Wirtschaft fordert Kurswechsel

Am 2. April 2025 veröffentlichten über 100 deutsche Wirtschaftsverbände eine gemeinsame Erklärung, in der sie die Teilnehmer der laufenden Koalitionsverhandlungen auffordern, wirtschaftliche Belange stärker zu berücksichtigen. Sie äußern Besorgnis über die sich verschärfende wirtschaftliche Lage, gekennzeichnet durch eskalierende Handelskonflikte, steigende Inflation und abnehmendes Wachstum. Besonders alarmierend sei die gestiegene Arbeitslosigkeit, die nun bei drei Millionen liegt.

Die Verbände kritisieren, dass Deutschland im internationalen Vergleich wirtschaftlich zurückfällt und strukturelle Probleme aufweist. Sie bemängeln, dass die bisherigen Ergebnisse der Koalitionsverhandlungen diesen Herausforderungen nicht gerecht werden. Sie fordern daher tiefgreifende Reformen, insbesondere eine Senkung der Unternehmenssteuerbelastung auf ein international wettbewerbsfähiges Niveau von maximal 25 Prozent. Zudem plädieren sie für eine Reform der sozialen Sicherungssysteme, um deren Finanzierbarkeit und Generationengerechtigkeit sicherzustellen.

Einen ausführlichen Beitrag finden Sie auf https://www.bauernverband.de/presse-medien/pressemitteilungen/pressemitteilung/erklaerung-der-deutschen-wirtschaft-zu-den-koalitionsverhandlungen

April-Kommentar im Informationsheft

Werte Verbandsmitglieder, liebe Bäuerinnen und Bauern,

zum Zeitpunkt dieses Kommentars befinden sich die Koalitionsverhandlungen in Berlin in der Zielschleife. Der agrarpolitische Kurs in den kommenden Jahren wird maßgeblich davon bestimmt sein, was in diesen Tagen zwischen Fachpolitikern verhandelt wird. Natürlich äußert sich der Bauernverband zu den unzähligen, für unsere Betriebe relevanten Themen.

Was viele Betriebe besonders beschäftigt, ist die Diskussion um die Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns auf 15 Euro. Wir erkennen die Bedeutung fairer Löhne ganz klar an. Die spezifischen Bedingungen der Landwirtschaft müssen in der Debatte aber berücksichtigt werden. Eine derartige Erhöhung würde die Wettbewerbsfähigkeit unserer Betriebe weiter
erheblich beeinträchtigen. Insbesondere arbeitsintensive Kulturen wie der Obst- und Gemüseanbau wären betroffen, da die Lohnkosten einen großen Anteil an den Gesamtkosten dieser Betriebe ausmachen. Steigende Löhne könnten dazu führen, dass diese Kulturen nicht mehr rentabel angebaut werden können. Die Konsequenz wäre ein Rückgang der heimischen Produktion und eine verstärkte Verlagerung ins Ausland, wo oft geringere Lohnkosten und weniger strenge Umwelt- und Sozialstandards gelten. Dies würde nicht nur die regionale Wertschöpfung mindern, sondern auch die Versorgungssicherheit mit qualitativ hochwertigen, regional erzeugten Lebensmitteln gefährden. Zudem könnten längere Transportwege und unterschiedliche Produktionsstandards negative Auswirkungen auf Umwelt und Verbraucher haben. Es ist daher unerlässlich, bei der Festlegung des Mindestlohns die besonderen Anforderungen und Bedingungen der landwirtschaftlichen Produktion zu berücksichtigen, um die heimische Landwirtschaft nicht zu benachteiligen.

Ein weiterer entscheidender Punkt ist der Bürokratieabbau. In der vergangenen Legislaturperiode haben sowohl die Bauernverbände als auch die Agrarministerien der Länder zahlreiche Vorschläge für den Bürokratieabbau und strukturelle Verbesserungen erarbeitet. Diese Konzepte liegen bereit und warten auf ihre Umsetzung. Ein entschlossener Abbau bürokratischer Hürden würde unseren Landwirten den Rücken stärken und ihnen ermöglichen, sich auf ihre Kernaufgaben zu konzentrieren. Die zunehmende Bürokratie belastet unsere Betriebe enorm. Jede Reformrunde der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) beginnt mit dem Versprechen des Bürokratieabbaus, endet jedoch oft mit noch mehr Bürokratie. Ein Beispiel hierfür ist die europäische Verordnung über entwaldungsfreie Lieferketten, die nun national umgesetzt werden muss. Obwohl Deutschland nachweislich kein Entwaldungsproblem hat, könnten heimische Erzeuger durch umfangreiche Dokumentationspflichten zusätzlich belastet werden. Es ist unverständlich, warum hier höchstbürokratischer Akkuratesse der Vorrang gegenüber einem pragmatischen Vorgehen gegeben wird. Wir fordern daher eine ernsthafte und wirksame Entbürokratisierungsinitiative auf nationaler und europäischer Ebene, um die Wettbewerbsfähigkeit unserer Betriebe zu sichern.

