Kommentar der Verbandsspitze im Informationsheft 08/2023

Werte Mitglieder, liebe Bäuerinnen und Bauern,

seit dem Deutschen Bauerntag in Münster ist bereits einige Zeit vergangen. Zurückblickend kann gesagt werden, dass die Veranstaltung erfolgreich war. Der Austausch zwischen den Akteuren der Landwirtschaft und der Politik ist wichtig, auch wenn nach wie vor der Eindruck besteht, dass nicht zwingend in allen Punkten ein gemeinsames Ziel von Landwirtschaft und Politik angesteuert wird. Wichtiger ist und bleibt weiterhin der Austausch mit den Berufskollegen und der kam in Münster auf keinen Fall zu kurz.

Ein Thema, welches intensiv diskutiert wurde, war das Projekt Zukunftsbauer. Die Landwirtschaft soll die Zukunft bauen. Vonseiten der Politik und der Bevölkerung wird ein Umdenken der Landwirtschaft gefordert, am besten schon gestern. Aber sind wir nicht oft schon dabei, für unsere Zukunft in unserem Handeln und Tun neue Strategien zu entwickeln?

Das geforderte Umdenken machen wir Bäuerinnen und Bauern oft tagtäglich, ob nun bewusst oder unbewusst. Dazu gehören neue Strategien in der Pflanzen- und Tierproduktion, dem Wein- und Obstbau oder allgemein komplett neue Ideen und Wege, unsere Landwirtschaft zu betreiben. Viele dieser Entwicklungen, die beispielsweise massiv Emissionen einsparen, kommen in der breiten Öffentlichkeit noch nicht an oder werden politisch nicht ausreichend berücksichtigt. Die Vermarktung unserer Leistungen müssen wir noch ausbauen.

Innovation wird uns seitens der Politik aber auch nicht leicht gemacht. Ausstehende oder fehlende politische Entscheidungen bremsen die Entwicklung. Teilweise sind politische Entscheidungen aus fachlicher Sicht schlicht nicht nachvollziehbar. Es wird einem nicht leicht gemacht, einen positiven Blick zu haben, die Zukunft „zu bauen“.

Trotzdem stellt Aufgeben keine Option dar! Auch ich komme an Punkte, wo mich das Empfinden plagt, ich grüble, wo die Reise in der Landwirtschaft hingeht. Und manchmal bringt das Grübeln über neue Informationen einen auf ganz neue Ideen. In meinem Fall die Produktion von Mikroalgen. Mancher mag es verrückt nennen, ich habe für unseren Betrieb eine große Chance gesehen, durch diesen neuen Weg die Zukunft der Landwirtschaft neu- und mitzubauen – ein Zukunftsbauer sein. Mikroalgen sind natürlich keine klassischen Feldfrüchte, denn schließlich ist ihr Hauptmedium das Wasser und es erinnert mehr an ein Aquarium. Aber auch die Mikroalgen wollen mit viel Leidenschaft und Liebe, so wie alle anderen Landkulturen auch, produziert werden. Das Potenzial von Mikroalgen-Produkten ist immens! Da kann es schon mal passieren, dass man Schuhe aus Mikrolagen trägt oder ein kühles Algen-Bier in der Hand hält. Die vielfältige Weiterverarbeitung war jedoch erst der zweite Gedanke.

Meine anfängliche Über­legung war, welche Möglich­keiten wir als Nahrungs- und Futter­mittel haben. Hierfür bietet unter anderem die Chlorella vulgaris, welche wir anbauen, ein breites Spektrum. Wie bei den Mikroalgen wächst der Markt stetig. Reich an Proteinen, Aminosäuren, Vitamin B 12 ist die Chlorella vulgaris als Nahrungs- und Tier­futter beliebt und kann da sogar viele Feldfrüchte toppen. Das Wachs­tum ist im Vergleich zu einer Feld­frucht um ein Vielfaches höher, Ernte­dank­fest darf alle 3 Tage gefeiert werden. Im getrockneten Zustand ist dann die Chlorella vulgaris sehr haltbar, ohne von ihrer positiven Zusammensetzungen Qualitätseinbußen hinnehmen zu müssen. Was die Alge dafür benötigt, sind Grundnährstoffe, UV-Licht, Wärme, Kohlenstoffdioxid und ab und zu etwas Dextrose. Ansonsten ist die Chlorella vulgaris anspruchslos. Ich freue mich täglich auf das leuchtende Grün der Mikroalge und das wunderbare Summen der Motoren in der Anlage.

