Pressemitteilung zum Vorernte-Gespräch 2024

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Abschließende Erntemeldung für Sachsen-Anhalt

Medieninformation 16/2024 – Magdeburg, 19. August 2024

Mittlere Mengen und deutliche Diskrepanzen bei Qualitäten und Preisen prägen die Ernte 2024. Über 160 landwirtschaftliche Betriebe haben an der 3. Erntemeldung des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt teilgenommen.

 

Die Mähdrusch-Saison in Sachsen-Anhalt ist fast abgeschlossen. Die Erträge sind besser als in den Dürrejahren, jedoch unter dem langjährigen Durchschnitt. Große regionale Unterschiede werden bei den wichtigsten Hauptkulturen verzeichnet. Die Erträge der mehr als 100.000 Hektar Wintergerste schwanken in den Regionen von 5,2 t/ha bis 7,6 t/ha. Der zeitige Start der Ernte sorgte dafür, dass es nur vereinzelt zu Erschwernissen wie Knickähren und Unkrautbesatz kam. Diese führten aber beim Winterroggen vielerorts zu einem zähen Vorankommen. Die 58.500 Hektar Roggen werden größtenteils in Sachsen-Anhalts Norden und Osten angebaut, mit den 4,3 t/ha liegt der durchschnittliche Ertrag etwas über der ersten Prognose von rund 4 t/ha.

Knapp unter dem langjährigen Mittel liegen die Erträge beim Winterweizen. Wie in allen Kulturen unterscheiden sich die Erntemeldungen lokal deutlich, von 4,1 t/ha bis 7,8 d/ha. Im Verhältnis zu den Flächen liegt die durchschnittliche Erntemenge bei 7,2 t/ha. Jedoch gibt fast die Hälfte der Betriebe an, dass niedrige Gehalte beim Rohprotein zu Abstufungen der Qualität und damit zu deutlichen finanziellen Mindererlösen führen. Ein Grund dafür sind die Vorgaben in den sogenannten roten Gebieten, die den fachgerechten Anbau von Brot-Weizen nicht zulassen.

Olaf Feuerborn, Präsident des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt e.V., bewertet: „Die durchschnittlichen Erträge zeigen, dass unsere Bäuerinnen und Bauern die schwierige Witterung gut gemeistert haben. Für die Bewertung der Ernte sind aber auch Qualitätsklassen und Marktpreise maßgeblich. Besonders an den Standorten, wo eine Nährstoff-Unterversorgung der Pflanzen vorgeschrieben ist, verzeichnen wir untere Qualitäten, die deutlich schlechter bezahlt werden. Für einen Betrieb sind das hunderte Euro Verlust pro Hektar.“

Dieser Situation bei den Erlösen stehen die Produktionskosten gegenüber. Die Einkaufspreise landwirtschaftlicher Betriebsmittel sind seit 2020 um rund 30 Prozent gestiegen. Anders als im Vorjahr werden die hohen Produktionskosten nicht durch vergleichbar gestiegene Erzeugerpreise ausgeglichen.

Erfreulich: Trotz teils sehr hoher Temperaturen wurden nur sehr wenige Feldbrände vermeldet. Die gelegentlichen Schauer haben zwar die Erntearbeiten ausgebremst, jedoch genug Feuchte erzeugt, dass die Brandschwellen hoch waren.

 

Für Journalistinnen und Journalisten
Der Deutsche Bauernverband e.V. (DBV) wird seine Ernteabschluss-Pressekonferenz am 22. August durchführen, Beginn um11 Uhr. Die Veranstaltung findet hybrid statt. Informationen zur Teilnahme erhalten Sie von der Pressestelle des DBV. Nach der PK finden Sie ein Video dazu auf dem YouTube-Kanal des DBV.

 

Zwischenstand Ernte: Landwirte hoffen auf Hochdruck

Die unbeständige Witterung führt zu Unterbrechungen der Erntearbeiten, die Mähdrescher stehen immer wieder still. Landwirtinnen und Landwirte hoffen auf eine stabile Hochdruck-Lage, um die Ernte zügig und mit guten Qualitäten einbringen zu können.

