Welche Zukunft soll Biogas haben?

Nach der blumigen Ankündigung im August 2024 von Minister Habeck zur weiteren Entwicklung der Bioenergie blieb es lange still. Dann erschien am 6. Dezember das „Konsultationspapier zur Anpassung der Ausschreibung für Biogasanlagen“ als Konsultationsgrundlage mit den Ländern und Verbänden. Die Frist zur Stellungnahme betrug weniger als 24 Stunden!

Trotz der wohlklingenden Einleitung – man wolle „vor allem den Bestand der Biogasanlagen mit Wärmenetzen sichern“ – weist der konkrete Inhalt des Papiers klar in eine andere Richtung: Der Rückbau von mehr als der Hälfte der Biogasanlagen soll vorangetrieben werden.

Unter Annahme der gegenwärtigen Bemessungsleistung von knapp 4 GW multipliziert mit der fünffachen Überbauung müsste eine Leistung von etwa 20 GW bis 2034 ausgeschrieben werden. Das BMWK (Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz der Bundesrepublik Deutschland) weist jedoch darauf hin, dass die installierte Leistung der Biogasanlagen auf 8,4 GW begrenzt bleiben soll. Bei der angestrebten vier- und später fünffachen Überbauung führt dies zur Abschaltung von etwa 60 % des gegenwärtigen Anlagenbestandes.

Die geforderte Überbauung hat zur Folge, dass 70 – 80 % der Motorenleistung im Jahresdurchschnitt nicht betrieben werden dürfen. Die Finanzierung der fixen Kosten soll über eine Anhebung des Flexzuschlages von 65 € auf 85 € erfolgen. Die 65 € haben in den meisten Anlagen schon nicht ausgereicht, eine nur doppelte Überbauung zu finanzieren. Die Frage ist daher: Wie soll mit 30 % mehr Geld 400 % mehr Leistung zugebaut werden?

Im BMWK ist man noch auf die Idee gekommen, das Verhältnis von arbeitsrelevanter Leistung (= im Jahresmittel genutzte Motorleistung) zur installierten Leistung nicht mehr wie bisher prozentual anzugeben. Stattdessen soll die Laufzeit der Biogasanlagen auf zunächst 2500 und später auf 2000 Betriebsstunden pro Jahr begrenzt werden. Wie man unter dieser Vorgabe ein Wärmenetz ganzjährig versorgen soll, bleibt das Geheimnis des Ministeriums.

Richtigerweise sollen Biogasanlagen mit Wärmenetzen besonders unterstützt werden. Allerdings vergaß man im BMWK, dass damit die güllelastigen Anlagen keine Chance mehr auf einen Weiterbetrieb haben. Denn eine reine Gülleanlage brauchte ihre Wärme schon immer vor allem im Winter für die Beheizung der Fermenter und konnte nie ein Wärmenetz versorgen. Die bisher gerade von den Grünen immer als die optimale Biogasanlage gelobte Gülle-Variante wird somit die erste sein, die vom Netz geht.

Der politische Kampf gegen den Maisanbau wird fortgesetzt, deshalb entwickelt man im Konsultationspapier den Maisdeckel weiter und senkt den Maisanteil nochmal auf 25 % des Inputs ab. Man kann im BMWK offensichtlich auch weiterhin der Versuchung nicht widerstehen, in jedem beliebigen Gesetz landwirtschaftliche Sachverhalte mitregeln zu wollen.

Leider vergisst das BMWK, den angestrebten Wettbewerb im Strommarkt ehrlich zu führen. Nach dem Aus für Kernkraftwerke und dem Abschaltplan für die Kohle wird immer deutlicher, dass Wind- und Sonnenstrom zunehmende Mengen an Ausgleichsenergie benötigen und dass Lithiumbatterien dafür nur kurzfristig nutzbar sind. Statt aber den Bioenergiebereich mit moderaten Aufwendungen zu flexibilisieren und an die geänderten Anforderungen des Strommarktes anzupassen, versucht man stattdessen, die Energielücke mit neuen „Wasserstoff-ready-Kraftwerken“ zu schließen. Aus Geldmangel hat man die eigentlich erforderliche auszuschreibende Leistung für diese Gaskraftwerke bereits mehrfach reduziert, was eine Deckungslücke in der deutschen Stromerzeugung zur Folge haben wird. Zudem bleibt immer noch unklar, wo die gewaltigen Wasserstoffmengen für die Rückverstromung herkommen sollen und zu welchem Preis diese verfügbar sein werden.