Landwirtinnen und Landwirte wollen nichts geschenkt, sondern faire Bedingungen am gemeinsamen Markt und eine nachvollziehbare Verwaltung. Gemeinsam mit stabilen Energiekosten, die auch Mitmenschen und sämtliche Gewerbe fordern, sind das konkrete Aufgabenfelder für die kommende Bundesregierung.

 

Olaf Feuerborn
Präsident des Bauernverbandes
Sachsen-Anhalt e.V.

 

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März-Kommentar im Informationsheft

Werte Landwirtinnen und Landwirte, werte Mitglieder,

seit dem Januar ist Donald Trump wieder Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Seitdem vollzieht sich in atemberaubenden Tempo ein unvergleichlicher politischer Kulturwandel. Tagtäglich erreichen uns Nachrichten, die man teilweise auch als Satire auffassen könnte, kämen sie nicht direkt aus dem Weißen Haus. Kritische Pressevertreter werden nach Gusto ausselektiert, mit dem Hinweis, dass sie nicht fair berichten würden. Bundesbehörden werden von Getreuen von Elon Musk faktisch geentert, Beamte in Zehntausenderzahlen entlassen und es wird versucht, sich einen nicht legitimierten Zugriff zu sensiblen Daten zu verschaffen. Als wenn das nicht reicht, so wäre Kanada auch ein guter 51. Bundesstaat der USA, der Golf von Mexiko existiert nicht mehr bei „Google Amerika“, Alaska wäre eine passende strategische Erweiterung wert, aufgrund der Rohstoffe, und der Panamakanal wird ebenso ins Visier genommen. Von dem angestrebten Deal mit Russland, um den Ukrainekrieg zu beenden, ganz zu schweigen. Eine UN-Resolution, getragen von den USA, die Russland als Aggressor nicht mal benennt, will man gar für irreal halten, weil es das bis vor ein paar Wochen nicht in irgendeinem verantwortungsvollen Denkansatz gegeben hätte.

Europa hätte sich schon längst auf dem Weg befinden sollen und müssen, ein stärkeres politisches Gegengewicht zwischen den Blöcken USA, Russland mit seinen Unterstützern und China auf die Waage zu bringen. Die Sprache der Diplomatie hinter den Kulissen ist damit nicht beendet, aber zwischen diesen Politpolen hilft klares, deutliches und geeintes europäisches Auftreten ungemein. Mit diesem haben wir jedoch mehr und mehr Schwierigkeiten, da es mit der europäischen Einigkeit in den letzten Jahren so manches Mal auch nicht mehr weit her ist. Die nationalen Fliehkräfte werden größer, zumal nicht wenige dem eigenen Trumpismus anhängen und glauben, dass sie keine Verbündeten und Partner benötigen.

Das jedoch ist genau der Trugschluss, der von den Gegnern der Demokratie außerhalb der EU ausgenutzt und subtil befeuert wird, um die Bevölkerung auseinanderzutreiben und am besten noch sich gegenseitig anzugehen. Wer will denn noch unterscheiden können, was in Zeiten von KI fake ist und was nicht? Wer permanent über digitale Medien einseitig informiert bis infiltriert wird, sich nicht mit realen Menschen aus anderen Lebenswelten auf Augenhöhe austauscht, dem fällt es nachvollziehbar zusehends schwerer nicht zu glauben, dass an allem Übel der Welt die ungesteuerte Massenmigration schuld ist, dass man nicht mehr seine Meinung sagen kann, dass man gar nicht in einer Demokratie lebt oder aber, dass alles in einem permanenten Krisenmodus ist, der zu entsprechenden politisch begründbaren Krisenbekämpfungsmaßnahmen führen muss. Diese Dauerpolarisierung und Beschallung mit gezieltem Wording und Framing macht uns als Gesamtgesellschaft langfristig schlichtweg kaputt. Wenn wir es nicht mehr schaffen, uns über Parteipräferenzen hinweg einfach mal direkt zuzuhören, sondern im Dauerstreit sind und nur unsere eigene Meinung als legitim ansehen, dann verlieren wir in der Gesamtheit. Viel fehlt nicht mehr.