Obwohl bekannt ist, dass die Mikroalgen vor vielen tausend Jahren für das Leben auf der Erde maßgeblich verantwortlich waren, gibt es nach wie vor reichlich Forschungsbedarf. Auch wir wollen weiter in die Tiefe der Möglichkeiten von Mikroalgen eintauchen und haben drei Forschungsprojekte vom BMEL und VDE/VDI genehmigt bekommen. Aktuell starten wir mit der Nutzung des „Algen-Abwassers“, welches bei der Ernte entsteht, zur Bewässerung von Weinstöcken. Wir erwarten positive Effekte in Bezug auf die Weinstock- und Blattgesundheit. Es bleibt auf jeden Fall nicht nur abzuwarten, sondern es bleibt spannend und Ideen habe ich in diesem Bezug noch jede Menge.

In unterschiedlichen Ansätzen entwickeln wir Land­wirtinnen und Landwirte auf unseren Betrieben Konzepte für die Zukunft. Wir müssen unsere Innovationen nach außen tragen! Seit dem Mittelalter gilt der Spruch „Klappern gehört zum Handwerk.“ Und wenn man merkt, wie positiv eine kleine oder große Innovation von den Mitmenschen wahrgenommen wird, schöpft man auch frischen Mut für die Dinge, die in der Zukunft liegen.

Ihre Katrin Beberhold

Vizepräsidentin Bauernverband Sachsen-Anhalt

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Zweite Erntemeldung für Sachsen-Anhalt

Unterbrechung der Getreideernte durch teils unbeständige Wetterlage

Die derzeit unbeständige Witterung führt zu Unterbrechungen der Erntearbeiten. 

 

Die Wintergerstenernte ist bereits abgeschlossen, auch die Winterrapsernte ist bereits weit vorangeschritten. Einige Winterrapsflächen haben regional stärker unter der Trockenheit gelitten als erwartet, sodass es hier zu größeren Ertragsunterschieden kommt. Ebenso war ein großer Schädlingsdruck zu verzeichnen, der die Erträge zusätzlich mindert. Durch eine teils ungleichmäßige Abreife konnten bisher erst 85 % der Rapsschläge geerntet werden. Im Durchschnitt liegt der Ertrag nach aktuellem Stand bei 32,7 dt/ha und damit etwas unter den Erwartungen der Betriebe. Einige Betriebe melden sehr gute Ölgehalte.

Die Winterweizenernte schreitet durch die aktuelle Wetterlage nur langsam voran. Etwa 80 % der Winterweizenflächen in Sachsen-Anhalt müssen noch geerntet werden. Mit einem Anbauumfang von etwa 273.066 ha stellt der Winterweizen hierzulande die wichtigste Getreideart dar. Die unbeständige Wetterlage zwingt die Mähdrescher allerdings aktuell immer wieder zum Stillstand, sodass die erntereifen Winterweizenbestände vorerst weiteren Niederschlägen ausgesetzt sind.

Auch viele Winterroggenbestände konnten derzeit noch nicht geerntet werden. Bereits uns vorliegende Meldungen der Betriebe lassen auf unterdurchschnittliche Erträge schließen. Auch hier erfolgt durch die derzeitigen Erntebedingungen nur ein mäßiger Fortschritt der Ernte, weshalb verlässliche Aussagen über Hektarerträge und Erntemengen bislang nicht möglich sind.

Die Mais- und Zuckerrübenbestände sowie die Kartoffeln profitieren von der aktuellen Witterung und können sich positiv entwickeln. Sowohl Mais als auch Zuckerrüben werden erst in den Herbstmonaten geerntet.

Die derzeitige wetterbedingte Zwangspause wird von vielen Betrieben zur Planung des Anbaus für das nächste Jahr genutzt. Der hohe bürokratische Aufwand verbunden mit einer Vielzahl an neuen Auflagen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) führt zu deutlichem Unverständnis in der Praxis. Der unverhältnismäßige Planungs- und Dokumentationsaufwand ist für die Betriebe kaum noch zu bewältigen und steht im Kontrast zu einem Wirtschaften in und mit der Natur.