Trotz Unterbrechungen ist die Winterrapsernte vorangeschritten. Der Ertrag im Winterraps beträgt im Landesschnitt derzeit 3,2 t/ha. Auffällig ist, dass die Erträge regional wieder stark schwanken. Das ist teilweise auf die Witterung und die natürlichen Standortbedingungen zurückzuführen, jedoch auch auf massives Schädlingsaufkommen. Besser als im Vorfeld befürchtet sind hohe Ölgehalte, wie von vielen Betrieben gemeldet wird. Bei der Wintergerst wurden durchschnittliche Qualitäten gemeldet.

Ein zügiger Erntefortgang ist wichtig, um Qualitätsverluste im Getreide zu vermeiden. Durch die jüngsten Niederschläge sind die Feuchtigkeitsgehalte der Getreidekörner zu hoch. Der teils starke Regen hat dazu geführt, dass Getreideähren abgeknickt sind. In der Summe können solche scheinbar kleinen Faktoren dazu führen, dass die Ernte deutlich an Wert verliert. Zu der Winterweizen-Ernte werden aus der Praxis unterdurchschnittliche Qualitäten gemeldet. Der Ertrag liegt nach vorläufigen Ergebnissen einer Umfrage unter den Landwirtschaftsbetrieben bei rund 7 t/ha.

Qualitätseinbußen entstehen auch durch bundespolitische Vorgaben. In den sogenannten roten Gebieten ist Landwirten vorgeschrieben, bei der Stickstoffdüngung von dem errechneten Optimal-Bedarf der Pflanzen 20 Prozent abzuziehen. Unter solchen Vorgaben ist die Erzeugung von hohen Qualitäten und Erträgen massiv erschwert, an manchen Standorten sogar unmöglich. Ob eine derartige „verordnete Mangelernährung“ von Pflanzen auf die Messwerte in den roten Gebieten einen relevanten Einfluss hat, ist fraglich.

Weitere Kulturen, welche derzeit geerntet werden, sind der Durum (Hartweizen), Winterroggen, Sommergerste, Dinkel und Triticale (Kreuzung zwischen Weizen und Roggen). Auch die Ernte der Futtererbsen ist gut vorangeschritten. Hier melden einige Landwirte einen starken Unkrautbesatz, was zu Erschwernissen bei der Ernte führt. Zudem liegen die Erbsen durch die Niederschläge häufig platt am Boden.

Information für Journalistinnen und Journalisten

Wenn Sie Interview- sowie Drehpartner zur Ernte 2024 suchen, stellen wir gerne einen Kontakt zu einer regionalen Landwirtin / einem regionalen Landwirt für Sie her. Wenden Sie sich dafür bitte an presse@bauernverband-st.de.

 

Erste Erntemeldung für Sachsen-Anhalt

Im ganzen Land rollen die Mähdrescher. Die Wintergerste ist bereits in weiten Teilen eingefahren, die Winterrapsernte ist in vollem Gange. Die Nässe aus den Winter- und Frühjahrsmonaten hat den Ackerfrüchten regional erheblich zugesetzt. Zudem gibt es in einigen Regionen unterschiedlich aufgetretene Wetterextreme wie Hagel und Starkregen.

Im Landesschnitt liegt der diesjährige Wintergerstenertrag bei 65,7 dt/ha und damit deutlich unter den Erwartungen aus der Vorernteschätzung. Knickähren, die immer wiederkehrenden Niederschläge und feuchtes Stroh haben zu Verzögerungen in der Ernte geführt. Das hat sich auch auf die Qualität ausgewirkt und zu stark schwankenden und teils verminderten Hektolitergewichten geführt. Das bringt wiederum weitere preisliche Abschläge und damit geringere Vermarktungserlöse bei den Betrieben mit sich, wo der Marktpreis für die Wintergerste aktuell ohnehin sehr niedrig ist.
Das Hektolitergewicht wird zur Qualitätsbeurteilung genutzt und dient als Abrechnungskriterium. Die weitere Preisentwicklung für die Ackerbaubetriebe in Sachsen- Anhalt ist jedoch nicht allein vom Ernteaufkommen und von den erzielten Qualitäten hierzulande abhängig. Vielmehr geht ein entscheidender Einfluss von der europäischen und der weltweiten Getreideernte aus.

