31. Landesbauernverbandstag

Knapp 180 Delegierte kamen am 20. November in Staßfurt zum 31. Landesbauernverbandstag zusammen. Der interne Teil am Vormittag bestand aus den satzungsgemäßen Aufgaben wie der Darlegung des Geschäftsberichtes und des Jahresabschlusses 2018, der Entlastung von Vorstand und Geschäftsführung und der Festlegung des Mitgliedsbeitrages für 2020. Fachlich wurden drei Positionierungen des Verbandes verabschiedet, die in Kürze veröffentlicht werden. Die Positionierungen wurden zu den Themen Tierhaltung in Sachsen-Anhalt, Agrar- und Gesellschaftspolitik sowie Umweltpolitik in Sachsen-Anhalt vorgenommen.

Katrin Beberhold (BV Burgenland) wurde in den Vorstand des Landesverbandes gewählt und Sven Borchert (BV Börde) ist zukünftig erster Vizepräsident des Bauernverbandes. Auch wurden Ehrungen vorgenommen, u. a. die Ehrenmitgliedschaft für Wolfgang Köhler, den langjährigen Kreisgeschäftsführer des BV Börde.

Zwischen dem internen und dem öffentlichen Teil fand eine kurze Kundgebung der Delegierten vor dem Salzland Center statt, bei welcher den anwesenden Journalisten die Forderungen des Berufsstandes vermittelt wurden, bevor es im öffentlichen Teil in die agrarpolitische Diskussion ging. Für die Diskussion standen Olaf Feuerborn und DBV-Präsident Joachim Rukwied, sowie die Staatssekretäre Dr. Hermann Onko Aeikens (BMEL) und Dr. Ralf-Peter Weber (MULE) auf der Bühne. Moderiert wurde die Diskussion rund um die Themengebiete Pflanzenschutz, Düngung, Markt und GAP durch den MDR-Moderator Stefan Bernschein.
Eine ausführliche Berichterstattung folgt im Infoheft 12/2019.

Landeserntedankfest 2019

Rund 39.000 Besucher strömten am 14. und 15. September 2019 durch die Tore des Elbauenparks in Magdeburg, um das 25. Landeserntedankfest zu besuchen. Während auf der großen Bühne in diesem Jahr Radio SAW für die Show verantwortlich war, ist der MDR für seine Berichterstattung über das Gelände gewandert und hat u. a. am Stand des Bauernverbandes einige Minuten für das Fernsehen gedreht. Als Teil der bundesweiten Initiative „Zu gut für die Tonne“ konnten Besucher hier testen, wie es um ihr Wissen zur richtigen Lagerung von Lebensmitteln bestellt ist. Ebenso am Stand des Bauernverbandes konnte viel „rund ums Ei“ erfahren werden und die kleinen Besucher standen Schlange, um an der Quetsche ihre eigenen Haferflocken zu machen. Die Besucher kamen mit den Mitarbeitern des Bauernverbandes so auch über viele andere Themen der modernen Landwirtschaft ins Gespräch.

Größter Anziehungspunkt für Besucher waren wie immer die Maschinen und die Tiere. Neben dem Bauernverband stand das „Schweine-Mobil“, ein mobiler Nachbau eines modernen Stalls, in welchem sich drei Läufer der Öffentlichkeit präsentierten. Auch viele andere Nutztiere konnten sich die Besucher aus der Nähe anschauen und über das Gelände verteilt kamen noch Greifvögel, allerlei Kleintiere und Alpakas hinzu. Im Technik-Areal war es ebenso abwechslungsreich, alte und neue Maschinen standen sich gegenüber, beim Schaudreschen auch im doppelten Sinne. Restaurierte Oldtimer neben zeitgemäßer Hightech veranschaulichten den Besuchern, wie weit sich die Landwirtschaft bereits entwickelt hat und was heute alles möglich ist.

Der Sonntag startete traditionsgemäß mit dem ökumenischen Erntedankgottesdienst, an welchem auch der neue evangelische Landesbischof Friedrich Kramer teilnahm. Dieser sprach sich für die Vorteile einer zeitgemäßen Landwirtschaft aus sowie den Nutzen, den sie für die Menschen bringt. Doch hätten die letzten Jahre auch wieder deutlich gezeigt, wie grundlegend die Dinge sind, die wir nicht direkt beeinflussen können, wie beispielsweise der Regen. Neben Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff und Prof. Dr. Claudia Dalbert, Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft und Energie, waren auch Bauernpräsident Olaf Feuerborn und Vorstandsmitglied Sven Borchert in den Gottesdienst involviert. Das Landeserntedankfest bot auch wieder viele Möglichkeiten, mit Personen der Wirtschaft und Politik ins Gespräch zu kommen. Im Pavillon des Bauernverbandes war dafür eine Ecke hergerichtet, in der immer wieder Vertreter von Bauernverband und Landespolitik auf eine Tasse Kaffee zusammengekommen sind.