Mit dem Blick auf das Ergebnis der Bundestagswahl muss man konstatieren, dass es eine Herkulesaufgabe für die kommende Bundesregierung wird, der weiteren Polarisierung Einhalt zu gebieten. Ob dieses gelingen wird, das hängt hoffentlich nicht nur davon ab, wer die meisten Follower auf welchem Social Media-Kanal hat, sondern wie ein akzeptables Politikangebot gestrickt wird, dass durchaus auch mal mit guten Botschaften aufwarten darf und wie dieses kommuniziert wird. Mit in die Verantwortung zu nehmen sind an der Stelle auch die vielfältigen Medienangebote, angefangen mit der Tagespresse. Wo sind die wenigen guten Botschaften, die auch auf Seite 1 stehen und dem Leser das Gefühl geben, das nicht alles immer nur schlecht ist? Wie wollen wir uns denn aus einer Wirtschaftskrise gemeinsam rausarbeiten, wenn es diese wichtigen Headlines nicht gibt, sondern nur destruktive Nachrichten transportiert werden. Es geht wohlgemerkt nicht darum, Lobhudelei gegenüber der Regierung zu üben, sondern eine ausgewogene Berichterstattung hinzubekommen. Die gefühlte Stimmung darf nicht unterschätzt werden in ihrem positiven Wirken auf die Befindlichkeit.

Lassen wir uns nicht von den Apologeten des Untergangs vereinnahmen, die uns zu ihrem eigenen Vorteil beeinflussen wollen. Seien wir kritisch, aber offen gegenüber anderen Menschen und Meinungen, hören wir uns einfach mal zu. Das alleine kann schon kleine Wunder wirken.

 

Marcus Rothbart
Hauptgeschäftsführer des
Bauernverbandes Sachsen-Anhalt e.V.

 

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DBV fordert zügige Sondierungsgespräche

Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes, fordert die politischen Akteure dazu auf, nach der Bundestagswahl zügig mit den Sondierungsgesprächen zu beginnen. Er betont, dass die Landwirtinnen und Landwirte eine stabile und vertrauensvolle Regierung erwarten. „Die neue Bundesregierung steht vor der wichtigen Aufgabe, den Menschen in unserem Land wieder Zuversicht zu geben. Dafür braucht es eine deutliche Veränderung in der Art und Weise, wie Politik gestaltet wird: Weniger Ideologie, mehr Pragmatismus und verlässliche politische Rahmenbedingungen für alle wirtschaftlichen Akteure“, erklärt Rukwied. Darüber hinaus müsse die neue Regierung die Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft fördern, indem sie unnötige Regulierungen abbaut und praktikable Lösungen umsetzt. Ebenso seien Perspektiven für junge Unternehmer und für die ländlichen Regionen erforderlich. „Nur so kann unsere Landwirtschaft weiterhin hochwertige Lebensmittel produzieren“, so der DBV-Präsident.

Die Kernforderungen der Landwirtinnen und Landwirte an die Inhalte der zukünftigen Bundesregierung wurden HIER zusammengefasst.

Bundestagswahl 2025: Jetzt informieren und wählen gehen!

Am 23. Februar findet die Bundestagswahl 2025 statt. Jede Stimme zählt – nutzen Sie Ihr Wahlrecht und gestalten Sie die Zukunft aktiv mit! Eine informierte Entscheidung ist entscheidend. Deshalb stehen verschiedene Angebote zur Verfügung, um sich über Programme, Positionen und agrarpolitische Themen der Parteien zu informieren.