Die Erträge und Qualitäten sind abhängig von den natürlichen Standortfaktoren und unterliegen starken regionalen Schwankungen. Das zeigt sich auch im Winterraps, der bedeutendsten Ölpflanze in Sachsen-Anhalt. Hier hat der Rapserdflohbefall nach der Aussaat im Herbst 2023 zu deutlichen Schädigungen der Pflanzen geführt. Dabei frisst der Käfer an den noch jungen Trieben der Pflanzen und schädigt diese stark. Die Ausbreitung des Rapserdflohs ist vor allem auf den Wegfall der neonicotinoiden Beize für den direkten Schutz des Saatgutes zurückzuführen. Eine alternative Beize gegen den Rapserdfloh, um die auflaufenden jungen Bestände nachhaltig schützen zu können, gibt es Bauernverband Sachsen-Anhalt e.V. 2 nicht. Neben dem Käfer schädigen auch die Larven, indem sie im Stängelinneren und in den Blattstielen fressen und somit zusätzlich irreversible Schädigungen hinterlassen, welche nun in den Ernteergebnissen sichtbar werden. Bislang wurde etwa 40 % der Raps- Anbaufläche in Sachsen-Anhalt geerntet. Der Ertrag liegt aktuell deutlich unter den Erwartungen und bewegt sich größtenteils in einer Spanne von 16 bis 34 dt/ha, sodass sich nach derzeitigem Stand ein durchschnittliches Ergebnis von 29,2 dt/ha ergibt.

Für die bevorstehende Winterweizenernte benötigen die Betriebe trockene und sonnige Witterungsbedingungen für einen zügigen Erntefortgang.
Besonders der Weizen ist für viele Betriebe wirtschaftlich wichtig. Sachsen-Anhalt ist eine von Deutschlands „Kornkammern“, rund 10 Prozent des deutschen Winterweizens kommt aus Sachsen-Anhalt.

Zahlen zu den Anbauflächen finden Sie auf der Webseite des Statistischen Bundesamtes: Voraussichtliche Anbauflächen ausgewählter Feldfrüchte zur Ernte 2024 nach Bundesländern – Statistisches Bundesamt (destatis.de)

 

Information für Journalistinnen und Journalisten

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Pressemitteilung zum Vorernte-Gespräch 2024

Pressemitteilung zum Vorernte-Gespräch 2024

Vorernte-Gespräch 2024

Landwirte, Landhandel und Vertreter des MWL haben sich anlässlich der anstehenden Ernte ausgetauscht. Viele Bestände machen einen guten Eindruck, entscheidend werden die Qualitäten und die Marktentwicklung sein. Eine erste Ernteprognose wird in der letzten Juni-Woche erfolgen.

 

Nach aktuellem Stand sind die Kulturen weitestgehend gut entwickelt. Im Frühjahr haben vernässte Flächen in einigen Regionen dazu geführt, dass die Feldarbeiten nicht termingerecht durchgeführt werden konnten. Die Niederschlagsverteilung in Sachsen-Anhalt stellte sich seit dem Vegetationsbeginn sehr unterschiedlich dar. Die Meinungen der Praktiker reichen von viel zu trocken bis viel zu nass und zu kühl. Nach aktuellem Stand geht der Bauernverband Sachsen-Anhalt davon aus, dass die Getreideernte in diesem Jahr sehr zeitig beginnen wird.