Wir möchten uns bei allen Besuchern unseres Standes bedanken sowie bei der Agrarmarketinggesellschaft, welche die Planung und Durchführung des Landeserntedankfestes verantwortet, die das gesamte Event wieder hervorragend organisiert hat.

Landeserntedankfest

Olaf Feuerborn als Präsident des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt auf der großen Bühne von Radio SAW.

 

Stroh- und Futterbörse für viehhaltende Betriebe

Für die viehhaltenden Betriebe zeichnet sich in weiten Teilen des Landes auch in diesem Jahr ein Mangel an betriebseigenen Grundfuttermitteln ab. Während im letzten Jahr teilweise noch Reserven aus dem Vorjahr vorhanden waren, sind diese aktuell weitestgehend aufgebraucht. Je nach Region entwickelt sich zudem der Gras- und Maisaufwuchs sehr unterschiedlich. Aktuell werden Teile der diesjährigen Grassilage direkt für die Fütterung genutzt. Diese steht dann nicht für die Fütterung im Winter zur Verfügung.

Der Bauernverband Sachsen-Anhalt möchte alle Betriebe auf die Stroh- und Futterbörse auf der Webseite der RinderAllianz hinweisen. Dort können Landwirte aus der Region Angebote einstellen, wenn sie Futtermittel anbieten können. Tierhalter können wiederum Gesuche aufgeben.

www.rinderallianz.de/service/stroh-und-futterboerse

Der Bauernverband Sachsen-Anhalt bewertet es positiv, dass der Aufwuchs von Ökologischen Vorrangflächen (ÖVF) vonseiten des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft und Energie Sachsen-Anhalt für die Fütterung freigegeben werden kann, auch wenn der Futterwert der Bestände begrenzt ist. Für die Nutzung ist ein Antrag nötig. Neben den Tierhaltern können auch deren Nachbarbetriebe einen diesbezüglichen Antrag stellen, wenn der ÖVF-Aufwuchs der Fütterung dienen soll. Es wäre jedoch eine Erleichterung gewesen, wäre diese Regelung regional festgelegt worden. Ebenso müssen schnellstmöglich und final ausstehende Zahlungen, beispielsweise für bereits 2018 geleistete Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen, an die Betriebe erfolgen, um die notwendige Liquidität zu sichern.

Rückblick auf das Harzer Landwirtschaftsfest 2019

Das 22. Harzer Landwirtschaftsfest in Reinstedt startete fachlich, beginnend mit der Tierschau der Landestierzuchtverbände sowie der Fleischrindschau der RinderAllianz. Besucher konnten hier die Tiere bewundern und von den Fachleuten erfahren, was die Züchter für gesunde Tiere mit guten Leistungen beachten. Der Pferdezuchtverband Ostharz e.V. hat stolz seine neuen Fohlen präsentiert, der Schäferverein „Harzer Land“ die Lämmer, Muttertiere und Böcke. Auf dem Gelände in Reinstedt konnten auch Schweine im „Schweine-Mobil“ des Forums Moderne Landwirtschaft e.V. aus der Nähe begutachtet werden, was zu angeregten Gesprächen führte.

Neben der tierischen Seite des Harzer Landwirtschaftsfestes wurde Neugierigen ein großer Bauernmarkt zum Erkunden geboten und Fachkundige wie auch Laien fanden eine Ausstellung mit moderner Landtechnik und landwirtschaftlichen Oldtimern. Zum Mittag fand wieder die große Musikparade der Blaskapelle statt, die sich wegen Temperaturen von bis zu 38 °C in den Schatten gedrängt hatte. Vorher waren von Winfried Feuerstack, Vorstandsvorsitzender des Bauernverbandes Nordharz, bereits zahlreiche Ehrengäste begrüßt und zum gemeinsamen Rundgang eingeladen worden. Neben Winfried Feuerstack nahmen auch Landesbauernpräsident Olaf Feuerborn und weitere Verbandsvertreter an der Veranstaltung teil, um sich mit den Gästen aus Kreis- und Landespolitik auszutauschen.