Hilfreiche Informationsquellen:

  • Der Wahl-O-Mat zur Bundestagswahl 2025 Nutzen Sie den Wahl-O-Mat, um herauszufinden, welche Parteien Ihren politischen Vorstellungen am nächsten stehen: Wahl-O-Mat Bundestagswahl 2025
  • Agrarpolitische Wahlsynopse Die „dbk“ (Deutsche Bauern Korrespondenz) bietet eine Übersicht zu agrarpolitischen Themen der Parteien. Diese Synopse hilft insbesondere Landwirten und Interessierten, relevante Themen zu vergleichen: Wahlsynopse 2025
  • DBV-Kernanliegen zur Bundestagswahl 2025 Der Deutsche Bauernverband (DBV) formuliert zentrale Anliegen der Landwirtschaft zur Wahl und zeigt auf, welche politischen Weichenstellungen erforderlich sind: DBV-Kernanliegen Bundestagswahl 2025

Nutzen Sie diese Möglichkeiten, um eine fundierte Wahlentscheidung zu treffen! Wählen bedeutet mitgestalten – machen Sie mit!

Februar-Kommentar im Informationsheft

Werte Verbandsmitglieder, liebe Bäuerinnen und Bauern,

mit Blick auf die nächste Bundesregierung steht die Landwirtschaft, genauer gesagt die Landwirtschaftspolitik des Bundes, vor entscheidenden Weichenstellungen. Wir Landwirte erwarten, dass endlich die politischen Rahmenbedingungen geklärt werden, die unsere Betriebe und deren Zukunftssicherung direkt betreffen.
Im Bereich des Pflanzenschutzes herrscht seit Jahren Unsicherheit. Die Diskussionen um Wirkstoffe wie Glyphosat, die Reduzierung von chemischen Mitteln und die Anforderungen an den integrierten Pflanzenschutz sind für die Praxis oft nicht mehr nachvollziehbar. Praktiker brauchen klare und vor allem realistische Vorgaben, die einerseits dem Umweltschutz gerecht werden, andererseits aber auch die Wettbewerbsfähigkeit unserer Betriebe erhalten und fachlich logisch umsetzbar sind. Davon haben wir uns entfernt, Vorgaben sind für Anwender teils unlogisch oder widersprechen der landwirtschaftlichen Fachkenntnis.

Ähnlich unklar ist die Situation in der Düngung. Immer neue Vorgaben und immer strengere Grenzwerte verstärken die Unsicherheit – nicht nur uns Landwirte, sondern führen auch dazu, dass notwendige Investitionen ausbleiben. Wir fordern ein praxisorientiertes Vorgehen, das wissenschaftlich fundiert ist und regionale Besonderheiten berücksichtigt. Nachdem die Rest-Ampel-Regierung die Stoffstrombilanz beibehalten hat, obwohl den Bundesländern anders zugesagt, ist der Handlungsbedarf unverändert hoch und die wirtschaftliche Perspektive unsicher. Auch im Bereich der erneuerbaren Energien, insbesondere bei Biogasanlagen, steht vieles auf der Kippe. Biogas ist eine Schlüsseltechnologie für eine nachhaltige Energieversorgung und für Regionen mit wenig Tierhaltung auch landwirtschaftlich wichtig. Hier braucht es ein klares Signal: Biogas hat Zukunft!
Und schließlich der Stallbau: Viele Betriebe wären bereit in Ställe zu investieren. Doch bürokratische Hürden und unklare Genehmigungsverfahren verhindern den Fortschritt. Es kann nicht sein, dass wir einerseits Tierwohl fordern und andererseits die Umsetzung nahezu unmöglich machen. Es mangelt dabei nicht an Ideen oder Erkenntnissen, sondern an dem politischen Willen, einen Weg parteienübergreifend und länger als 5 Jahre zu gehen.

In jedem dieser Bereiche geht es um die Zukunft landwirtschaftlicher Betriebe, um Arbeitsplätze und nicht zuletzt um wichtige Wertschöpfung im ländlichen Raum. Diese Faktoren müssen die Landwirtinnen und Landwirte tragen, besonders dann, wenn Mehrleistungen in Form von gezielten Umweltmaßnahmen erbracht werden sollen. Wir Landwirte stehen zu unserer Verantwortung. Aber Verantwortung braucht Verlässlichkeit. Die nächste Bundesregierung muss den Mut aufbringen, klare, praxistaugliche und zukunftsfähige Rahmenbedingungen zu schaffen. Nur so können wir als Branche eine langfristige Perspektive entwickeln.

 

Olaf Feuerborn
Präsident des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt e.V.