 

Erste Erntemeldung für Sachsen-Anhalt

Ein zeitweise kühles Frühjahr und eine langsame Entwicklung der Pflanzen hatten bewirkt, dass die Ernte 2023 etwas später als in den letzten Jahren begonnen hatte. Durch die aktuell sehr trockene Witterung waren die Bedingungen für die Ernte vielerorts sehr gut. Die Gerstenernte in Sachsen-Anhalt ist fast vollständig abgeschlossen.

Im Landesdurchschnitt liegt der diesjährige Ertrag in der Wintergerste bei 76 dt/ha und somit 6 dt/ha über der Vorabschätzung. Diese ungewöhnliche Abweichung von der Praktiker-Prognose vor der Ernte erklärt sich durch sehr starke, regionale Schwankungen. Im Süden Sachsen-Anhalts konnte mit 87 dt/ha ein sehr gutes Ergebnis erzielt werden. Im Norden des Landes wurden nur gut 57 ha/dt gemeldet, somit nochmal 8 dt/ha weniger als im Vorjahr.

Etwas besser ist die Gerstenernte im Raum Anhalt ausgefallen. Dort wurden im Durchschnitt 70 dt/ha eingefahren, was den Schätzungen im Vorfeld genau entspricht. In der Region des ALFF Mitte, also Börde, Harz und Salzlandkreis, wurden fast 77 dt/ha geerntet.

Die Aufteilung der genannten Gebiete richtet sich nach den Zuständigkeitsgrenzen der Ämter für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten (kurz ALFF): https://alff.sachsen-anhalt.de/

Trotz gelegentlicher Niederschläge sind die Bestände auf den Feldern sehr trocken. Das wirkt sich positiv auf die Erntefähigkeit aus. Negativ werden jedoch verschiedene Qualitätsfaktoren beeinflusst, u.a. das teilweise deutlich abfallende Hektolitergewicht und der Schmachtkornanteil.

Zu anderen Kulturen liegen bisher noch nicht genug Meldungen vor, um eine Bewertung der Ernte vorzunehmen. Der Wintergerste folgt bei vielen Betrieben der Winterraps, weitere Druschkulturen sind Erbsen und Winterweizen. Besonders der Weizen ist für viele Betriebe wirtschaftlich wichtig. Sachsen-Anhalt ist eine von Deutschlands „Kornkammern“, rund 10 Prozent des deutschen Winterweizens kommt aus Sachsen-Anhalt.

Zahlen zu den Anbauflächen finden Sie auf der Webseite des Statistischen Bundesamtes:

https://www.destatis.de/DE/Themen/Branchen-Unternehmen/Landwirtschaft-Forstwirtschaft-Fischerei/Feldfruechte-Gruenland/Tabellen/anbauflaeche-feldfruechte-bundeslaender.html

Ernte-Schätzung in Sachsen-Anhalt

Sachsen-Anhalts Landwirtinnen und Landwirten prognostizieren eine durchwachsene Ernte. Im März und April gab es ausreichend Regen, damit stieg die Hoffnung auf gute Erträge. Mai und Juni haben jedoch deutlich gemacht, dass die Dürrejahre noch nicht vorbei sind. Die Vorsommertrockenheit traf die Getreidekulturen in empfindlichen Entwicklungsstadien, was Einfluss auf die Qualität genommen hat. Sommerungen wie Zuckerrüben und Mais zeigen sich sehr unterschiedlich.

Die Ernte beginnt mit der Wintergerste. Im Vorjahr war die Wintergerste zum Julibeginn bereits größtenteils eingebracht. Durch das kühle Frühjahr hat sich die Entwicklung und Reife der Pflanzen zeitlich nach hinten verlagert. Die aktuell gelegentlich auftretenden Niederschläge sorgen dafür, dass die Ernte nur langsam anrollen kann. Erwartet wird ein Ertrag von weniger als 70 dt/ha, jedoch mit starken Schwankungen.
Wie in der Gerste wird auch beim Winterraps von starken Schwankungen im Ertrag ausgegangen. Der Trend der letzten Jahre setzt sich fort, dass kaum noch regionale Aussagen getroffen werden können, weil Niederschläge zunehmend lokal abgegrenzt auftreten. Der prognostizierte Ertrag von durchschnittlich gut 34 dt/ha würde auf dem Niveau des Vorjahres liegen.
Der erwartete Ertrag im Winterweizen liegt bei 65 dt/ha und somit gut 2 dt/ha unter dem durchwachsenen Vorjahresergebnis. Die Schätzungen der Landwirte schwanken von 50 bis 70 dt/ha. Zum Vergleich: In den Jahren vor der seit 2018 anhaltenden Dürre konnten oft 80 dt/ha Winterweizen oder mehr geerntet werden.
Bei Zuckerrüben, Kartoffeln und Mais ist es noch zu früh für eine Prognose. Auf besonders trockenen Flächen sind die Kulturen schlecht entwickelt, haben aber das Potenzial. Zu diesen und weiteren Kulturen sowie dem Grünland werden mit der ersten Ernte-Erhebung weitere Angaben folgen.