Der Bauernverband Nordharz e.V. dankt allen Unterstützern, Teilnehmern und Besuchern für eine gelungene Veranstaltung. Auch in diesem Jahr war das Harzer Landwirtschaftsfest ein Erfolg und bot viel Programm für alle Besucher. Wegen der hohen Temperaturen waren etwas weniger Besucher als im vergangenen Jahr auf dem Gelände, aber die eng besetzten Plätze im Schatten zeigten das Interesse an solchen regionalen Veranstaltungen deutlich. Auch zur abschließenden Oldtimer-Parade um 17 Uhr waren die Ränge noch voll.

15. Juni 2019 „Tag des offenen Hofes“ – landeszentrale Veranstaltung

Mit großer Bühne, Traktoren und Tieren lädt die Produktivgenossenschaft „Altmark“ zum diesjährigen zentralen Tag des offenen Hofes in Sachsen-Anhalt ein. Jährlich und landesweit durch den Bauernverband Sachsen-Anhalt e.V. mitorganisiert, öffnen unterschiedliche Betriebe die Hoftore – auch in der Börde und zu anderen Terminen.
Am 15. Juni, dem diesjährigen Tag des offenen Hofes, können interessierte Besucher selbst Einblicke in einen Alltag bekommen, mit dem sie heute kaum noch Berührung haben. Dazu gehören die landwirtschaftlichen Nutztiere ebenso wie die moderne Technik, welche die Landwirte heutzutage einsetzen. Die Besucher können sich auf landwirtschaftlichen Betrieben informieren und Eindrücke sammeln. Die zentrale Veranstaltung findet dieses Jahr in einem Ortsteil von Klötze statt, in der Produktivgenossenschaft „Altmark“ eG Neuferchau. Der Vorstandsvorsitzende Henry Hartmann lädt alle herzlich ein. Neben Rinderaufzucht und Schweinehaltung bewirtschaftet der Betrieb Äcker und Wiesen in Naturpark Drömling und dessen Umland und unterhält eine moderne Biogasanlage, deren Abwärme 70 Häuser im Ort beheizt. Für den Tag des offenen Hofes wird in der Genossenschaft bereits kräftig vorbereitet. Es wird viel Regionales, Handwerk und andere Unterhaltung geboten werden. Große und kleine Kinder dürfen die Landmaschinen nicht nur anschauen, sondern auch eine Runde drehen.
Neben der Landwirtschaft bietet der Betrieb seinen Gästen Musik, Essen und Trinken, Kinderprogramm und vieles mehr. Im großen Festzelt wird es ab 11 Uhr ein unterhaltsames Programm geben, mit Achim Petry, Falco meets Axel Herrig, Markus sowie Jule Werner´s OLDIE EXPRESS. Der Betrieb wird sich auf der Bühne in einer Gesprächsrunde vorstellen.
Der Tag des offenen Hofes wird unterstützt durch den MDR Sachsen-Anhalt, EDEKA Hannover-Minden und die Agrarmarketinggesellschaft Sachsen-Anhalt.

Demonstration vor der Staatskanzlei

Im Dezember 2018 wurde durch die Landesregierung Sachsen-Anhalts angekündigt, dass die Landesverordnung der Natura 2000 zum 01. Januar 2019 erlassen wird. Die deutlichen inhaltlichen Stellungnahmen des Bauernverbandes und weiterer Landnutzerverbände, wie Waldbesitzern, Anglern und Berufsfischern und vielen weiteren, wurden in vielen Aspekten wenig oder gar nicht berücksichtigt. Daher fand am 08. Januar 2019 eine gemeinsame Demonstration der verschiedenen Verbände des ländlichen Raumes statt.

Mehr als 350 Teilnehmer fanden sich vor der Staatskanzlei in Magdeburg. Neben Olaf Feuerborn, der als Präsident des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt die Kundgebung eröffnete, sprachen Sören Rawolle als direkt und massiv durch die Landesverordnung betroffener Landwirt, der Präsident des Waldbesitzerverbandes Sachsen-Anhalt, Franz Prinz zu Salm-Salm und Andreas Schlüter vom Landesfischereiverband Sachsen-Anhalt.

