. Auch ein zweite Äußerung macht stutzig: Da wird darauf verwiesen, dass die Berufskollegen aus dem Ökolandbau schließlich auch kein Glyphosat brauchen; es wird aber nicht zur Kenntnis genommen, das gerade der Ökolandbau fast nie auf den Pflug verzichten kann.
Es ist bedauerlich, wenn die Ministerin ein Glyphosatverbot fordert. Zum einen hat der Bauernverband mit keiner anderen Partei so oft wie mit den Grünen über Glyphosat diskutiert. Das Ergebnis jeder dieser Veranstaltungen war: Glyphosat sollte man in den Baumärkten verbieten, um unsachgemäße Verwendungen zu vermeiden. Eine Untersagung der landwirtschaftlichen Anwendung hätte hingegen mehr Nachteile als Vorteile.
Weiterhin ist es enttäuschend, dass Frau Professor Dalbert als Wissenschaftlerin die medial suggerierte Volksmeinung über sachliche Erkenntnisse stellt:
– Eine Glyphosatanwendung verursacht Emissionen von etwa 30 kg CO2-Äuqivalenten je ha. Ein Stoppelbruch mit dem Grubber liegt bei mindestens 40 kg CO2, eine Pflugfurche bei 75 kg CO2-Äuqivalenten. Wenn Klimaschutz weiterhin ein Umweltziel ist, dass sollte man auch eine solche Betrachtung entsprechend bewerten.
– Das UBA bedauert die Unterbrechung der Nahrungskette für Wildtiere infolge des Glyphosateinsatzes. Dass ein gepflügter Acker genauso wenig über grüne Pflanzenbestandteile verfügt und einen ebensolchen Einschnitt in die Nahrungskette darstellt, wird hingegen nicht erwähnt.
– Seit Jahren fordern vor allem die Bodenschützer, dass weniger gepflügt wird, um die Bodengare zu verbessern, die Erosionsgefährdung zu reduzieren und den Humusabbau zu bremsen. Genau in diese Richtung hilft die Anwendung von Totalherbiziden.
– Glyphosat ist im Vergleich mit vielen anderen Pflanzenschutzmitteln vergleichsweise ungefährlich für den Anwender und die Umwelt.
– Der Wirkstoff wird an Bodenbestandteilen gebunden, schnell abgebaut und fast nie im Grundwasser nachgewiesen.
Gerade in Sachsen-Anhalt gehen Landwirte größtenteils verantwortungsvoll mit Glyphosat um, der Wirkstoff wird mengenmäßig erst an dritter Stelle eingesetzt. Die Sikkation von erntereifen Beständen ist die Ausnahme. Es wäre also angebracht, wenn unsere Landwirtschaftsministerin diese gute fachliche Praxis der Glyphosatanwendung akzeptiert und nicht gegen den Willen der überwiegenden Mehrheit der Landwirte pauschal ablehnt.
Thorsten Breitschuh (BELANU)