Hinweis: Erntemengen in der Landwirtschaft werden in „dt/ha“ angegeben. Eine Dezitonne („dt“) entspricht 0,1 Tonnen bzw. 100 kg. Eine Prognose von 70 dt/ha geht also von 7 Tonnen je Hektar aus, bzw. von 7.000 kg je Hektar.

Die Ernteauftakt-Pressekonferenz des Deutschen Bauernverbandes findet dieses Jahr in Thüringen statt, am 4. Juli auf einem Feld in Riethnordhausen. Informationen sowie Kontaktdaten finden Sie unter folgendem Link: https://www.tbv-erfurt.de/presse-und-medien



Unbefriedigende Ernteergebnisse, unsichere Aussichten

Sachsen-Anhalts Landwirtinnen und Landwirten war schon vor der Ernte klar, dass die Ergebnisse in diesem Jahr nicht allzu gut ausfallen. Hitze und viel zu wenig Wasser haben vielen Pflanzen seit der Aussaat keine guten Bedingungen geboten. Trotz widriger Bedingungen hat sich ein Teil der Wintergerste relativ stabil entwickelt und konnte die Ertragsbildung vor der extremen Trockenheit abschließen. Das Ernte-Ergebnis liegt mit 74 dt/ha über den ersten Prognosen und auf einem Niveau, dass auch in Jahren mit besserer Witterung üblich ist. Die Qualitäten der Getreidekörner sind jedoch durchwachsen. Tatsächlich gedroschen, und damit im Rahmen der Ernteumfrage erfasst, wurden nicht alle Gerstenbestände. Ein Teil musste im grünen Stadium gehäckselt werden, um als Futter verwendet werden zu können.
Die Ergebnisse im Winterweizen, für viele Betriebe eine zentrale Kultur, sind weniger schlecht als in der Vorernte-Prognose mit 61 dt/ha prognostiziert. Im Landesdurchschnitt konnten 64 dt/ha eingefahren werden. Damit liegt der Ertrag knapp 5 dt/ha über dem katastrophalen Ergebnis von 2018. In Jahren mit normaler Witterung können die Landwirte in Sachsen-Anhalt 80 dt/ha und mehr beim Winterweizen erzielen, abhängig vom jeweiligen Standort.
Wie auch bei Gerste und Roggen (Ø 39,6 dt/ha) wurden von den Landwirtinnen und Landwirten geringe Hektolitergewichte und hohe Schmachtkornanteile gemeldet. Schmachtkorn bezeichnet kümmerlich ausgebildetes Getreide und ist neben den anderen Qualitätsparametern ausschlaggebend für die Bestimmung des Preisniveaus. In Kombination mit der wechselhaften Marktlage entstehen dadurch starke Schwankungen bei den Preisen, die von den Betrieben erzielt werden können.
Von einem guten Geschäftsjahr werden die Landwirtinnen und Landwirte dennoch nicht sprechen, aufgrund der durchwachsenen Erträge und Qualitäten, der oftmals langfristigen Verträge mit Abnehmern sowie der stark gestiegenen Betriebsmittelkosten. Hinzukommt die große, politische Unsicherheit. „Für die landwirtschaftlichen Unternehmen sind die aktuell diskutierten Pläne auf EU-Ebene, die einen Produktivitätsverlust in zweistelliger Prozenthöhe bewirken sollen, nicht weniger existenzgefährdend als die Dürre. In vielen Bereichen, bei Düngung, Pflanzenschutz und Schutz des Eigentums, fehlt eine wirtschaftliche Perspektive“, erklärt Marcus Rothbart, Hauptgeschäftsführer des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt.
Die Dürre wirkt sich auf alle Kulturen aus, die angebaut werden. Von den Landwirtinnen und Landwirten in Sachsen-Anhalt wurden in diesem Jahr wesentlich mehr Sonnenblumen angebaut als noch im Vorjahr. Aber auch diesen vergleichsweisen resistenten Pflanzen setzt die Witterung stark zu. Die Ernte ist mancherorts so stark vertrocknet, dass die Erträge voraussichtlich nicht die Kosten decken werden.
Die Dürre hat auch weniger offensichtliche Auswirkungen auf die Ernte von Sachsen-Anhalts Bauern, unter anderem bei Erbsen und Ackerbohnen. Wenn Pflanzen sich nicht gleichmäßig und geschlossen entwickeln können, bilden sich Lücken in den Beständen. Diese werden von Unkräutern ausgenutzt, beispielsweise von Quecke. Zum einen entsteht damit ein Konkurrenzkampf um Wasser und Nährstoffe, zum anderen lassen sich die Bestände deutlich schlechter Ernten. Für den Landwirt bedeutet das höhere Kosten und ein höheres Risiko, dass das Erntegut ungewünschte Pflanzenbestandteile enthält.
An der dritten und abschließenden Erntemeldung des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt haben sich knapp 200 Landwirtinnen und Landwirte beteiligt. Die Erntebilanz des Deutschen Bauernverbandes finden Sie HIER.