Wie immer wird die Ernte eine enorme Logistik-Leistung. Mit Beginn der Gersten-Ernte im späten Juni bis in den Winter, wenn die Zuckerrüben-Kampagne läuft, müssen Landwirte, Anbauverbände, Dienstleister, Handel und Verarbeiter gemeinsam für reibungslose Abläufe sorgen. Das Vorernte-Gespräch des Bauernverbandes dient auch dazu, sich über Erfahrungen der letzten Saison und mögliche Stolpersteine auszutauschen. Staatssekretär Gert Zender warb dafür, bei Unklarheiten direkt auf das Ministerium zuzukommen, um Lösungen zu finden.

Weitere Themen, die von den Fachleuten diskutiert worden sind, waren die Kostenentwicklung und die Zukunft von Sonderkulturen in Deutschland. Die Kosten sind für Landwirte wie auch den Landhandel in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Insbesondere 2023 konnten die hohen Ausgaben bei Betriebsmitteln durch gute Erzeugerpreise ausgeglichen werden. Ob diese Rechnung 2024 nochmals gelingen kann, ist fraglich. Dafür werden auch die Ernten in anderen Teilen der Welt entscheidend sein, etwa der Schwarzmeerregion. Zentral für die Preisentwicklung sind Angebot und Nachfrage auf dem Weltmarkt.

Auch der Anbau von Sonderkulturen, wie etwa Gemüse und Gewürzpflanzen, steht unter Kostendruck, maßgeblich durch Energie- und Lohnkosten, die in anderen EU-Ländern deutlich niedriger sind. Der Rückgang von Sonderkulturen liegt aber mehr noch daran, dass die Handlungsmöglichkeiten gegen Pilze und Schädlinge immer weiter beschnitten werden. Bei Sonderkulturen müssen Betriebe meist mit mehreren tausend Euro pro Hektar in Vorleistung gehen, in der Hoffnung auf eine gute Ernte. Wenn keine Pflanzenschutzmittel zum Schutz dieser Pflanzen zur Verfügung stehen, gehen immer weniger Betriebe dieses Risiko ein.

Zum traditionellen Gespräch vor der Ernte, das am 19. Juni im Haus der Landwirtschaft in Magdeburg stattfand, hat der Bauernverband Sachsen-Anhalt e.V. eingeladen, vertreten durch Bauernpräsident Olaf Feuerborn sowie mehrere Vorsitzende von Fachausschüssen. Erstmals hat Staatssekretär Gert Zender aus dem Landwirtschaftsministerium teilgenommen, vom Agrarhandel waren sechs Unternehmen vertreten. Die Zuckerrübenanbauverbände Magdeburg und Könnern nahmen teil, um einen Überblick zu den Beständen zu geben, die in diesem Jahr teils erst im Mai ausgesät werden konnten.

 

Information für Journalistinnen und Journalisten

Wenn Sie Interview- sowie Drehpartner zur Ernte 2024 suchen, stellen wir gerne einen Kontakt zu einer regionalen Landwirtin / einem regionalen Landwirt für Sie her. Wenden Sie sich dafür bitte an presse@bauernverband-st.de

 

Mai-Kommentar im Informationsheft des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt e.V.

Liebe Mitglieder,
werte Berufskolleginnen und -kollegen,

in den letzten Monaten ist die Bundesregierung nicht müde geworden, anzukündigen, dass man die Landwirte entlasten will. Wenig überraschend, aber umso ärgerlicher ist nun, dass die Bundesregierung das Gegenteil plant.

Das BMEL hat eine Diskussionsgrundlage für ein „Zukunftsprogramm Pflanzenschutz“ vorgelegt, welches mehr Bürokratie, viele Wettbewerbsnachteile und für viele Betriebe existenzielle Einschnitte mit sich bringen soll. Die Inhalte waren wohl für die Umsetzung der „Sustainable Use Regulation“ (SUR) angedacht. Nachdem das Thema SUR auf EU-Ebene geplatzt ist, plant die Bundesregierung mal wieder einen nationalen Alleingang.

