Zwischenstand Ernte: Landwirte hoffen auf Hochdruck

Die unbeständige Witterung führt zu Unterbrechungen der Erntearbeiten, die Mähdrescher stehen immer wieder still. Landwirtinnen und Landwirte hoffen auf eine stabile Hochdruck-Lage, um die Ernte zügig und mit guten Qualitäten einbringen zu können.

Trotz Unterbrechungen ist die Winterrapsernte vorangeschritten. Der Ertrag im Winterraps beträgt im Landesschnitt derzeit 3,2 t/ha. Auffällig ist, dass die Erträge regional wieder stark schwanken. Das ist teilweise auf die Witterung und die natürlichen Standortbedingungen zurückzuführen, jedoch auch auf massives Schädlingsaufkommen. Besser als im Vorfeld befürchtet sind hohe Ölgehalte, wie von vielen Betrieben gemeldet wird. Bei der Wintergerst wurden durchschnittliche Qualitäten gemeldet.

Ein zügiger Erntefortgang ist wichtig, um Qualitätsverluste im Getreide zu vermeiden. Durch die jüngsten Niederschläge sind die Feuchtigkeitsgehalte der Getreidekörner zu hoch. Der teils starke Regen hat dazu geführt, dass Getreideähren abgeknickt sind. In der Summe können solche scheinbar kleinen Faktoren dazu führen, dass die Ernte deutlich an Wert verliert. Zu der Winterweizen-Ernte werden aus der Praxis unterdurchschnittliche Qualitäten gemeldet. Der Ertrag liegt nach vorläufigen Ergebnissen einer Umfrage unter den Landwirtschaftsbetrieben bei rund 7 t/ha.

Qualitätseinbußen entstehen auch durch bundespolitische Vorgaben. In den sogenannten roten Gebieten ist Landwirten vorgeschrieben, bei der Stickstoffdüngung von dem errechneten Optimal-Bedarf der Pflanzen 20 Prozent abzuziehen. Unter solchen Vorgaben ist die Erzeugung von hohen Qualitäten und Erträgen massiv erschwert, an manchen Standorten sogar unmöglich. Ob eine derartige „verordnete Mangelernährung“ von Pflanzen auf die Messwerte in den roten Gebieten einen relevanten Einfluss hat, ist fraglich.

Weitere Kulturen, welche derzeit geerntet werden, sind der Durum (Hartweizen), Winterroggen, Sommergerste, Dinkel und Triticale (Kreuzung zwischen Weizen und Roggen). Auch die Ernte der Futtererbsen ist gut vorangeschritten. Hier melden einige Landwirte einen starken Unkrautbesatz, was zu Erschwernissen bei der Ernte führt. Zudem liegen die Erbsen durch die Niederschläge häufig platt am Boden.

Information für Journalistinnen und Journalisten

Wenn Sie Interview- sowie Drehpartner zur Ernte 2024 suchen, stellen wir gerne einen Kontakt zu einer regionalen Landwirtin / einem regionalen Landwirt für Sie her. Wenden Sie sich dafür bitte an presse@bauernverband-st.de.

 

Ausbildungsbetrieb

Bewerbungsstart für „Ausbildungsbetrieb des Jahres 2024“

Auch in diesem Jahr lobt der Bauernverband Sachsen-Anhalt e.V. den „Ausbildungsbetrieb des Jahres“ aus. Die Auszeichnung erfolgt auf dem Bauerntag im Dezember in Staßfurt. Dem Bauernverband ist es wichtig, herausragende Leistungen in der Ausbildung hervorzuheben und so die hohe Attraktivität der Ausbildung zu bewerben. Die Bewerbungsunterlagen können Sie hier downloaden. Bei Fragen wenden Sie sich an Ihren Kreisverband. Die Bewerbungsfrist läuft bis zum 30. September 2024.

Erste Erntemeldung für Sachsen-Anhalt

Im ganzen Land rollen die Mähdrescher. Die Wintergerste ist bereits in weiten Teilen eingefahren, die Winterrapsernte ist in vollem Gange. Die Nässe aus den Winter- und Frühjahrsmonaten hat den Ackerfrüchten regional erheblich zugesetzt. Zudem gibt es in einigen Regionen unterschiedlich aufgetretene Wetterextreme wie Hagel und Starkregen.