Kommentar der Verbandsspitze im Informationsheft 06/2022

Liebe Berufskolleginnen und -kollegen, zu Beginn der Corona-Pandemie und mit den einhergehenden, kurzfristigen Lieferengpässen mancher Produkte ist die Rolle des Landwirtes wieder stärker in den Vordergrund getreten. Vielen Mitmenschen wurde […]

Ertrags- und Qualitätsmonitoring „Roter Gebiete“

Die Auswirkungen der neuen Düngeverordnung sind in der Praxis angekommen. Um aufzuzeigen, wie sehr die Bäuerinnen und Bauern in Deutschland davon betroffen sind, braucht der Deutsche Bauernverband Ihrer Mithilfe, indem die Folgen bei den Erträgen und Qualitäten im ersten deutschlandweiten Monitoring zu diesem Thema dokumentiert werden.

Es soll damit ein Überblick über die Auswirkungen auf die Erträge und Qualitäten bei ausgewählten Ackerkulturen gegeben werden und im Zusammenhang damit eine Quantifizierunmg der finanziellen Verluste in den betroffenen Regionen erfolgen. Dafür sind von Ihnen einige Daten notwenig, wie und wo Sie daran teilnehmen können, erfahren Sie im Anhang DBV Monitoring Rote Gebiete.

PSM-Schulungen im November

Wer beruflich mit Planzenschutzmitteln arbeitet, muss sich regelmäßig fortbilden. Der Bauernverband Sachsen-Anhalt organisiert regelmäßig Weiterbildungsveranstaltungen, damit unsere Landwirtinnen und Landwirte rechtssicher unterwegs sein können.

Für den November 2021 gibt es aktuell noch freie Schlungstermine. Die Übersicht zu den Schulungsterminen finden Sie als PDF HIER oder über das folgende Bild:

