Bauern haben überwiegend positive Ertragserwartungen für die beginnende Getreideernte
Für die in diesen Tagen beginnende Getreideernte haben die meisten Bauern in Sachsen-Anhalt positive Ertragserwartungen. Insgesamt wird eine Mähdruschernte erwartet, die leicht über dem Mittel der vergangenen Jahre liegt. Jedoch sind aufgrund viel zu kleiner Regenmengen in weiten Teilen des Jerichower Landes und im Landkreis Anhalt-Bitterfeld deutlich geringere Erträge zu erwarten.
In einer Vorernteerhebung hat der Bauernverband mit seinem Fachausschuss Pflanzenproduktion 35 Agrarbetriebe in allen Teilen des Bundeslandes zum Stand der Kulturen befragt. Demnach ist der Entwicklungsstand von Getreide und Raps in Sachsen-Anhalt regional sehr differenziert in Abhängigkeit der bis dahin gefallenen Niederschläge.
Die Ausgangssituation zu Vegetationsbeginn bis in den Mai hinein war von einem deutlichen Niederschlagsdefizit und niedrigen Grundwasserständen gekennzeichnet. In weiten Teilen Sachsen-Anhalts sind seit Mitte Mai immer wieder Niederschläge gefallen und haben für eine gute Versorgung der Kulturen geführt. So sind in der Börde, im Süden Sachsen-Anhalts und Teilen der Altmark gute Getreidebestände zu sehen. Geringe Niederschläge fielen dagegen im Bereich Anhalt-Bitterfeld und im Jerichower Land. Hier rechnen die Landwirte im Vergleich zum Vorjahr mit deutlich geringeren Erträgen. Durch Gewitter, Unwetter und Starkregen gibt es lokal und regional aber auch erhebliche Schäden. Besonders die Hagelfront, die am 22.06. durch Teile von Sachsen-Anhalt zog, hat zu Ausfällen und Schäden im Getreide, Raps, Mais, Rüben und Kartoffeln von 30 bis 90 % geführt. Laut Hagelversicherung wird mit Schäden auf bis zu 50.000 Hektar gerechnet.
Insgesamt ist eine mittlere Getreideernte zu erwarten. Bei Weizen kann mit einem Ertrag um 76 bis 78 dt/ha gerechnet werden. Die Vorschätzungen für Wintergerste liegen um 74 dt/ha, das entspricht etwa dem Ertrag des Vorjahres. Bei Roggen sind zumindest in Teilen der Altmark bessere Ergebnisse als im Vorjahr zu erwarten, der durchschnittliche Ertrag könnte um 54 dt/ha liegen.
Für Raps, im Anbau die zweitwichtigste Kultur in Sachsen-Anhalt, haben sich die Probleme beim Aufgang bis zur aktuellen Situation der Bestände fortgesetzt. Ca. 5 % wurden im Herbst 2017 umgebrochen, auf weiteren 25 % war die Pflanzendichte und Bestandsentwicklung im Frühjahr 2017 unzureichend. Dazu kam ein starker Befall mit tierischen Schaderregern. Jetzt ist in vielen Beständen eine starke Verunkrautung zu verzeichnen. Die Ertragserwartungen wurden deutlich nach unten geschraubt. Während in den vergangenen Jahren in Sachsen-Anhalt im Durchschnitt um die 40 bis 44 dt/ha geerntet wurden rechnen die Landwirte in diesem Jahr mit einem Ertrag um 28 bis 35 dt/ha.
Kartoffeln, Rüben und Mais stehen zurzeit überwiegend gut bis sehr gut.
Eine Auswertung der Anbauzahlen ergibt, dass der Anbau von Wintergerste und Roggen leicht rückläufig ist. Die schwierigen Bedingungen im Herbst 2016 haben zu einer Verringerung der Rapsfläche um rund 13.000 Hektar auf 155.122 Hektar geführt. Der Anbau von Rüben wurde nach Wegfall der Zuckermarktordnung um 15.500 Hektar auf rund 50.000 Hektar ausgedehnt.