In der Diskussionsgrundlage wird unter anderem der Refugialflächenansatz vorgeschlagen. Das BMEL möchte „Anreize schaffen“, um „die Ausstattung der Agrarlandschaft mit Strukturelementen zu verbessern.“ Bereits im nächsten Satz wird klar, dass es keinesfalls Anreize sind, die man beabsichtigt: „Dafür arbeiten wir an einem Vorschlag, der die Anwendung bestimmter Pflanzenschutzmittel daran bindet, dass mindestens 10 Prozent Refugialflächen vorhanden sind.“ Das hat nichts mit Anreizen oder gar kooperativem Umweltschutz zu tun, das ist knallhart die Durchsetzung agrarpolitischer Ideen durch Ordnungsrecht.

Ebenso mal wieder ins Spiel gebracht wird eine neue Steuer auf Pflanzenschutzmittel. Das BMEL schreibt, man wolle prüfen, ob steuerliche Mehreinnahmen für bestimmte Zwecke verwendet werden könnten. Das ist nicht weniger als eine Frechheit. Eine Zweckbindung der Abgaben/Steuern für bestimmte Verwendungen in der Landwirtschaft ist nicht möglich, das wird in der Tierhaltung seit Jahren immer wieder diskutiert. Entweder weiß man das nicht, oder man weiß es und hat es trotzdem in das Papier geschrieben. Eine Abgabe oder Steuer auf den Einsatz von Pflan­zenschutzmitteln würde zur weiteren Verteuerung der landwirtschaftlichen Produktion in Deutschland führen. Im Vergleich wäre die Ware aus anderen Ländern noch günstiger, als sie heute schon oftmals ist, aufgrund der geringeren Standards.

Bei dem aktuellen Stand des „Zukunftsprogramm Pflanzenschutz“ würde es zum Ende des Anbaus mancher Kulturen führen und zu noch größerer Importabhängigkeit. Die unklaren Formulierungen zu Trink­wasser­schutz­gebieten können so verstanden werden, dass auf rund 2 Millionen Hektar ein generelles Verbot von Pflanzenschutzmitteln geplant ist. Dann reden wir definitiv davon, dass die Versorgung mit heimischen Erzeugnissen drastisch reduziert wird.

Nicht nachvollziehbar für einen Praktiker ist, dass technische Einsparmöglichkeiten im Pflanzenschutz kaum erwähnt werden. Spot-Spraying oder sensorbasierte mechanische Unkraut­bekämpfung kann definitiv Mittel einsparen. Wenn es dem BMEL tatsächlich darum ginge, dass weniger Pflanzenschutzmittel verwendet werden, müsste innovative Technik an erster Stelle stehen. Mehr Wirkstoffgruppen bei Insektiziden und Fungiziden, mehr Möglichkeiten für Beizen, moderne Sorten und eine flexiblere „gute fachliche Praxis“ könnten Reduktionen bewirken, passen jedoch nicht in das Weltbild der Verfasser.

In der Mai-Ausgabe des Informationsheftes sind zwei Beiträge, die in diesem Kontext relevant sind. Ein Beitrag greift das F.R.A.N.Z.-Projekt auf, das seit Jahren belegt, wie erfolgreich kooperative Maßnahmen im Umweltschutz sein können, nachweislich und ohne betrieblich ins Fleisch zu schneiden. Wenn das Ziel und der Weg transparent sind, kann man uns Landwirte für vieles gewinnen. In dem anderen Beitrag geht es um Materialien für Demonstrationen und wo diese von Landwirten online bestellt werden können.

Jedem sollte in den letzten Monaten klar geworden sein, dass die Landwirte aktuell an einem Punkt sind, an dem keine Akzeptanz für weitere Verbote da ist! Ganz besonders gilt das für die Fälle, in denen Deutschland bestehende EU-Vorgaben weiter verschärft, beispielsweise beim Pflanzenschutz. Wer den europäischen Rahmen fortwährend als unzureichend deklariert, um dann deutsche Sonderwege zu gehen, der schwächt unsere Unternehmen und steht der Idee einer gemeinsamen Agrarpolitik in Europa entgegen.