Die Sprecher forderten von Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff eine klare Stellungnahme und ein Bekenntnis zum ländlichen Raum, dessen Lebenswert und dessen Wirtschaftlichkeit. Die Landesverordnung Natura 2000 ist in der vorliegenden und verabschiedeten Fassung für die Verbände nicht tragbar und sie werden das Thema daher aktiv begleiten.

Der Bauernverband Sachsen-Anhalt e.V. dankt allen Mitwirkenden an der Vorbereitung und Durchführung der Demonstration für ihr Engagement.

Aktuelles zur Afrikanischen Schweinepest

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist weiter auf dem Vormarsch. Nachdem viele Länder in Osteuropa betroffen waren, brach das Virus im September 2018 plötzlich auch in Belgien aus. Sowohl Hausschweine als […]

Dürrehilfen sind kein Mittel der Strukturpolitik

Agrargenossenschaften dürfen nicht benachteiligt werden

Der Bauernverband Sachsen-Anhalt begrüßt, dass sich Bund und Land zur finanziellen Unterstützung der von der dramatischen Dürreperiode besonders betroffenen landwirtschaftlichen Unternehmen entschlossen haben. Auf dem Weg zu dem seit dieser Woche auch in Sachsen-Anhalt eröffneten Antragsverfahren hat sich allerdings gezeigt, dass sich die Antragsbedingungen zu einem bürokratischen Ungetüm entwickelt haben. „Als Bauernverband haben wir immer deutlich darauf hingewiesen, dass es ein praktikables Verfahren braucht und vor allem, dass keine Betriebsformen faktisch im Vorhinein ausgeschlossen werden“, sagt Olaf Feuerborn, Präsident des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt.
Das ein durch Steuergelder finanziertes Förderverfahren möglichst zu keinen Rückforderungen führen soll ist nachzuvollziehen. Nur die jetzt vorliegenden mehrstufigen Antragsschritte sind am Ende das Produkt maximaler staatlicher Vorsicht und konterkarieren das eigentliche Ziel der Unterstützung betroffener Betriebe. Für den Bauernverband ist das ein nicht hinnehmbares Ergebnis der finalen Verwaltungsvereinbarung zwischen Bund und Ländern.
Im Detail benachteiligen diese Regelungen zum Beispiel Personengesellschaften wie Agrargenossenschaften in einem solchen Maße, dass sie faktisch nicht in die Nähe einer Antragsberechtigung kommen. So stellt neben mehreren anderen Kriterien die Bedürftigkeitsprüfung und Heranziehung von Privatvermögen zur Berechnung der möglichen Finanzhilfe in Teilen eine unüberwindbare Hürde bei der Beantragung der Gelder dar. Was bei privat geführten Betrieben in Grenzen nachvollziehbar sein kann, stellt vielfältig organisierte Personengesellschaften vor ein fast unlösbares Problem. Denn diese werden nicht von Einzelunternehmern geführt, sondern gründen sich auf eine Vielzahl von Mitgliedern, die mit ihren Einlagen für die nötige finanzielle Basis sorgen. Das private Vermögen dieser Genossen in kürzester Antragszeit zu prüfen und gegebenenfalls heranzuziehen, ist weder sinnvoll noch erklärbar – da der einzelne Genosse in der Regel nicht für eventuelle Verluste der gesamten Genossenschaft haftet. Das ist ein elementarer Unterschied zu anderen juristischen Unternehmensformen und Einzelunternehmen.
Der Bauernverband befürchtet, dass nicht nur Agrargenossenschaften, sondern auch weitere juristische Personen in der Form von Kapitalgesellschaften sowie Einzelunternehmen aufgrund der Komplexität von einer Antragstellung Abstand nehmen und so mit den teils existenzgefährdenden Dürre-Einbußen allein gelassen werden. Wenn das Hilfsprogramm nicht im vollen finanziellen Umfang angenommen werden sollte, dann nicht, weil die Betriebe nicht wollten. Vielmehr dürften sie vor den auferlegten Antragsstufen kapitulieren und auf die Inanspruchnahme lieber gänzlich verzichten. Die dazukommende kurze Antragsfrist aufgrund der langwierigen Verhandlungen zwischen Bund und Ländern wird ihr Übriges dazu tun.