 

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PK mit Überblick für die kommenden Monate

Traditionell vor der Grünen Woche lädt der Bauernverband Sachsen-Anhalt e.V. zur Jahresauftakt-Pressekonferenz ein. Präsident Olaf Feuerborn, Vizepräsidentin Katrin Beberhold und Hauptgeschäftsführer Marcus Rothbart haben den Journalistinnen und Journalisten am Dienstag einen Überblick der Themen gegeben, die aktuell und im Jahr 2025 insgesamt wichtig sind.

 

Die Pressekonferenz des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt e.V. beleuchtete verschiedene zentrale Themen für die Landwirtschaft im Jahr 2025. Ein Schwerpunkt lag auf der Bundespolitik, insbesondere auf den Herausforderungen und Erwartungen der Branche an die kommende Bundesregierung. Kritisiert wurde, dass die bisherige Bundesregierung keine langfristige Strategie für die Landwirtschaft entwickelt hatte. Die politischen Ambitionen fokussierten sich auf gesteigerte Anforderungen an Nachhaltigkeit und Umweltauflagen und weniger auf die Sicherung wirtschaftlicher Tragfähigkeit. Eine Verbesserung der Wettbewerbsgleichheit innerhalb der EU, ein wirksamer Bürokratieabbau und verlässliche Planungsperspektiven wurden als dringende Forderungen an die zukünftige Koalition formuliert.

Das geplante Freihandelsabkommen der EU mit den Mercosur-Staaten wird kritisch betrachtet. Der Fokus des Abkommens soll aus EU-Perspektive vor allem auf den Exportmöglichkeiten von Industriegütern liegen. Auch Deutschland soll davon wirtschaftlich profitieren. Allerdings wird die Landwirtschaft durch das geplante Abkommen benachteiligt, da zollfreie Einfuhren aus den Mercosur-Staaten Druck auf die Erzeugerpreise ausüben würden. Ein weiterer Grund der Skepsis ist, dass die Produktionsstandards in diesen Ländern deutlich unter dem EU-Niveau sind. Insbesondere in Deutschland, wo die Tierhaltung aufgrund strengerer Auflagen rückläufig ist, würde das Abkommen in jetziger Form die strukturellen Nachteile der Branche weiter verstärken. Der Bauernverband Sachsen-Anhalt forderte Nachverhandlungen, um die Interessen der europäischen Landwirte besser zu berücksichtigen.

Die Perspektiven der Tierhalter in Sachsen-Anhalt waren ebenfalls ein zentrales Thema. Die Zahl der Tierhaltungen ist in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. Gestiegene Kosten, insbesondere für Energie und Löhne, sowie unpraktikable politische Entscheidungen verringerten die Investitionsbereitschaft und gefährdeten die Tierhaltung in der Region. Der Bauernverband Sachsen-Anhalt e.V. forderte ein umfassendes Konzept für Stallumbauten, eine Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingungen und eine stärkere Anerkennung der Tierhaltung als bedeutender Wirtschaftsfaktor im ländlichen Raum. Auch eine Herkunftskennzeichnung von Produkten und eine vereinfachte Genehmigungspraxis für Stallumbauten wurden als wichtige Maßnahmen hervorgehoben. Ziel einer zukünftigen Bundesregierung müsse es sein, eine weitere Verlagerung der Tierhaltung ins Ausland zu verhindern und gleichzeitig die Wertschöpfung und Beschäftigung in der Region zu sichern.

Olaf Feuerborn, Präsident des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt e.V., erklärte: „Der Maul- und Klauenseuche-Fund im östlichen Brandenburg hat für Verunsicherung gesorgt, unter anderem weil der Eintragungsweg in die kleine Herde noch nicht bekannt ist. Die Behörden in Brandenburg und die Landwirte haben schnell regiert, Zonen eingerichtet und überprüfen die Tierbestände in der Region. In den letzten Tagen sind keine neuen Fälle gemeldet worden, was sehr gute Nachrichten sind.