Was wäre also ein ehrlicher Wettbewerb? Biogasanlagen und Wasserstoffkraftwerke können sich in gemeinsamen Ausschreibungen bewerben. Dann würde schnell klar, wer in den nächsten Jahren kosteneffizienter ist. Wenn dann in 15 oder 20 Jahren ausreichend Wasserstoff zur Verfügung stehen sollte, werden Biogasanlagen schrittweise ihre dann wichtigere Aufgabe übernehmen: Die Bereitstellung von grünem, organisch gebundenem Kohlenstoff als Rohstoff für die chemische Industrie. Bis dahin können und müssen flexibilisierte Biogasanlagen ihren Beitrag zu einer emissionsarmen, versorgungssicheren und importunabhängigen Strom-, Wärme- und Gasversorgung erbringen.

Allerdings können die Biogasanlagen nicht noch ein Jahr warten, bis sich ein neuer Bundestag konstituiert und irgendwann das EEG überarbeitet. Es besteht akuter Handlungsbedarf! Zum Erhalt der Anlagen ist es deshalb dringend erforderlich, dass noch vor den Neuwahlen zwei Entscheidungen getroffen werden:

  1. Die auszuschreibende Leistung für die Biogasanlagen muss auf mind. 1 GW für den Ausschreibungstermin 1.4.2025 oder auf mind. 1,8 GW für das Gesamtjahr 2025 angehoben werden.
  2. Weiterhin muss der Flexzuschlag auf mindestens 120 € erhöht werden, um eine Flexibilisierung der Bestandsanlagen überhaupt zu ermöglichen. Hier sollten alle Abgeordneten erkennen, dass es jetzt darum geht, die Biogasanlagen in Betrieb zu halten und dass für diese Entscheidungen geeignete Mehrheiten noch vor der Wahl gefunden werden müssen.

Nach der Wahl müssen das EEG und die Rahmengesetze (44. BimschV (SCR-Kats); TA Luft (Abdeckung der Wirtschaftsdüngerläger); RED II, Mittelspannungsrichtline) im Hinblick auf die gewünschte Flexibilisierung der Biogasanlagen überarbeitet werden.

Thorsten Breitschuh (BELANU)
Aus dem Fachausschuss Erneuerbare Energien / Nachwachsende Rohstoffe

„Grüne Berufe“ runderneuert

Die „Grüne Berufe“-Webseite ging 2014 live und wurde nun, knapp 10 Jahre später, technisch komplett neu aufgesetzt. Insbesondere die bessere Darstellung auf Smartphones und eine verbesserte Anzeige bei Google und anderen Suchmaschinen standen im Vordergrund. Die Webseite ist ein Projekt des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt e.V. und der elf Kreisbauernverbände in Sachsen-Anhalt. Durch eine zugängliche Struktur und einen schlankeren Aufbau der Seite sollen sich potenzielle Azubis und Ausbildungsbetriebe schnell und barrierearm finden. Die Webseite wird in Zukunft weiter ausgebaut und fortlaufend aktualisiert. Wenn Sie dazu Ideen haben, schicken Sie uns diese gerne über das Kontaktformular.

Das Schalten von Stellenanzeigen steht allen Mitgliedern des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt e.V. sowie der Kreisbauernverbände offen. Ebenso können Mitglieder von assoziierten Verbänden ihre Ausbildungsstellen auf der Webseite platzieren. Ob eine Mitgliedschaft in einem assoziierten Verband vorliegt, wird durch Mitarbeiter des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt e.V. überprüft. Natürlich können Landwirte und landwirtschaftliche Unternehmen, die noch kein Mitglied im Bauernverband sind, jederzeit an den Kreisbauernverband vor Ort zugehen.

Besuchen Sie die neue Seite: https://grüne-berufe.de/

Situationsbericht und Kernanliegen des DBV

Der Deutsche Bauernverband (DBV) hat in seinem aktuellen Situationsbericht zur Landwirtschaft im Wirtschaftsjahr 2023/24 eine deutliche Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage festgestellt. Das durchschnittliche Unternehmensergebnis der Haupterwerbsbetriebe sank um knapp 30 Prozent auf 77.500 Euro je Betrieb. Ursachen sind vor allem der starke Rückgang der Erzeugerpreise bei pflanzlichen und tierischen Produkten sowie die anhaltend hohen Betriebsmittelpreise. Insbesondere der Strukturwandel in der Tierhaltung schreitet weiter voran, was Arbeitsplätze und Wertschöpfung in ländlichen Räumen gefährdet. DBV-Präsident Joachim Rukwied betont die Notwendigkeit eines agrarpolitischen Neustarts mit gezielten Entlastungen, Investitionsimpulsen und Planungssicherheit für die Tierhaltung.

