Europäische Marktentwicklung und gesetzliche Auflagen bestimmen betriebswirtschaftliche Ergebnisse
Die betriebswirtschaftliche Situation der Landwirte ist insgesamt stabil. Die russischen Einfuhrstopps für wichtige Agrarprodukte treffen vor allem die russischen Verbraucher, weniger die einheimischen Landwirte. Diese werden vor allem durch immer neue gesetzliche Auflagen und Rahmenbedingungen belastet. Diese Einschätzung vertritt der 1. Vizepräsident des Bauernverbands, Torsten Wagner, im Rahmen der Erntepressekonferenz in Hoym.
Für die Ernährungswirtschaft in Sachsen-Anhalt macht der russische Markt zwar nur geringen Teil des Umsatzes vor allem für Fleisch- und Milchprodukte aus. Exportschranken wirken sich aber bis auf die Nutztierhalter aus. Die betriebswirtschaftliche Situation der Betriebe wird jedoch vor allem durch Entwicklungen auf dem europäischen Markt geprägt.
Aufgrund der relativ guten Ernte in Europa sind die Börsenpreise für Getreide und Ölfrüchte deutlich gesunken, teilweise um 20 bis 30%. Reine Marktfruchtbetriebe konnten trotz der anfänglich guten Ernte aufgrund der aktuellen Preise ihr betriebswirtschaftliches Ergebnis kaum steigern. Gegen negative Auswirkungen von Marktschwankungen setzen Landwirte auf eine teilweise Absicherung ihrer Ernte über Vorkontrakte. Auch Vermarktungszusammenschlüsse und der Ausbau von Lagerkapazitäten sind Reaktionen auf Preistäler. Tierhaltende Betriebe könnten mit den zu erwartenden moderaten Futterpreisen niedrige Erzeugerpreise bei Eiern und Fleisch etwas ausgleichen.
Die Preise für Eier sind seit dem Verfall zum Jahreswechsel auf niedrigem Niveau geblieben und nicht kostendeckend. Ebenso angespannt ist die ökonomische Lage in den schweinehaltenden Betrieben. So sind Investitionen in beiden Bereichen nicht in größerem Umfang zu erwarten, zumal die Umstellung der Betriebe an die neuen rechtlichen Rahmenbedingungen bereits große finanzielle Anstrengungen gekostet hat.
Die Milchviehhalter sind derzeit bei einem Milchpreis von knapp 38 ct vorsichtig optimistisch und bereiten sich auf den Ausstieg aus der quotengesteuerten Milchproduktion im April 2015 vor. Mit Investitionen in neue Ställe und Melktechnik für mehr Tierwohl und bessere Arbeits-bedingungen wird der Weg zur Marktfreigabe ohne Mengensteuerung geebnet. Die Zahl der in Sachsen-Anhalt gehaltenen Milchkühe hat sich im Vergleich zum Vorjahr von 125.333 auf 127.177 erhöht.
Der Bauernverband arbeitet weiter intensiv am Zustandekommen der Initiative Tierwohl. Finanzielle Mehraufwendungen der Landwirte im Tierschutz sollen über eine Umlage des Lebensmitteleinzelhandels direkt den Landwirten erstattet werden. Der Start des Vergütungssystems im Bereich der Sauenhaltung und Schweinemast ist für 2015 geplant.