Trotzdem wirkt sich die MKS auf die Märkte aus, wenngleich auch nur ein paar Prozent der hier produzierten tierischen Lebensmittel in Länder außerhalb der EU exportiert werden. Diese Exportverbote werden die Erzeugerpreise belasten, daher muss schnellstmöglich und konsequent sichergestellt werden, dass Deutschland wieder MKS-frei wird. Wir erwarten, dass sich Bund und Länder weiter eng mit den Berufsverbänden abstimmen, um zügig agieren zu können.“

Wichtig ist zudem: Der Verzehr von tierischen Produkten birgt keine Gefahr für Verbraucher. Laut Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit ist die MKS „eine reine Tierseuche und nicht auf den Menschen übertragbar, also keine Zoonose“.

Weitere Themen der Jahresauftakt-Pressekonferenz waren die Entwicklungen beim Thema Wolf, die Zukunft der Biogasanlagen, die fehlende Wirkstoffvielfalt beim Pflanzenschutz sowie die Auswirkungen der Düngeverordnung auf die Arbeit der Landwirtinnen und Landwirte.

Januar-Kommentar im Informationsheft

Werte Landwirtinnen und Landwirte, werte Mitglieder,

ein Jahresanfang kann immer ein guter Startpunkt sein, um sich neuen Themen zu widmen und die hinter sich zu lassen, die vielleicht schon länger ungeliebt waren. Sicherlich fallen uns allen dazu mehrere Beispiele ein.

Politisch werden wir 2025 die noch vorhandene restliche Bundesregierung hinter uns gelassen und Ende Februar die Chance an der Wahlurne haben, unsere Stimme abzugeben. In der Annahme und Hoffnung, dass eine kommende Bundesregierung eine, und nur das darf es werden, endlich wirtschaftsfreundliche Ausrichtung annimmt. In den letzten Jahren ist hier wenig passiert, und das vor allem unter Beachtung der zahlreichen externen Faktoren wie dem Auslaufen der Corona-Krise und dem Krieg in der Ukraine. Das mag zuerst den Programmen und Ausrichtungen der verbliebenen Koalitionspartner unter Zuhilfenahme des Koalitionsvertrages geschuldet gewesen sein. Trotzdem wären gerade diese Krisen ein notwendiger Anlass gewesen, die eigene Programmatik in weltpolitischen Sondersituationen nicht komplett über Bord zu werfen, jedoch mindestens mal hinten anzustellen. So wie es bis zum Ende der Ampel gelaufen ist, so hatte man mehr den Eindruck, dass man sich dauerhaft, wie in der Sandkiste, um Schäufelchen und Eimerchen gestritten hat, ohne mitzubekommen, was um einen herum passiert. Und das war meines Erachtens den Anforderungen an eine Bundesregierung unwürdig.

Entscheidend für die Wirtschaft wird sein, welche Bundesregierung sich mit welchem Koalitionsvertrag nach der Wahl im Februar bilden wird und welche Parteien miteinander überhaupt koalitionsfähig sind. Der nüchterne politische Blick auf die Lage zeigt, dass es nur wenige Koalitionsmöglichkeiten geben wird. Eine starke AfD wird nicht zum Koalitionspartner werden, davon ist auszugehen. Wer es sich sogar mit den französischen und italienischen Schwesterparteien in Europa verscherzt hat, der wird auf absehbare Zeit unter Beibehaltung von aktuellem Programm und Personal in Deutschland nicht zum Zuge kommen.

Was von den anderen Parteien außerhalb von CDU/CSU, SPD und Grünen noch im Angebot sein wird, das wird neben der Beachtung der Auswirkungen der Wahlrechtsreform rund um Erst- und Zweitstimmen auch von möglicherweise strategischem Wahlverhalten der Wähler abhängen. Ein Parlament zum Beispiel ohne FDP schränkt Koalitionsoptionen für Wahlgewinner schlicht weiter ein. Und das, was zum Beispiel in Thüringen und Brandenburg mit dem BSW gelungen sein mag, das wird es auf Bundesebene wahrscheinlich nicht geben. Eine Botschaft an die Wähler sollte also immer gelten: Schauen sie sich Wahlprogramme und Personal an, wählen sie im Interesse der Wirtschaft und beachten sie mögliche Koalitionsoptionen.

Führungsebenen mehrheitlich mit grünen Parteigängern besetzt ist, der wird es schwer haben, seine Politik umzusetzen. Dieses Beispiel gilt ebenso umgekehrt. Der Auftrag ist somit klar und deutlich formuliert: runter mit der Personenzahl in der Bundesverwaltung und eine politisch ausgewogene Besetzung in den Führungsebenen der Verwaltung. Diese Forderung ist nicht Utopie, sondern bedeutet staatspolitische Verantwortung. Politik und Verwaltung haben dem Bürger zu dienen, die Wahrnehmung ist schon lange weg.