Sven Borchert
1.Vizepräsident

Blick ins Heft

DBV begrüßt Entscheidung zur Regelung von GLÖZ 8

Wie der DBV mitteilte, hat die Bundesregierung entschieden, die Vorschläge der EU zu „GLÖZ 8“ auch in Deutschland 1:1 umzusetzen. Im Vorfeld hatten Teile der Bundesregierung geäußert, dass die EU-Regelung mit zusätzlichen Auflagen versehen werden sollte. Dazu gab es Streit innerhalb der Bundeskoalition und viel Kritik aus der Landwirtschaft.

Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes, dazu: „Die Bundesregierung hat verstanden, dass wir Bauern keine weitere Benachteiligung und damit Schwächung der Wettbewerbsfähigkeit akzeptieren werden. Wir bewerten es positiv, dass die Bundesregierung und die Fraktionen die Zeichen der Zeit erkannt haben. Wir erwarten, dass die Wettbewerbsgleichheit auch bei zukünftig anstehenden politischen Entscheidungen berücksichtigt wird.“

Erntebericht Sonderkulturen 2023

Der Anbau von Sonderkulturen hat in Sachsen-Anhalt eine lange Tradition. Die Hauptanbauregion für Arznei- und Gewürzpflanzen wie Majoran, Thymian, Fenchel und Bohnenkraut liegt im Salzlandkreis. Doch der Anbau wird weniger.

Viele Sonderkulturen haben sich in diesem Jahr ungleichmäßig entwickelt. Durch die sehr trockene Witterung im Frühjahr kam es zu einem verzögerten Wachstum der Pflanzen, beispielsweise im Majoran. Die feuchten Bedingungen im Sommer führten dann jedoch dazu, dass sich viele Bestände zumindest teilweise erholen und entwickeln konnten. Momentan werden unter anderem Majoran, Buschbohnen und Zwiebeln geerntet.

Die Rahmenbedingungen für die Betriebe mit Sonderkulturen haben sich in den letzten Jahren verschlechtert, sodass wir einen zunehmenden und teils drastischen Rückgang im Anbauumfang verzeichnen müssen. Während die Anbaufläche von Thymian im Jahr 2019 noch bei 346 ha lag, gibt es 2023 nur noch 72 ha Thymian in Sachsen-Anhalt. Rückläufig ist auch der Anbau von Zierpflanzen, Erdbeeren und Obst insgesamt. Die starke Trockenheit der vergangenen Jahre hat dazu beigetragen, ist aber nicht der Hauptgrund.

Andreas Kahl, Vorsitzender des Fachausschusses „Sonderkulturen, Gemüse, Arznei- und Gewürzpflanzen“, sagt dazu: „Wir haben kaum noch eine Möglichkeit, unsere Pflanzen wirkungsvoll vor Schaderregern zu schützen. Zusätzlich sorgen die schwierigen markt- und agrarpolitischen Rahmenbedingungen für Anspannung bei den Betrieben. In Sachsen-Anhalt werden beste Nahrungsmittel unter sehr hohen Umwelt- und Sozialstandards erzeugt. Wenn das weiterhin gesellschaftlich gewollt ist, braucht es bessere politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen“.

Die massiven Lohnkostensteigerungen durch die Anhebung des Mindestlohns haben Auswirkungen auf den gesamten Sektor, der weiterhin handarbeitsintensiv ist. Der Mindestlohn in Deutschland liegt deutlich über dem europäischen Durchschnitt, weswegen in anderen Staaten günstiger produziert wird. Der Druck des internationalen Wettbewerbs ist für die Betriebe hierzulande sehr hoch. Bei vielen Sonderkulturen ist Deutschland bereits von Importen abhängig, aufgrund des geringen Selbstversorgungsgrades.