Mit Blick auf die Bundestagswahl 2025 hat der DBV zehn Kernanliegen formuliert, die entscheidende Maßnahmen zur Stärkung einer zukunftsfähigen Landwirtschaft benennen. Dazu gehören die Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit im europäischen Binnenmarkt durch Bürokratieabbau und ein tragfähiges Agrardiesel-Konzept sowie die Weiterentwicklung der Tierhaltung. Der Verband fordert außerdem bessere Rahmenbedingungen für ländliche Räume durch unternehmerische Freiräume und eine leistungsfähige Infrastruktur. Präsident Rukwied appelliert an die Politik, mit einem echten Politikwechsel die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Landwirtschaft zu sichern und Ernährungssicherheit zu gewährleisten.

Rückblick auf den 36. Bauernverbandstag

Am 12. Dezember 2024 fand der 36. Bauernverbandstag im Bernstein Salzlandcenter in Staßfurt statt. Für die Veranstaltung trafen sich über 270 Mitglieder, Gäste aus Wirtschaft und Politik, Partner des Verbandes und Experten, um über zentrale Themen der Landwirtschaft in Sachsen-Anhalt zu diskutieren und die Weichen für die Zukunft zu stellen.

Der interne Teil begann mit der Mitgliederversammlung, in der Präsident Olaf Feuerborn die Teilnehmer begrüßte und über die Arbeiten und Erfolge des zurückliegenden Jahres berichtete. Dem schlossen sich die Personal-, Finanz- und Strukturentwicklung im Verband an, präsentiert von Hauptgeschäftsführer Marcus Rothbart.

Der Geschäftsbericht für das Jahr 2023/2024 bot einen detaillierten Überblick über die Entwicklungen des Verbandes, gefolgt von der Vorstellung des Haushaltsplans für 2025. Die Diskussionen zu Satzungsänderungen und strategischen Ausrichtungen verdeutlichten das Engagement des Verbandes, sich den Herausforderungen der Zukunft aktiv zu stellen.

Die Ehrung herausragender Ausbildungsbetriebe und die Vergabe von Ehrennadeln sowie einer Ehrenmitgliedschaft verdeutlichte die Wertschätzung für die Leistungsträger in der Branche. Als Ausbildungsbetrieb des Jahres wurde die Agrargenossenschaft Trebitz geehrt. Das Team um Geschäftsführerin Gudrun Preuschoff legt bereits seit langem großen Wert auf eine Ausbildung, die junge Agrarier auf die Vielfalt ihres späteren Berufes vorbereitet.

Der Bauernverband Sachsen-Anhalt zeichnet Friedhelm Duderstedt und Bodo Zier mit Ehrennadeln aus, um ihren langjährigen Einsatz als Vorsitzende des Bauernverbandes Burgenlandkreis zu würdigen. Sie meisterten über zwei Jahrzehnte hinweg große Herausforderungen und trugen entscheidend zum Zusammenschluss der Verbände Sachsen-Anhalt Süd und Burgenlandkreis bei. Mit viel Überzeugungsarbeit gelang es ihnen, Bedenken abzubauen und die Vorteile eines gemeinsamen Geschäftsbetriebs zu vermitteln.

Ebenso mit einer Ehrennadel wurde Kerstin Ramminger, Kreisgeschäftsführerin des Bauernverbandes Stendal seit 2013, ausgezeichnet. Mit unermüdlichem Engagement und Herzblut setzt sie sich für praxisnahe Lösungen und die Interessen der Landwirtschaft ein.

Für seinen langjährigen Einsatz für den Berufsstand und den Dialog von Landwirtschaft und Öffentlichkeit wurde Dr. Harald Lütkemeier mit der Ehrenmitgliedschaft ausgezeichnet. Dr. Lütkemeier ist Mitglied im Salzlandkreis und hält viele regionale und überregionale Veranstaltungen in Bild und Wort fest, um sie über den Kreis der Teilnehmer hinaus zu teilen. Mit seinen verständlichen und nahbaren Berichten, die sich an eine breite Leserschaft richten und deshalb Eingang in die Presse finden, verbessert er die Verständigung zwischen einer nicht-landwirtschaftlichen Leserschaft und dem Berufsstand.