Was gilt es noch anzupacken? Neben uns als landwirtschaftlichem Berufsstand darbt seit längerem die gesamte Wirtschaft an einem Übermaß an Rechtfertigungsbürokratie, für die am Ende immer niemand kann und verantwortlich ist. Der Ruf nach Bürokratieabbau hallt durch alle Gazetten, nur wir müssen diesen auch hinbekommen! Mit dem Laborieren am bestehenden System wird das nicht mehr gelingen – wo will man da auch anfangen? Was fehlt, ist ein kompletter Reset und das Aufsetzen eines neuen Systems der Verwaltung und dann das komplette Abschalten der bisherigen Struktur. Radikale Vereinfachung und Vertrauen in den mündigen Bürger sind da die Stichworte.

Nach einer Neuordnung werden sicher Fehler in Verwaltungsabläufen passieren. Wichtig ist dennoch ein neues Grundvertrauen, das nicht immer davon ausgeht, dass jemand den Staat ausspielen will und es deshalb Regelungen für alles bis in das Kleinste braucht. Stetiges Misstrauen wird der ehrlichen Mehrheit der Gesellschaft nicht gerecht. Dieser Bürokratie-Reset ist in Verbindung mit knallharter Digitalisierung, ohne dem Vorschieben von Datenschutzbedenken, auch eine Chance, das Vertrauen in den Staat und seine Verwaltung wieder herzustellen.
In diesem Sinne: Auf einen gelingenden Start in die zweite Hälfte des Jahrzehnts!

Marcus Rothbart

Hauptgeschäftsführer Bauernverband Sachsen-Anhalt e.V.

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Welche Zukunft soll Biogas haben?

Nach der blumigen Ankündigung im August 2024 von Minister Habeck zur weiteren Entwicklung der Bioenergie blieb es lange still. Dann erschien am 6. Dezember das „Konsultationspapier zur Anpassung der Ausschreibung für Biogasanlagen“ als Konsultationsgrundlage mit den Ländern und Verbänden. Die Frist zur Stellungnahme betrug weniger als 24 Stunden!

Trotz der wohlklingenden Einleitung – man wolle „vor allem den Bestand der Biogasanlagen mit Wärmenetzen sichern“ – weist der konkrete Inhalt des Papiers klar in eine andere Richtung: Der Rückbau von mehr als der Hälfte der Biogasanlagen soll vorangetrieben werden.

Unter Annahme der gegenwärtigen Bemessungsleistung von knapp 4 GW multipliziert mit der fünffachen Überbauung müsste eine Leistung von etwa 20 GW bis 2034 ausgeschrieben werden. Das BMWK (Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz der Bundesrepublik Deutschland) weist jedoch darauf hin, dass die installierte Leistung der Biogasanlagen auf 8,4 GW begrenzt bleiben soll. Bei der angestrebten vier- und später fünffachen Überbauung führt dies zur Abschaltung von etwa 60 % des gegenwärtigen Anlagenbestandes.

Die geforderte Überbauung hat zur Folge, dass 70 – 80 % der Motorenleistung im Jahresdurchschnitt nicht betrieben werden dürfen. Die Finanzierung der fixen Kosten soll über eine Anhebung des Flexzuschlages von 65 € auf 85 € erfolgen. Die 65 € haben in den meisten Anlagen schon nicht ausgereicht, eine nur doppelte Überbauung zu finanzieren. Die Frage ist daher: Wie soll mit 30 % mehr Geld 400 % mehr Leistung zugebaut werden?

Im BMWK ist man noch auf die Idee gekommen, das Verhältnis von arbeitsrelevanter Leistung (= im Jahresmittel genutzte Motorleistung) zur installierten Leistung nicht mehr wie bisher prozentual anzugeben. Stattdessen soll die Laufzeit der Biogasanlagen auf zunächst 2500 und später auf 2000 Betriebsstunden pro Jahr begrenzt werden. Wie man unter dieser Vorgabe ein Wärmenetz ganzjährig versorgen soll, bleibt das Geheimnis des Ministeriums.