Missernte in vielen Regionen Sachsen-Anhalts

In dieser Woche wird der „Supersommer“ weiter anhalten. Während sich Urlauber und Ferienkinder über das schöne Badewetter freuen, verstärkt sich die Katastrophe in der Landwirtschaft weiter. Besonders betroffen sind die Regionen Wittenberg, Altmark, nördliche Börde, Jerichower Land, Salzlandkreis und Anhalt.
Noch nie hat die Getreide- und Rapsernte so früh, drei Wochen eher als normal, begonnen. Und auch alteingesessene Landwirte können sich nicht daran erinnern Mitte Juli mit der Mähdruschernte fertig gewesen zu sein. Die erreichten Erträge sind ein Desaster. Der Bauernverband hat dazu in der vergangenen Woche die Realerträge von fast 100 Mitgliedsbetrieben abgefragt.
Bei einem Vergleich zum mittleren Ertrag der Jahre 2011 bis 2016 wurde bei den Getreidearten Gerste, Roggen und Weizen zwischen 25 und 46 % weniger geerntet. Am niedrigsten waren die Erträge in Anhalt mit 25 dt/ha bei Roggen und 42 dt/ha bei Weizen. Raps ist seit Jahren in Sachsen-Anhalt eine stabile Kultur. Erträge um 40 dt/ha wurden auch auf leichten Standorten eingebracht. In diesem Jahr lag der Minderertrag mit 25 dt/ha 36 % unter dem langjährigen Mittel. Viele Betriebe haben weniger als 20 dt/ha Raps geerntet.
Zu den niedrigen Erträgen kommen noch Probleme bei der Qualität des Erntegutes. Bei Getreide ist besonders ein hoher Kleinkornanteil zu verzeichnen. Viele Partien sind nur Futter, das niedrigere Erlöse einbringt.
Auch auf den guten Standorten in der Magdeburger Börde und im Süden Sachsen-Anhalts wird eine unterdurchschnittliche Ernte eingebracht. Extreme Dürre und hohe Temperaturen machen allen Kulturen zu schaffen. Das kennzeichnet die Ausnahmesituation in diesem Jahr. Rüben haben bisher kaum einen Rübenkörper angesetzt, die Kartoffelbestände fallen zusammen, der Mais wächst seit Wochen nicht weiter und hat oft keine Kolben angesetzt. Auch bei den Sonderkulturen, wie Zwiebeln und Arznei- und Gewürzpflanzen zeichnet sich teilweise eine Missernte ab. Feldgemüse wächst auch unter Beregnung nur schlecht.
In den Grünlandregionen sind Weiden und Wiesen schon seit Wochen verdorrt, ein zweiter Aufwuchs ist nicht gewachsen. Alle Futterreserven werden genutzt, um die Tiere ausreichend zu versorgen. Nachbarschaftshilfe und verstärkter Einsatz von Stroh im Futter wird erforderlich sein, um die Tierbestände über den Winter zu bekommen.
Der Bauernverband hat in einem Schreiben an die Landesregierung Hilfen für die Landwirtschaft als Branche gefordert. Diese Dürre entspricht einer höheren Gewalt. Die außergewöhnlichen Umstände durch geringe Niederschläge und hohe Temperaturen können von den Landwirten nicht allein getragen werden. Ein Jahr lang haben die Bauern Kapital und Arbeitskraft in die Feldbestände investiert mit dem Ergebnis, dass die Witterung nur eine Missernte hat wachsen lassen. Die Erlöse aus dieser Ernte werden nicht ausreichen um in wenigen Wochen mit der Aussaat für die Ernte 2018 zu beginnen, Betriebsmittel zu kaufen und Pachten zu zahlen.
Die Krise kommt inzwischen auch in den vor- und nachgelagerten Bereichen an, wo Lohnunternehmer, Maschinenhersteller oder Baufirmen Auftragsrückgänge verkraften und Weiterverarbeitungsbetriebe sich auf eine sehr viel kleinere Rohstoffbasis einstellen müssen.
Der Präsident des Bauernverbandes, Olaf Feuerborn, sagt dazu: „Schnelle Entscheidungen sind erforderlich, damit diese Notsituation nicht zu Entlassungen oder Betriebsaufgaben führt. Damit die Landesregierung nicht auf den Abschluss der Ernte warten muss, hat der Bauernverband seine Ertragsermittlungen durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen die dringende Notwendigkeit eines Nothilfeprogramms. Die Landwirtschaft ist eine tragende Säule im ländlichen Raum. Damit sie es weiter bleibt, ist Hilfe durch die Gesellschaft erforderlich und berechtigt.“