(v.l.: Minister Sven Schulze, Gudrun Preuschoff von der Agrargenossenschaft Trebitz, Kerstin Ramminger, Dr. Harald Lütkemeier, Bodo Zier, Friedhelm Duderstedt, Olaf Feuerborn)

Öffentlicher Teil und Diskussion
Im öffentlichen Teil stand die agrarpolitische Diskussion im Mittelpunkt. Unter dem Motto „Agrarbranche Sachsen-Anhalt – zwischen Weltmarkt, Bundespolitik und Regionalität“ diskutierten

Sven Schulze (Minister für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten),

Torsten Krawczyk (Präsident des Sächsischen Landesbauernverbandes e.V. und Vizepräsident des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt e.V.),

Prof. Dr. Alfons Balmann (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) sowie

Olaf Feuerborn (Präsident des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt e.V.).

Die Diskussion beleuchtete zentrale Fragestellungen, die die Branche bewegen, und betonte die Notwendigkeit, die Balance zwischen globalen Anforderungen und regionaler Verantwortung zu finden. Einen weiteren Überblick zur agrarpolitischen Diskussion erhalten die Leser des Informationsheftes 01/2022.

Bauernverbandstag und Diskussion in Staßfurt

„Agrarbranche Sachsen-Anhalt – zwischen Weltmarkt, Bundespolitik und Regionalität“ lautet die Überschrift für den öffentlichen Teil des 36. Bauernverbandstages des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt. Am Donnerstag, 12. Dezember 2024, findet dieser im Bernstein Salzlandcenter in Staßfurt statt. Der öffentliche Teil des Verbandstages beginnt um 13 Uhr.

Präsident Olaf Feuerborn wird die Gäste begrüßen und die Wahlergebnisse zur Nachwahl der Revisionskommission bekanntgeben. Im Anschluss erfolgt die Ehrung des Ausbildungsbetriebs des Jahres und ausgezeichneter Persönlichkeiten durch den Präsidenten des Bauernverbandes und den Minister für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten des Landes Sachsen-Anhalt, Sven Schulze.

Ein jährlicher Höhepunkt ist die agrarpolitische Diskussion, die zentrale Themen der Landwirtschaft beleuchtet. Auf dem Podium werden sein:

  • Sven Schulze, Minister für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten des Landes Sachsen-Anhalt,
  • Torsten Krawczyk, Präsident des Sächsischen Landesbauernverbandes e.V. und Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes e.V.,
  • Prof. Dr. Alfons Balmann, Professor für Betriebs- und Strukturentwicklung im ländlichen Raum an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, und
  • Olaf Feuerborn, Präsident des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt e.V.

Im Fokus der Diskussion stehen der Umgang mit den Einflüssen globaler Märkte, bundespolitische Rahmenbedingungen sowie die Bedeutung regionaler Wertschöpfung. Interessierte Journalistinnen und Journalisten laden wir gerne ein und bitten um eine Anmeldung bei presse@bauernverband-st.de.

 

Wettbewerbsfähige Landwirtschaft: ZKL legt Empfehlungen vor

Die Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) hat am 26.11.2024 ihre strategischen Leitlinien für die zukünftige Agrarpolitik vorgestellt. Unter dem Titel

„Zukunft Landwirtschaft. Eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe in schwierigen Zeiten – Strategische Leitlinien und Empfehlungen der Zukunftskommission Landwirtschaft“

hebt die Kommission die dringende Notwendigkeit hervor, innovative Ansätze für eine nachhaltige Agrar- und Ernährungspolitik zu entwickeln. Dabei betont die ZKL, dass Wettbewerbsfähigkeit, Nachhaltigkeit und Resilienz gleichermaßen berücksichtigt werden müssen. Der Abschlussbericht von 2021 dient weiterhin als Grundlage für konkrete Maßnahmen, um Umwelt-, Klima- und Tierschutz mit langfristigen Perspektiven für Landwirtinnen und Landwirte zu verbinden.