Die seit 2018 anhaltende Dürre wirkt sich ebenso auf den Anbau von Sonderkulturen aus. Durch stark schwankende Erträge steigt das Risiko bei Kulturen, die hohe Investitionen in den Anbau voraussetzen. Die unsichere Ertragslage verstärkt den Trend, dass sich Verarbeiter und Vermarkter der Waren ausländische Produzenten suchen, beispielsweise in Polen und Ägypten.

Nicht alle Sonderkulturen schwinden im gleichen Umfang und Tempo. Konstant hält sich der Anbau der Lauchgewächse, also Speisezwiebeln, Schalotten, Lauch, Knoblauch oder Schnittlauch. Hier schwankt der Anbauumfang in den letzten fünf Jahren zwischen 1.037 ha und 1.075 ha. Bei Oregano und der bestockten Rebfläche gibt es im Vergleich zum Vorjahr wenig Veränderungen.

 

Hintergrund: Der Fachausschuss „Sonderkulturen, Gemüse, Arznei- und Gewürzpflanzen“ des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt e.V. beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Anbau von Arznei- und Gewürzpflanzen sowie Obst, Gemüse und Blumenzwiebeln. Durch die Arbeit im Fachausschuss tauschen sich die Landwirtinnen und Landwirte aus, erkennen betriebsübergreifende Herausforderungen und bestimmen maßgeblich über die Positionen des gemeinsamen Verbandes in den jeweiligen Fachthemen mit. Insgesamt gibt es im Bauernverband Sachsen-Anhalt e.V. 17 Fachausschüsse.

 

 

Weitere Informationen zu Mindestlöhnen in der EU finden Sie unter:

https://www.destatis.de/Europa/DE/Thema/Bevoelkerung-Arbeit-Soziales/Arbeitsmarkt/Mindestloehne.html

Weitere Informationen zum Stand der Dürre finden Sie unter:

https://www.ufz.de/index.php?de=37937

Weitere Informationen zum Selbstversorgungsgrad mit Obst und Gemüse finden Sie unter:

https://www.bmel-statistik.de/ernaehrung-fischerei/versorgungsbilanzen/obst-gemuese-zitrusfruechte-schalen-und-trockenobst

Kommentar der Verbandsspitze im Informationsheft 08/2023

Werte Mitglieder, liebe Bäuerinnen und Bauern,

seit dem Deutschen Bauerntag in Münster ist bereits einige Zeit vergangen. Zurückblickend kann gesagt werden, dass die Veranstaltung erfolgreich war. Der Austausch zwischen den Akteuren der Landwirtschaft und der Politik ist wichtig, auch wenn nach wie vor der Eindruck besteht, dass nicht zwingend in allen Punkten ein gemeinsames Ziel von Landwirtschaft und Politik angesteuert wird. Wichtiger ist und bleibt weiterhin der Austausch mit den Berufskollegen und der kam in Münster auf keinen Fall zu kurz.

Ein Thema, welches intensiv diskutiert wurde, war das Projekt Zukunftsbauer. Die Landwirtschaft soll die Zukunft bauen. Vonseiten der Politik und der Bevölkerung wird ein Umdenken der Landwirtschaft gefordert, am besten schon gestern. Aber sind wir nicht oft schon dabei, für unsere Zukunft in unserem Handeln und Tun neue Strategien zu entwickeln?

Das geforderte Umdenken machen wir Bäuerinnen und Bauern oft tagtäglich, ob nun bewusst oder unbewusst. Dazu gehören neue Strategien in der Pflanzen- und Tierproduktion, dem Wein- und Obstbau oder allgemein komplett neue Ideen und Wege, unsere Landwirtschaft zu betreiben. Viele dieser Entwicklungen, die beispielsweise massiv Emissionen einsparen, kommen in der breiten Öffentlichkeit noch nicht an oder werden politisch nicht ausreichend berücksichtigt. Die Vermarktung unserer Leistungen müssen wir noch ausbauen.

Innovation wird uns seitens der Politik aber auch nicht leicht gemacht. Ausstehende oder fehlende politische Entscheidungen bremsen die Entwicklung. Teilweise sind politische Entscheidungen aus fachlicher Sicht schlicht nicht nachvollziehbar. Es wird einem nicht leicht gemacht, einen positiven Blick zu haben, die Zukunft „zu bauen“.