Im Landesschnitt liegt der diesjährige Wintergerstenertrag bei 65,7 dt/ha und damit deutlich unter den Erwartungen aus der Vorernteschätzung. Knickähren, die immer wiederkehrenden Niederschläge und feuchtes Stroh haben zu Verzögerungen in der Ernte geführt. Das hat sich auch auf die Qualität ausgewirkt und zu stark schwankenden und teils verminderten Hektolitergewichten geführt. Das bringt wiederum weitere preisliche Abschläge und damit geringere Vermarktungserlöse bei den Betrieben mit sich, wo der Marktpreis für die Wintergerste aktuell ohnehin sehr niedrig ist.
Das Hektolitergewicht wird zur Qualitätsbeurteilung genutzt und dient als Abrechnungskriterium. Die weitere Preisentwicklung für die Ackerbaubetriebe in Sachsen- Anhalt ist jedoch nicht allein vom Ernteaufkommen und von den erzielten Qualitäten hierzulande abhängig. Vielmehr geht ein entscheidender Einfluss von der europäischen und der weltweiten Getreideernte aus.

Die Erträge und Qualitäten sind abhängig von den natürlichen Standortfaktoren und unterliegen starken regionalen Schwankungen. Das zeigt sich auch im Winterraps, der bedeutendsten Ölpflanze in Sachsen-Anhalt. Hier hat der Rapserdflohbefall nach der Aussaat im Herbst 2023 zu deutlichen Schädigungen der Pflanzen geführt. Dabei frisst der Käfer an den noch jungen Trieben der Pflanzen und schädigt diese stark. Die Ausbreitung des Rapserdflohs ist vor allem auf den Wegfall der neonicotinoiden Beize für den direkten Schutz des Saatgutes zurückzuführen. Eine alternative Beize gegen den Rapserdfloh, um die auflaufenden jungen Bestände nachhaltig schützen zu können, gibt es Bauernverband Sachsen-Anhalt e.V. 2 nicht. Neben dem Käfer schädigen auch die Larven, indem sie im Stängelinneren und in den Blattstielen fressen und somit zusätzlich irreversible Schädigungen hinterlassen, welche nun in den Ernteergebnissen sichtbar werden. Bislang wurde etwa 40 % der Raps- Anbaufläche in Sachsen-Anhalt geerntet. Der Ertrag liegt aktuell deutlich unter den Erwartungen und bewegt sich größtenteils in einer Spanne von 16 bis 34 dt/ha, sodass sich nach derzeitigem Stand ein durchschnittliches Ergebnis von 29,2 dt/ha ergibt.

Für die bevorstehende Winterweizenernte benötigen die Betriebe trockene und sonnige Witterungsbedingungen für einen zügigen Erntefortgang.
Besonders der Weizen ist für viele Betriebe wirtschaftlich wichtig. Sachsen-Anhalt ist eine von Deutschlands „Kornkammern“, rund 10 Prozent des deutschen Winterweizens kommt aus Sachsen-Anhalt.

Zahlen zu den Anbauflächen finden Sie auf der Webseite des Statistischen Bundesamtes: Voraussichtliche Anbauflächen ausgewählter Feldfrüchte zur Ernte 2024 nach Bundesländern – Statistisches Bundesamt (destatis.de)

 

Information für Journalistinnen und Journalisten

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Juli-Kommentar im Informationsheft des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt e.V.

Werte Verbandsmitglieder,
liebe Bäuerinnen und Bauern,

auf dem Deutschen Bauerntag in Cottbus haben wir auf eine sehr arbeitsreiche Zeit zurückgeschaut. Das Ende der SUR und der Beginn der Proteste 2023, die Aktionen im Winter und das sehr wechselhafte Frühjahr, haben uns allen viel Energie und Zeit abverlangt. Joachim Rukwied dankte allen Mitgliedern und Mitarbeitern der Kreis- und Landesbauernverbände und des DBV. Gemeinsam haben wir erreicht, dass sich auf europäischer Ebene spürbar etwas bewegt hat! Auf Bundesebene ist das deutlich zäher, auch weil die Koalitionäre selber keine klare Linie haben.