Folgende Punkte und Empfehlungen hob der DBV in eine Pressemitteilung als wichtige Ergebnisse hervor, um die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe zukünftig zu stärken:

  • Wichtige Klarstellung: „Wettbewerbsfähigkeit, Nachhaltigkeit und Resilienz des Agrar- und Ernährungssektors sind gleichberechtigte Kernaufgaben der künftigen Agrarpolitik.“
  • Forderung nach Regulierungsabbau: „In der Landwirtschaft und im Gartenbau ist inzwischen eine Regelungsdichte erreicht, die landwirtschaftliche Betriebe und Behörden überfordert.“
  • Kooperation als grundsätzliches Prinzip für Naturschutz, Anreizsysteme und Fördermaßnahmen anstelle pauschaler rechtlicher Vorgaben
  • Verpflichtender Ausgleichsanspruch für Naturschutzauflagen oberhalb der Anforderungen der guten fachlichen Praxis
  • Deutliche Verschlankung der Düngeregelungen und Entlastungen für Betriebe in den Roten Gebieten
  • Gemeinsame Agrarpolitik im Sinne der Betriebe weiterentwickeln, vollständiger Abbau der Konditionalität
  • Einzelbetriebliches Risikomanagement durch Risikorücklage stärken
  • Agrardiesel auf europäischem Niveau besteuern
  • Perspektiven für erneuerbare Kraftstoffe in der Landwirtschaft schaffen
  • Umbau der Tierhaltung weiterentwickeln und substanziell finanzieren
  • Baurecht und Immissionsrecht effizienter und einfacher gestalten
  • Von Landwirtschaft und Ernährungswirtschaft gemeinsam entwickelte Standards zukünftig stärker nutzen und nicht durch staatliches Handeln konterkarieren

Die ZKL besteht auch Vertreterinnen und Vertretern von: Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft / Deutscher Landfrauenverband / Bundesverband Deutscher Milchviehhalter / Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft / Zentralverband Gartenbau / Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft / Deutscher Bauernverband / Bund der Deutschen Landjugend / Landwirtschaft verbindet Deutschland e.V. / Verband der Landwirtschaftskammern / Bundesvereinigung der deutschen Ernährungsindustrie / Bitkom e.V. / Bundesverband der Pflanzenzüchter / Bundesverband des deutschen Lebensmittelhandels / Deutscher Raiffeisenverband / Verbraucherzentrale Bundesverband / Lebensmittelverband Deutschland / Industrieverband Agrar / Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland / Naturschutzbund Deutschland / Deutscher Naturschutzring / Brot für die Welt / Deutscher Tierschutzbund / BUNDjugend / Welthungerhilfe / WWF Deutschland / Universität Kassel / Universität Hohenheim / Johann Heinrich von Thünen-Institut / Universität Gießen / Universität Göttingen

Das komplette Papier finden Sie HIER.

Vor-Ort-Termin zum geplanten Gewerbegebiet

An einem Acker im Burgenlandkreis haben sich am 7. November Landwirte, kommunale Vertreter, Anwohner und Journalisten getroffen. Grund dafür: Die Planung eines interkommunalen Gewerbegebietes, das bei vielen Anwohnern und regionalen Unternehmen in der Kritik steht. Der Landrat hat mit Verweis auf längerfristige Termine abgesagt. Die Bürgermeister von Teuchern, Weißenfels, Hohenmölsen und Lützen haben auf die Anfrage des Kreisbauernverbandes Burgenlandkreis zur Teilnahme keine Antwort gegeben.

 

Letzte Nebelschwaden waren auf der B91 südlich von Weißenfels, als Jens-Uwe Kraft die Journalisten, Landwirte und Interessierten begrüßte. Hinter ihm erstreckte sich ein großes Feld, auf welchem bis vor kurzem noch Zuckerrüben standen. Auf dieser und weiteren Flächen sollen, nach den Plänen des interkommunalen Gewerbegebietes, in ein paar Jahren keine Landwirte mehr wirtschaften, sondern Betondecken liegen. Derartige Projekte versiegeln landwirtschaftliche Nutzflächen für immer. Daher sind Landwirtinnen und Landwirte grundsätzlich wenig begeistert, wenn es um große Infrastrukturprojekte geht, die das nutzbare Acker- oder Grünland verringern. In diesem Fall ist die Kritik jedoch ganz konkret.

Für die Region wird ein voranschreitender Bevölkerungs- und Fachkräfterückgang prognostiziert. Fachkräfte sind bereits Mangelware. Die Region braucht ein Konzept, um die wirtschaftliche Entwicklung und die Lebensqualität in der Region zu verbessern. Ob dem entgegengewirkt werden kann, wenn man als „Leuchtturmprojekt“ ein neues Gewerbegebiet aus dem Boden stampft, wird bezweifelt, zumal wenig über konkrete Ansiedlungsvorhaben bekannt ist. Hunderte Hektar Ackerland wären jedoch zweifelsfrei verloren.