Trotzdem stellt Aufgeben keine Option dar! Auch ich komme an Punkte, wo mich das Empfinden plagt, ich grüble, wo die Reise in der Landwirtschaft hingeht. Und manchmal bringt das Grübeln über neue Informationen einen auf ganz neue Ideen. In meinem Fall die Produktion von Mikroalgen. Mancher mag es verrückt nennen, ich habe für unseren Betrieb eine große Chance gesehen, durch diesen neuen Weg die Zukunft der Landwirtschaft neu- und mitzubauen – ein Zukunftsbauer sein. Mikroalgen sind natürlich keine klassischen Feldfrüchte, denn schließlich ist ihr Hauptmedium das Wasser und es erinnert mehr an ein Aquarium. Aber auch die Mikroalgen wollen mit viel Leidenschaft und Liebe, so wie alle anderen Landkulturen auch, produziert werden. Das Potenzial von Mikroalgen-Produkten ist immens! Da kann es schon mal passieren, dass man Schuhe aus Mikrolagen trägt oder ein kühles Algen-Bier in der Hand hält. Die vielfältige Weiterverarbeitung war jedoch erst der zweite Gedanke.

Meine anfängliche Über­legung war, welche Möglich­keiten wir als Nahrungs- und Futter­mittel haben. Hierfür bietet unter anderem die Chlorella vulgaris, welche wir anbauen, ein breites Spektrum. Wie bei den Mikroalgen wächst der Markt stetig. Reich an Proteinen, Aminosäuren, Vitamin B 12 ist die Chlorella vulgaris als Nahrungs- und Tier­futter beliebt und kann da sogar viele Feldfrüchte toppen. Das Wachs­tum ist im Vergleich zu einer Feld­frucht um ein Vielfaches höher, Ernte­dank­fest darf alle 3 Tage gefeiert werden. Im getrockneten Zustand ist dann die Chlorella vulgaris sehr haltbar, ohne von ihrer positiven Zusammensetzungen Qualitätseinbußen hinnehmen zu müssen. Was die Alge dafür benötigt, sind Grundnährstoffe, UV-Licht, Wärme, Kohlenstoffdioxid und ab und zu etwas Dextrose. Ansonsten ist die Chlorella vulgaris anspruchslos. Ich freue mich täglich auf das leuchtende Grün der Mikroalge und das wunderbare Summen der Motoren in der Anlage.

Obwohl bekannt ist, dass die Mikroalgen vor vielen tausend Jahren für das Leben auf der Erde maßgeblich verantwortlich waren, gibt es nach wie vor reichlich Forschungsbedarf. Auch wir wollen weiter in die Tiefe der Möglichkeiten von Mikroalgen eintauchen und haben drei Forschungsprojekte vom BMEL und VDE/VDI genehmigt bekommen. Aktuell starten wir mit der Nutzung des „Algen-Abwassers“, welches bei der Ernte entsteht, zur Bewässerung von Weinstöcken. Wir erwarten positive Effekte in Bezug auf die Weinstock- und Blattgesundheit. Es bleibt auf jeden Fall nicht nur abzuwarten, sondern es bleibt spannend und Ideen habe ich in diesem Bezug noch jede Menge.

In unterschiedlichen Ansätzen entwickeln wir Land­wirtinnen und Landwirte auf unseren Betrieben Konzepte für die Zukunft. Wir müssen unsere Innovationen nach außen tragen! Seit dem Mittelalter gilt der Spruch „Klappern gehört zum Handwerk.“ Und wenn man merkt, wie positiv eine kleine oder große Innovation von den Mitmenschen wahrgenommen wird, schöpft man auch frischen Mut für die Dinge, die in der Zukunft liegen.

Ihre Katrin Beberhold

Vizepräsidentin Bauernverband Sachsen-Anhalt

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