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September-Kommentar im Informationsheft des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt e.V.

Werte Verbandsmitglieder,
liebe Bäuerinnen und Bauern,

die Situation auf den internationalen Getreidemärkten hat sich in den vergangenen Monaten deutlich verändert und stellt uns vor neue Herausforderungen. Besonders die teils unterschiedlichen Meldungen über Importe von ukrainischem Getreide nach Europa und Deutschland haben viele verunsichert. Die Frage, wie sich diese Entwicklungen auf unsere heimische Landwirtschaft auswirken, ist absolut berechtigt. Es ist notwendig, die Lage zu betrachten und realistische Lösungen zu diskutieren.

Wichtig ist zum einen, dass der Import von Getreide aus der Ukraine über andere EU-Länder nach Deutschland keine neue Entwicklung ist. Bereits in den vergangenen Jahren haben wir gesehen, dass ukrainisches Getreide über Mitgliedsstaaten wie Polen, Tschechien oder Ungarn in unseren Markt gelangt. Letzteres ist Teil des freien Warenverkehrs innerhalb der EU und spiegelt die Mechanismen eines integrierten europäischen Binnenmarktes wider. In der ersten Hälfte der Saison 2023/24 sind die Getreideimporte nach Deutschland zwar um etwa 600.000 Tonnen gestiegen, doch im Vergleich zur gesamten EU-Weizenproduktion von rund 126 Millionen Tonnen ist diese Menge vergleichsweise gering. Dies zeigt, dass die aktuellen Preisverwerfungen nicht allein durch ukrainische Importe erklärt werden können.

Zum anderen ist die Marktlage das Ergebnis verschiedener und globaler Faktoren. Zu den bedeutendsten gehören die Rekordernten in den USA und Brasilien. Diese Länder haben große Mengen an Körnermais produziert, was die weltweiten Getreidepreise insgesamt, einschließlich der Weizenpreise, unter Druck gesetzt hat. Zudem hat Russland nach einer ebenfalls sehr guten Ernte seine Exportmengen erheblich gesteigert und bietet diese zu besonders niedrigen Preisen an. Diese Preisstrategie führt zu einer Überflutung des Marktes mit billigem Weizen und trägt erheblich zur aktuellen Preissituation bei. Das führt zu einem Erzeugerpreisverfall, der alle europäischen Landwirte betrifft. Auch die Länder, die nicht in der EU sind, leiden unter den niedrigen Weltmarktpreisen, die somit auch ihre Einnahmemöglichkeiten einschränken.

Für uns in Deutschland stellt sich die Frage, wie wir auf diese Situation reagieren können. Es ist nicht realistisch zu erwarten, dass wir durch Forderungen auf EU- oder globaler Ebene schnell eine Verbesserung unserer Lage erreichen. Vielmehr sollten wir uns darauf konzentrieren, hierzulande die Rahmenbedingungen zu schaffen, die uns eine wettbewerbsfähige Produktion ermöglichen. Fundamental dafür sind bedarfsgerechte Düngung und effizienter, pragmatischer Pflanzenschutz. Deshalb sind und bleiben das Kernforderungen unseres Bauernverbandes. Einer guten, wirtschaftlichen Perspektive im Weg stehen ebenso viele Auflagen, die Betrieben unnötige Kosten und Verwaltungsaufwand bescheren. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Förderung von Investitionen in moderne Technologien, die uns helfen, effizienter zu arbeiten und gleichzeitig Anforderungen des Umweltschutzes noch gezielter zu erfüllen.

Ein besonders dringliches Anliegen ist auch die Schaffung eines verlässlichen politischen Rahmens, der Planungssicherheit für unsere Betriebe bietet. Die Unsicherheit über zukünftige politische Entscheidungen, etwa im Bereich der GAP und der Umsetzung in Deutschland, erschwert langfristige Investitionen und strategische Planungen. Wir setzen uns dafür ein, dass diese Unsicherheiten geklärt werden und bessere Bedingungen geschaffen werden, die unsere Landwirtschaft stärken.

Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, unsere heimische Landwirtschaft zu stärken und die kommenden Herausforderungen erfolgreich zu meistern.

Olaf Feuerborn
Präsident des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt e.V.

 

 

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