September-Kommentar im Informationsheft des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt e.V.

Werte Verbandsmitglieder,
liebe Bäuerinnen und Bauern,

die Situation auf den internationalen Getreidemärkten hat sich in den vergangenen Monaten deutlich verändert und stellt uns vor neue Herausforderungen. Besonders die teils unterschiedlichen Meldungen über Importe von ukrainischem Getreide nach Europa und Deutschland haben viele verunsichert. Die Frage, wie sich diese Entwicklungen auf unsere heimische Landwirtschaft auswirken, ist absolut berechtigt. Es ist notwendig, die Lage zu betrachten und realistische Lösungen zu diskutieren.

Wichtig ist zum einen, dass der Import von Getreide aus der Ukraine über andere EU-Länder nach Deutschland keine neue Entwicklung ist. Bereits in den vergangenen Jahren haben wir gesehen, dass ukrainisches Getreide über Mitgliedsstaaten wie Polen, Tschechien oder Ungarn in unseren Markt gelangt. Letzteres ist Teil des freien Warenverkehrs innerhalb der EU und spiegelt die Mechanismen eines integrierten europäischen Binnenmarktes wider. In der ersten Hälfte der Saison 2023/24 sind die Getreideimporte nach Deutschland zwar um etwa 600.000 Tonnen gestiegen, doch im Vergleich zur gesamten EU-Weizenproduktion von rund 126 Millionen Tonnen ist diese Menge vergleichsweise gering. Dies zeigt, dass die aktuellen Preisverwerfungen nicht allein durch ukrainische Importe erklärt werden können.

Zum anderen ist die Marktlage das Ergebnis verschiedener und globaler Faktoren. Zu den bedeutendsten gehören die Rekordernten in den USA und Brasilien. Diese Länder haben große Mengen an Körnermais produziert, was die weltweiten Getreidepreise insgesamt, einschließlich der Weizenpreise, unter Druck gesetzt hat. Zudem hat Russland nach einer ebenfalls sehr guten Ernte seine Exportmengen erheblich gesteigert und bietet diese zu besonders niedrigen Preisen an. Diese Preisstrategie führt zu einer Überflutung des Marktes mit billigem Weizen und trägt erheblich zur aktuellen Preissituation bei. Das führt zu einem Erzeugerpreisverfall, der alle europäischen Landwirte betrifft. Auch die Länder, die nicht in der EU sind, leiden unter den niedrigen Weltmarktpreisen, die somit auch ihre Einnahmemöglichkeiten einschränken.

Für uns in Deutschland stellt sich die Frage, wie wir auf diese Situation reagieren können. Es ist nicht realistisch zu erwarten, dass wir durch Forderungen auf EU- oder globaler Ebene schnell eine Verbesserung unserer Lage erreichen. Vielmehr sollten wir uns darauf konzentrieren, hierzulande die Rahmenbedingungen zu schaffen, die uns eine wettbewerbsfähige Produktion ermöglichen. Fundamental dafür sind bedarfsgerechte Düngung und effizienter, pragmatischer Pflanzenschutz. Deshalb sind und bleiben das Kernforderungen unseres Bauernverbandes. Einer guten, wirtschaftlichen Perspektive im Weg stehen ebenso viele Auflagen, die Betrieben unnötige Kosten und Verwaltungsaufwand bescheren. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Förderung von Investitionen in moderne Technologien, die uns helfen, effizienter zu arbeiten und gleichzeitig Anforderungen des Umweltschutzes noch gezielter zu erfüllen.

Ein besonders dringliches Anliegen ist auch die Schaffung eines verlässlichen politischen Rahmens, der Planungssicherheit für unsere Betriebe bietet. Die Unsicherheit über zukünftige politische Entscheidungen, etwa im Bereich der GAP und der Umsetzung in Deutschland, erschwert langfristige Investitionen und strategische Planungen. Wir setzen uns dafür ein, dass diese Unsicherheiten geklärt werden und bessere Bedingungen geschaffen werden, die unsere Landwirtschaft stärken.

Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, unsere heimische Landwirtschaft zu stärken und die kommenden Herausforderungen erfolgreich zu meistern.

Olaf Feuerborn
Präsident des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt e.V.

 

 

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Abschließende Erntemeldung für Sachsen-Anhalt

Medieninformation 16/2024 – Magdeburg, 19. August 2024

Mittlere Mengen und deutliche Diskrepanzen bei Qualitäten und Preisen prägen die Ernte 2024. Über 160 landwirtschaftliche Betriebe haben an der 3. Erntemeldung des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt teilgenommen.

 

Die Mähdrusch-Saison in Sachsen-Anhalt ist fast abgeschlossen. Die Erträge sind besser als in den Dürrejahren, jedoch unter dem langjährigen Durchschnitt. Große regionale Unterschiede werden bei den wichtigsten Hauptkulturen verzeichnet. Die Erträge der mehr als 100.000 Hektar Wintergerste schwanken in den Regionen von 5,2 t/ha bis 7,6 t/ha. Der zeitige Start der Ernte sorgte dafür, dass es nur vereinzelt zu Erschwernissen wie Knickähren und Unkrautbesatz kam. Diese führten aber beim Winterroggen vielerorts zu einem zähen Vorankommen. Die 58.500 Hektar Roggen werden größtenteils in Sachsen-Anhalts Norden und Osten angebaut, mit den 4,3 t/ha liegt der durchschnittliche Ertrag etwas über der ersten Prognose von rund 4 t/ha.