Richtigerweise sollen Biogasanlagen mit Wärmenetzen besonders unterstützt werden. Allerdings vergaß man im BMWK, dass damit die güllelastigen Anlagen keine Chance mehr auf einen Weiterbetrieb haben. Denn eine reine Gülleanlage brauchte ihre Wärme schon immer vor allem im Winter für die Beheizung der Fermenter und konnte nie ein Wärmenetz versorgen. Die bisher gerade von den Grünen immer als die optimale Biogasanlage gelobte Gülle-Variante wird somit die erste sein, die vom Netz geht.

Der politische Kampf gegen den Maisanbau wird fortgesetzt, deshalb entwickelt man im Konsultationspapier den Maisdeckel weiter und senkt den Maisanteil nochmal auf 25 % des Inputs ab. Man kann im BMWK offensichtlich auch weiterhin der Versuchung nicht widerstehen, in jedem beliebigen Gesetz landwirtschaftliche Sachverhalte mitregeln zu wollen.

Leider vergisst das BMWK, den angestrebten Wettbewerb im Strommarkt ehrlich zu führen. Nach dem Aus für Kernkraftwerke und dem Abschaltplan für die Kohle wird immer deutlicher, dass Wind- und Sonnenstrom zunehmende Mengen an Ausgleichsenergie benötigen und dass Lithiumbatterien dafür nur kurzfristig nutzbar sind. Statt aber den Bioenergiebereich mit moderaten Aufwendungen zu flexibilisieren und an die geänderten Anforderungen des Strommarktes anzupassen, versucht man stattdessen, die Energielücke mit neuen „Wasserstoff-ready-Kraftwerken“ zu schließen. Aus Geldmangel hat man die eigentlich erforderliche auszuschreibende Leistung für diese Gaskraftwerke bereits mehrfach reduziert, was eine Deckungslücke in der deutschen Stromerzeugung zur Folge haben wird. Zudem bleibt immer noch unklar, wo die gewaltigen Wasserstoffmengen für die Rückverstromung herkommen sollen und zu welchem Preis diese verfügbar sein werden.

Was wäre also ein ehrlicher Wettbewerb? Biogasanlagen und Wasserstoffkraftwerke können sich in gemeinsamen Ausschreibungen bewerben. Dann würde schnell klar, wer in den nächsten Jahren kosteneffizienter ist. Wenn dann in 15 oder 20 Jahren ausreichend Wasserstoff zur Verfügung stehen sollte, werden Biogasanlagen schrittweise ihre dann wichtigere Aufgabe übernehmen: Die Bereitstellung von grünem, organisch gebundenem Kohlenstoff als Rohstoff für die chemische Industrie. Bis dahin können und müssen flexibilisierte Biogasanlagen ihren Beitrag zu einer emissionsarmen, versorgungssicheren und importunabhängigen Strom-, Wärme- und Gasversorgung erbringen.

Allerdings können die Biogasanlagen nicht noch ein Jahr warten, bis sich ein neuer Bundestag konstituiert und irgendwann das EEG überarbeitet. Es besteht akuter Handlungsbedarf! Zum Erhalt der Anlagen ist es deshalb dringend erforderlich, dass noch vor den Neuwahlen zwei Entscheidungen getroffen werden:

  1. Die auszuschreibende Leistung für die Biogasanlagen muss auf mind. 1 GW für den Ausschreibungstermin 1.4.2025 oder auf mind. 1,8 GW für das Gesamtjahr 2025 angehoben werden.
  2. Weiterhin muss der Flexzuschlag auf mindestens 120 € erhöht werden, um eine Flexibilisierung der Bestandsanlagen überhaupt zu ermöglichen. Hier sollten alle Abgeordneten erkennen, dass es jetzt darum geht, die Biogasanlagen in Betrieb zu halten und dass für diese Entscheidungen geeignete Mehrheiten noch vor der Wahl gefunden werden müssen.

Nach der Wahl müssen das EEG und die Rahmengesetze (44. BimschV (SCR-Kats); TA Luft (Abdeckung der Wirtschaftsdüngerläger); RED II, Mittelspannungsrichtline) im Hinblick auf die gewünschte Flexibilisierung der Biogasanlagen überarbeitet werden.

Thorsten Breitschuh (BELANU)
Aus dem Fachausschuss Erneuerbare Energien / Nachwachsende Rohstoffe