Ernte in Sachsen-Anhalt in vollem Gange
Im ganzen Land rollen die Mähdrescher. Auf ca. 600.000 Hektar sind in den kommenden Wochen Gerste, Raps, Weizen und Roggen zu ernten. Rund 100.000 Hektar Wintergerste sind bereits zu weiten Teilen eingefahren und zeigen große Unterschiede in Qualität und Quantität. Neben flächendeckend unzureichenden Niederschlägen hat besonders die Hitze den Ackerfrüchten zugesetzt. Selbst auf sehr guten Standorten steht daher nur für wenige Betriebe eine gute Ernte an.
Wie vorab durch den Bauernverband eingeschätzt, werden die Erträge der Wintergerste zwar etwas über dem Vorjahreswert liegen, aber deutlich unter dem mehrjährigen Durchschnitt. An manchen Standorten wurde sogar noch weniger als 2018 geerntet. Die Erträge in der Wintergerste reichen von 30 bis 65 Dezitonnen je Hektar, in guten Jahren sind 80 bis 90 Dezitonnen möglich. Wassermangel und Hitzestress wirken sich auch auf die Korngröße aus, kleine Körner und unpassende Hektolitergewichte führen zu weiteren preislichen Abschlägen und damit geringeren Vermarktungserlösen der Betriebe.
Auch der Mähdrusch von Raps wird diese Woche beginnen. Der Raps zeigt an vielen Orten Trockenschäden und der Reifeprozess wurde zum Teil vorzeitig abgeschlossen. Winterweizen, eine der wichtigsten Kulturen, wäre nun eigentlich in der Kornfüllungsphase, die aber zum Teil durch die Hitze beendet wurde. Da es seit Monaten viel zu trocken ist, hoffen die Landwirte auf ausreichende Niederschläge für die noch länger im Feld stehenden Sommerkulturen. Die Bodenschichten ab 30 cm Tiefe bieten den Pflanzen kein verfügbares Wasser, auch Zuckerrüben, Kartoffeln und der eher robuste Mais leiden sichtlich.
Neben Ackerbauern brauchen besonders die rinderhaltenden Betriebe dringend Regen. In Regionen, in denen zumindest etwas Regen gefallen ist, sehen die Futterbestände noch einigermaßen gut aus. In anderen Regionen sind die Bestände auf dem Grünland so dünn, dass sie ertraglich deutlich abfallen und nicht zum Reservenaufbau dienen. Besonders bedrohlich ist die Situation für die Betriebe, die bereits im vergangenen Jahr stark betroffen waren und ihre Futtervorräte komplett verbraucht haben.
Die Lage auf den Feldern und die damit verbundene wirtschaftliche Lage ist auch deshalb besonders, da die Dürrehilfen aus 2018 erst zur Hälfte ausgezahlt sind. Für die antragsberechtigten Betriebe fehlen immer noch vielfach die dringend notwendigen, liquiditätssichernden Abschlusszahlungen und das Verfahren kommt zum Teil nur schleppend voran. Zusätzlich werden in Sachsen-Anhalt die in 2018 erbrachten „Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen“ (AUKM) in diesem Jahr später als in den Vorjahren vergütet, die Zahlungen sind teils erst für September geplant. Das führt zu weiteren finanziellen Herausforderungen bei den Betrieben. Der Bauernverband Sachsen-Anhalt hat hier schon länger Handlungsbedarf seitens des MULE angemahnt, um die von Trockenstress und der schwierigen Marktlage betroffenen Betriebe finanziell zu unterstützen.