Jens-Uwe Kraft ist Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Burgenlandkreis e.V. und über den Umgang mit der Kritik der Landwirtinnen und Landwirte verärgert: „Das geplante Gewerbegebiet wird als großer Gewinn dargestellt, aber woher sollen die Mitarbeiter dafür kommen? Was wir einfordern, ist eine ergebnisoffene Diskussion. Das scheint aber vonseiten der Entscheidungsträger nicht gewollt zu sein.“

Besonders betroffen von den Flächenversiegelungen wäre die Osterland Landwirtschafts GmbH. Der Geschäftsführer Arnd Helm erklärte, dass nicht nur die Ernte allein an den Äckern hängt: „In unserem Betrieb haben wir mit den Feldern, dem Grünland und der Tierhaltung einen komplexen und weitgehend geschlossenen Kreislauf. Wenn in dieser Rechnung 160 ha Fläche wegfallen, allein für unseren Betrieb, geht die Rechnung nicht mehr auf. Das Gewerbegebiet hätte für uns direkt zur Folge, dass wir mittelfristig Stellen abbauen müssten.“

Der Kreisbauernverband Burgenlandkreis e.V. und der Bauernverband Sachsen-Anhalt e.V. haben darüber hinaus Kritikpunkte an der maßgeblichen Machbarkeitsstudie des geplanten interkommunalen Gewerbegebietes. Unteren anderem sind Fragen der Entwässerung und des Regionalen Entwicklungsplans offen. Zudem sind im weiteren Umfeld etliche Industriebrachen und leerstehende Gewerbegebiete bekannt, die aus Sicht des Berufsstandes besser geeignet wären, sie entsprechend zu entwickeln.

 

November-Kommentar im Informationsheft des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt e.V.

Gewerbegebiet Weißenfels in der Kritik

Hunderte Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche sollen bei Weißenfels zu einem „Interkommunalen Gewerbegebiet“ werden. Weder ist das Vorhaben Teil des Regionalen Entwicklungsplans noch erfolgversprechend. Ortsansässige Landwirte und Bauernverband Burgenlandkreis e.V. fordern eine offene Diskussion.

 

Für ein interkommunales Gewerbegebiet bei Weißenfels wird eine Flächenversiegelung von 330 Hektar (ha) geplant. Mit den damit verbundenen Ausgleichsmaßnahmen bedeutet das einen Flächenverlust von mehr als 420 ha. Die Böden sind sehr gutes Ackerland, im Durchschnitt mit 90 Bodenpunkten. Vor dem Hintergrund des regionalen Bevölkerungs- und Fachkräfterückganges sollten bestehende Strukturen verbessert werden, statt wenig zielgerichtet neue Gewerbegebiete zu schaffen.

Tina Eulau, Geschäftsführerin des Bauernverbandes Burgenlandkreis e.V., dazu: „Alternative Vorhaben wurden nicht geprüft. Das sei auch nicht geplant, weil die Strukturwandel-Gelder schnell ausgegeben werden sollen. Wir fordern eine intensive Prüfung, um einen sinnvollen Weg zu finden, wie die Mittel besser genutzt werden können. Was wir nicht brauchen, sind weitere Gewerbegebiete, die 20 Jahre lang leer stehen – aber die Flächen wurden schon mal gesichert.“

Um Weißenfels sind weitere Vorhaben auf dem Tisch, bei denen die regionalen Landwirtinnen und Landwirte Flächen verlieren sollen: die Ortsumgehung Weißenfels, eine Bahnlinie zum Gewerbegebiet, eine Wasserstoffpipeline, der SüdOstLink. Den landwirtschaftlichen Betrieben wird fortschreitend die Arbeitsgrundlage entzogen. Die Landwirte der Osterland Teuchern GmbH und der Bauernverband Burgenlandkreis e.V. laden Journalistinnen und Journalisten zum Pressegespräch ein. Der Termin findet an den betroffenen Flächen statt (https://goo.gl/maps/GZ9MTUU17R8e6ycB6), am 06.11.2024 um 10.00 Uhr. Melden Sie sich für Ihre Teilnahme bitte bei: Tina Eulau, 0160/91756285, bvburgenland@bauernverband-st.de