Politik beschließt indirekt Förderung von Sojaimporten
Mit der Entscheidung der EU-Kommission zum Verbot von Pflanzenschutzmitteln auf ökologischen Vorrangflächen und der Nichtablehnung durch das Europaparlament werden die Sojaimporte aus Übersee in Europa wieder zunehmen.
Bis vor wenigen Jahren war der Anbau heimischer Eiweißpflanzen hierzulande wenig attraktiv aufgrund der niedrigen Verkaufserlöse und der komplizierten Bestandsführung. So wurden im Jahr 2014 auf nur knapp 15.000 Hektar in Sachsen-Anhalt heimische Leguminosen, wie Erbsen oder Ackerbohnen angebaut. Diese Situation änderte sich mit der Anerkennung der Anbauflächen als ökologische Vorrangflächen (ÖVF) im Rahmen des Greening. Damit expandierte der Leguminosenanbau, so dass im letzten Jahr in Sachsen-Anhalt inzwischen über 40.000 Hektar mit heimischen Eiweißpflanzen bestellt waren. Ebenso stellten sich Forschung, Züchtung und Verarbeitung darauf ein und investierten deutliche Finanzmittel.
Mit dem Beschluss der EU-Kommission, ab 2018 auf ökologischen Vorrangflächen den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu verbieten, wird sich der Anbau von Eiweißpflanzen nachhaltig nicht mehr tragen, weil Unkraut- und vor allem dem Schädlingsdruck nicht mehr zu begegnen ist. Weniger Ertrag und durch Schädlinge befallenes Erntegut, das nicht mehr vermarktungsfähig ist, wären die Folgen. Befragungen unter Landwirten zeigen, dass bei einem Verbot des Pflanzenschutzes auf ÖVF-Flächen der Anbau von Eiweißpflanzen schon in 2018 auf das alte niedrige Niveau fallen würde. Aus der Sicht der Praktiker können Eiweißpflanzen ohne Pflanzenschutz nicht wirtschaftlich angebaut werden.
Ebenso wäre die Folge, dass in den vor- und nachgelagerten Bereichen die begonnenen Aktivitäten zu Züchtung oder Verarbeitung zurückgefahren werden und Tierhalter wieder vermehrt auf importiertes Eiweißfutter zurückgreifen müssen.
Alle Bemühungen der EU und des Bundes durch Eiweißstrategiepläne, spezielle Forschungs- und Anbaunetzwerke den Anbau und die Verwertung von heimischen Eiweißpflanzen zu erweitern, werden unmittelbar in Frage gestellt – ganz abgesehen von der Vernichtung der in diesem Entwicklungsprozess eingesetzten öffentlichen Mittel.
All diesen Argumenten zuwider hat die Mehrheit der EU-Abgeordneten für ein Pflanzenschutzverbot gestimmt. Diese müssen sich nun kritische Fragen über die Schlüssigkeit und vor allem auch über die Verlässlichkeit der europäischen Agrarpolitik gefallen lassen.
Der Bauernverband Sachsen-Anhalt e.V. erwartet, dass von Bundesebene und auch von Landwirtschaftsministerin Dalbert weitere Bemühungen folgen, um diesen Beschluss auf EU-Ebene zu revidieren.
Hintergrund: Mit dem sogenannten „Greening“ sind konventionell wirtschaftende Landwirte seit der letzten Agrarreform verpflichtet, auf 5% der von ihnen bewirtschafteten Fläche ökologische Vorrangflächen vorzuhalten. In der Entstehung dieser Verpflichtung hatte sich der Bauernverband dafür eingesetzt, dass auf diesen Greeningflächen keine Stilllegung erfolgen muss, sondern auch nutzungsintegrierte Maßnahmen dieses Erfordernis erfüllen.
Dazu zählt auch der Anbau von Leguminosen, wie Erbsen oder Ackerbohnen, da sie Stickstoff binden, die Kulturvielfalt erhöhen und ein wichtiges regionales Eiweißfuttermittel darstellen.