Anders als der Deutsche Bauernverband. Die Kritik des Bauernverbandes am Schlingerkurs der Bundesregierung hat Präsident Rukwied in aller Deutlichkeit erneuert. Ich freue mich, dass Joachim Rukwied nochmal diese große Verantwortung auf sich nimmt und die Delegierten der Landesbauernverbände ihm ihr Vertrauen ausgesprochen haben. Meine Gratulation auch an SLB-Präsident Torsten Krawczyk, er wurde zum DBV-Vizepräsidenten gewählt.

Die Bundesregierung meldete sich, nur einen Tag vor dem Bauerntag, überraschend mit einem „Entlastungspaket“ zu Wort. Dieses Entlastungs-„Päckchen“ ist jedoch absolut unzureichend. Es freut mich, dass der Großteil der Presse diese Nebelkerze als solche erkannt hat. Der Begriff „Bürokratieabbau“ wird häufig verwendet, ohne zu berücksichtigen, dass Bürokratie hauptsächlich durch gesetzliche Vorgaben entsteht. Ein effektiver Bürokratieabbau erfordert auch die ersatzlose Streichung unnötiger Vorgaben.

Der DBV und seine Landesbauernverbände haben einen Katalog grundlegender Forderungen zum Abbau bürokratischer Hindernisse erstellt und sich damit kurz nach den Bauernprotesten Anfang des Jahres an die Agrarminister von Bund und Ländern gewandt. Der DBV fordert die politischen Entscheidungsträger auf, eine ernsthafte und wirksame Initiative zum Bürokratieabbau zu starten und umzusetzen, um die Wettbewerbsfähigkeit wiederherzustellen. Vonseiten der Agrarministerkonferenz wurde ein Katalog mit fast 200 Punkten erstellt, von denen nun nur ein kleiner Teil angegangen werden soll.

Die Bundesregierung ist gefordert, ihre eigenen Versprechen zum Bürokratieabbau umzusetzen und die vorgelegten Entbürokratisierungsvorschläge ernst zu nehmen, um die Zukunftsfähigkeit der heimischen Landwirtschaft nicht weiter zu belasten. Es ist höchste Zeit, dass spürbare und konkrete Ergebnisse geliefert werden. Knapp drei Jahre, nachdem die Bundesregierung gewählt worden ist, kann sie sich nicht mehr darauf berufen, dass sie in ihren Möglichkeiten durch die vorangegangenen Regierungen begrenzt sei.

Landwirtschaftsminister Cem Özdemir hat Anfang des Jahres betont, er sehe ein Problem darin, dass in der Vergangenheit viele Versprechen an die Landwirte gemacht worden sind, die von der Politik nicht eingelöst wurden. Wenn das seine Überzeugung ist, ist es mir nicht erklärlich, warum vom BMEL der umfangreiche Abbau von Bürokratie und Erleichterungen für die Landwirtinnen und Landwirte versprochen werden, dann aber fast nichts passiert. Überarbeitungen der Regelungen für den Verlust von Ohrmarken oder beim Nachweis als aktiver Betriebsinhaber sind nicht der große Wurf, sondern überfällige Anpassungen an die Praxis. Die Tarifglättung wurde bereits von der Vorgänger-Regierung auf den Weg gebracht und steht in keinem Verhältnis zu den aktuellen Kürzungen an anderen Stellen. Die ungleich wichtigere Risikoausgleichsrücklage wird von der Ampel nicht aufgenommen.

Die zentralen Aufgaben, die vor der Landwirtschaft in Deutschland liegen, sind Zukunftsfähigkeit, Wettbewerbsfähigkeit und Versorgungssicherheit. Wir brauchen flexiblere Rahmenbedingungen und politische Perspektive. Auch die ganz praktischen Faktoren sind fundamental, wie ausreichend Wirkstoffe zum Schutz unserer Ernten, um im Ackerbau zukunftsfähig zu sein. Und während die Zahl der hungernden Menschen weltweit steigt, ebenso die Zahl der Menschen insgesamt, dürfen wir in Mitteleuropa nicht die Produktion künstlich herunterfahren.

Keine der zentralen Aufgaben der Landwirtschaft setzt eine überbordende Bürokratie voraus. Unsere Landwirtschaft kann Enormes leisten, wenn nicht für jeden Handgriff Vorgaben gemacht werden. Dieses Verständnis hat die Bundesregierung offenbar bis heute nicht erreicht.

Olaf Feuerborn
Präsident des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt e.V.

 

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