Ernte in vollem Gange, Futtersituation angespannt
In ganz Sachsen-Anhalt sind die Mähdrescher unterwegs, um Getreide, Raps, Erbsen und andere Früchte zu ernten. Von rund 654.000 ha, das sind 65 % der Ackerfläche Sachsen-Anhalts, müssen in diesen Wochen Mähdruschfrüchte eingefahren werden. Die Ernte der Wintergerste ist abgeschlossen. Das wenige verfügbare Wasser hat die Bestände vorzeitig abreifen lassen. Dazu kamen in einigen Beständen große Schäden durch die Spätfröste Anfang Mai. Die Erträge liegen zwar insgesamt etwas über denen der Dürrevorjahre, bleiben aber weit hinter den Erwartungen. Im Vergleich zu den Vorjahren wurde wieder deutlich mehr Raps angebaut. Der Anbau von Winterraps war zurückgegangen, weil 2018 für dessen Anbau wichtige Pflanzenschutzmittel verboten worden sind. Das Anbaurisiko wurde damit deutlich erhöht. Als Teil der Fruchtfolge ist Raps jedoch wichtig. Der Raps ist jetzt fast überall reif und die Ernte geht sehr zügig voran. Die Erträge sind sehr unterschiedlich, von extrem niedrig bis ganz zufriedenstellend.
Für Wintergerste und Winterraps kamen die Niederschläge im Juni zu spät, um zu einem guten Ertrag beizutragen. Viele Betriebe hoffen auf bessere Erträge beim Winterweizen, der das Wasser teilweise noch aufnehmen konnte. Doch In vielen Bereichen Sachsen-Anhalts mussten Landwirte mit Sorge feststellen, dass der Befall durch Feldmäuse massiv zunimmt. Hoch problematisch sieht die Lage besonders im Süden Sachsen-Anhalts aus, wo streckenweise über 50 % der Bestände durch die Schadnager vernichtet wurden. Einige Ackerfutterflächen mit Luzerne mussten aufgrund der Schäden komplett umgebrochen werden.
Olaf Feuerborn, Präsident des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt e.V., fasst die aktuelle Lage wie folgt zusammen: „Die Ernte ist besser als in den letzten beiden Jahren, aber immer noch unter dem Durchschnitt. Wir brauchen dringend Regen, um die Erträge bei Zuckerrüben und Mais zu sichern. Im Unterboden haben wir nach wie vor keine Wasservorräte von denen die Pflanzen zehren könnten.“
Die aktuelle Prognose lässt auf eine etwas bessere Futtersituation als in den Vorjahren hoffen. Entscheidend dafür werden die weiteren Niederschläge und die Entwicklung der Maisbestände sein. Ein komfortabler Futterstock für den kommenden Winter ist nicht zu erwarten. Aufgrund fehlender Niederschläge und des weiter bestehenden Wasserdefizits im Boden wurde bisher teilweise nur 50 % der normalen Futtermenge geerntet. Viele Betriebe hatten Schwierigkeiten den Futteranschluss zu sichern. Deswegen, und wegen der regional starken Frostschäden, wurden schätzungsweise 20 % der Wintergerste zu Futterzwecken gehäckselt. Damit konnte die Futtersituation zwar verbessert werden, doch fehlen dadurch die Einnahmen durch den Verkauf der Wintergerste.