Kommentar der Verbandsspitze im Informationsheft 10/2021

Liebe Berufskolleginnen und -kollegen,
liebe Verbandsmitglieder,
zu dieser Jahreszeit haben wir die Mähdruschernte fertig und den Silomais weitestgehend geerntet. Viele Betriebe sind nun mit Bodenbearbeitung, Aussaat, Pflanzenschutzmaßnahmen sowie Ernte von Kartoffeln und Zuckerrüben beschäftigt. Wie immer gilt der Spruch, der Grundstein für die Ernte des kommenden Jahres wird im Herbst gelegt.
Ein wenig hat dieser Spruch in den letzten Jahren an Gültigkeit eingebüßt, maßgeblich durch die verschiedenen Wetterkapriolen. Und wir hören immer, dass extreme Witterungsereignisse häufiger geworden sind und in Zukunft noch häufiger werden. Wir können im Herbst fachlich alles richtig machen, im kommenden Jahr entscheidet maßgeblich das Wetter über den Erfolg unserer Arbeit.
Auf das Wetter haben wir keinen Einfluss, aber auf politische Rahmenbedingungen. Diese sind nicht von der Natur bestimmt, sondern werden von Menschen festgelegt und können von Menschen auch wieder geändert werden. Zu diesen Rahmenbedingungen zählen die gesetzlichen Vorgaben rund um die Themen Düngung, rote Gebiete, eutrophierte Gebiete, Gewässerschutz, Hang­neigung, Bundes­naturschutzgesetz, Pflanzen­­schutzanwenderverordnung.
Seit Jahrzehnten beschäftigt uns schon die Nitratrichtlinie der EU. In den letzten Jahren gab es immer wieder neue Studien, neue Beschlüsse und daran anschließend neue Vorgaben. Eine Entwicklung war: Deutschland wurde, im Rahmen eines Vertragsverletzungsverfahrens, von der Europäischen Kommission dazu aufgefordert, ein Wirkungsmonitoring zu den Maßnahmen der Düngeverordnung umzusetzen. Das Monitoring soll erfassen, ob und wie die Maßnahmen der Düngeverordnung auf das Grundwasser wirken.
In das Monitoring sollen die Emissionsdaten aus der landwirtschaftlichen Düngung einfließen, um die Nitratbelastungen im Grundwasser nachvollziehen zu können. Wir haben als Verband vehement eine Zwischenbilanzierung für 2022 gefordert, die Einführung des Befreiungstatbestandes sowie ein Maßnahmen-Wirkungsmonitoring. Im Gegenzug haben wir uns bereit erklärt, dafür Daten zuliefern, weil Sachsen-Anhalt keine valide Datengrundlage hat.
Dies bedeutet leider erstmal einen hohen Aufwand zur Bewältigung der neuen bürokratischen Auflagen. Bis zum 31.10.2021 müssen alle Betriebe, die Flächen in Sachsen-Anhalt bewirtschaften, die gesamtbetrieblichen Daten aus diesem Jahr melden. Zusätzlich müssen einzelschlagbezogene Daten gemeldet werden, wenn Betriebe mindestens eine Fläche im nitratbelasteten Gebiet bewirtschaften.
Anfang September hatten wir mit dem MULE ein Gespräch zu der Verordnung über die düngerechtliche Mit­teilungs­pflichten. Nach Aussage des MULE werden erhobene Daten bereits für die Zwischenevaluierung der roten Gebiete 2022 genutzt. Trotz des Mehraufwandes in den Betrieben – in dem geschilderten Vorgehen sehe ich für uns eine große Chance. Die Stickstoffsalden werden derzeit auf Gemeindeebene ermittelt. Das kann sich ändern, wenn in die Gebietskulisse zukünftig die gemeldeten Betriebsdaten einfließen und aktuelle Nährstoffbilanzen einbezogen werden. Die Meldung der Daten soll es in Zukunft ermöglichen, eine deutlich genauere Ausweisung vorzunehmen.
Die EU hat für das Thema Nitrat schon lange einen strengen Kurs aufgezeigt. Dass dieser Kurs aufgeweicht wird, davon können wir nicht ausgehen. Wir Landwirte können das Thema aber mitgestalten, durch fundierte und konsequente Verbandsarbeit. Man muss sich dafür nur ins Gedächtnis rufen, wie sich die roten Gebiete in Sachsen-Anhalt entwickelt haben! Heute ist die Kulisse wesentlich kleiner, als sie zu Beginn war. Maßgeblich ehrenamtliches Engagement, unterstützt durch die Arbeit vom Hauptamt, hat das bewirkt. Die einzelbetriebliche Betroffenheit bleibt weiterhin sehr groß, auch die DüV wird noch länger für Unsicherheit sorgen. Die Entwicklung der Gesamtfläche zeigt uns aber, dass die Arbeit im gemeinsamen Verband wirkt.
Unser neuer Umweltminister Armin Willingmann betont, sein Haus werde unideologisch an die Reizthemen der Landwirtschaft herangehen wird. Der neue (Land-)Wirtschaftsminister Sven Schulze möchte die kommenden Jahre in Partnerschaft mit der Landwirtschaft gestalten. Beide Minister werden nicht all unsere Probleme lösen können, aber sie wollen unterstützen, bei der Schaffung von besseren Rahmenbedingungen. Mit beiden Ministern können und werden wir besonders auf eines hinarbeiten, dass die größte Unsicherheit für die Landwirtschaft wieder das Wetter wird – und nicht die Politik.
Ihr
Sven Borchert

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