Knapp unter dem langjährigen Mittel liegen die Erträge beim Winterweizen. Wie in allen Kulturen unterscheiden sich die Erntemeldungen lokal deutlich, von 4,1 t/ha bis 7,8 d/ha. Im Verhältnis zu den Flächen liegt die durchschnittliche Erntemenge bei 7,2 t/ha. Jedoch gibt fast die Hälfte der Betriebe an, dass niedrige Gehalte beim Rohprotein zu Abstufungen der Qualität und damit zu deutlichen finanziellen Mindererlösen führen. Ein Grund dafür sind die Vorgaben in den sogenannten roten Gebieten, die den fachgerechten Anbau von Brot-Weizen nicht zulassen.

Olaf Feuerborn, Präsident des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt e.V., bewertet: „Die durchschnittlichen Erträge zeigen, dass unsere Bäuerinnen und Bauern die schwierige Witterung gut gemeistert haben. Für die Bewertung der Ernte sind aber auch Qualitätsklassen und Marktpreise maßgeblich. Besonders an den Standorten, wo eine Nährstoff-Unterversorgung der Pflanzen vorgeschrieben ist, verzeichnen wir untere Qualitäten, die deutlich schlechter bezahlt werden. Für einen Betrieb sind das hunderte Euro Verlust pro Hektar.“

Dieser Situation bei den Erlösen stehen die Produktionskosten gegenüber. Die Einkaufspreise landwirtschaftlicher Betriebsmittel sind seit 2020 um rund 30 Prozent gestiegen. Anders als im Vorjahr werden die hohen Produktionskosten nicht durch vergleichbar gestiegene Erzeugerpreise ausgeglichen.

Erfreulich: Trotz teils sehr hoher Temperaturen wurden nur sehr wenige Feldbrände vermeldet. Die gelegentlichen Schauer haben zwar die Erntearbeiten ausgebremst, jedoch genug Feuchte erzeugt, dass die Brandschwellen hoch waren.

 

Für Journalistinnen und Journalisten
Der Deutsche Bauernverband e.V. (DBV) wird seine Ernteabschluss-Pressekonferenz am 22. August durchführen, Beginn um11 Uhr. Die Veranstaltung findet hybrid statt. Informationen zur Teilnahme erhalten Sie von der Pressestelle des DBV. Nach der PK finden Sie ein Video dazu auf dem YouTube-Kanal des DBV.

 

August-Kommentar im Informationsheft des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt e.V.

Werte Verbandsmitglieder,
liebe Bäuerinnen und Bauern,

die Hiobsbotschaften aus der Wirtschaft reißen derzeit nicht ab, stetig kommen neue Meldungen über Betriebsaufgaben, Gewinnwarnungen, Kurzarbeit, Insolvenzen und Produktionseinschränkungen oder deutlich korrigierte Umsatzziele. Selbst börsennotierte und renommierte Großunternehmen sind nicht mehr davor gefeit – trotz umfangreicher Planungsstäbe und Gremieneinbindung – ehemals eingeschlagene Firmenausrichtungen heute drastisch korrigieren zu müssen, weil am Ende der Markt, national wie global, sich diesen Zielen nicht zugewendet hat und nun die finanzielle Kraft ausgeht. Es macht mehr als nur den Eindruck, dass das Tempo der Kurskorrekturen und des Strukturwandels drastisch zugenommen hat und selbst traditionelle Unternehmen dabei sind, von denen man nie gedacht hätte, dass es sie förmlich „erwischt“ und im gleichen Zuge wertvolle Arbeitsplätze am Standort Deutschland gleichsam wegfallen. Man kann es sich sehr einfach machen und das Aufgeben von Geschäftsmodellen lapidar hinnehmen, irgendwas Neues kommt schon und es war sicher unternehmerisches Fehlverhalten, das zu Problemen geführt hat. Der Stärkere, Schnellere gewinnt halt, so ist der Lauf des Lebens. Morgen aber kann es schon einen selbst erreichen, das muss man sich immer vor Augen führen.

Unternehmerisch tätig zu sein, hat immer etwas mit Risikobereitschaft zu tun, mit Einschätzungen, ob und wie Produkte nachgefragt werden. Das war nie einfach und wird es nie sein. Man muss Entscheidungen treffen, dabei verschiedene Risikoszenarien durchspielen, zu denen man aber nicht alle Informationen hat. Ob die Gewinnerwartungen dann eintreffen, hängt eventuell von einer Entscheidung unter vielen ab, oder aber von einer Entwicklung außerhalb des Unternehmens. Und sei es, dass sich das Zinsumfeld drastisch durch exogene Faktoren verändert hat und die günstigen Unternehmenskredite der Vergangenheit nicht langfristig gesichert wurden. Der alte Kernsatz gilt immer: Liquidität vor Stabilität vor Rentabilität.

Im Gegenzug zum Strukturwandel gibt es nur wenige Beispiele, wo etwas Neues entsteht, dass nur annähernd in ähnlicher Größenordnung, zum Beispiel in der Zulieferindustrie des Automobilbaus, wertvolle Arbeitsplätze schafft und die dann auch noch in der gleichen Region befindlich sind. Ganz abgesehen davon, dass man auch dann nicht wissen kann, ob diese Unternehmen in 20 oder 30 Jahren noch nachhaltig zur regionalen Wertschöpfung beitragen werden. In Sachsen-Anhalt wird sich vieles an angeschobenen Ansiedlungen daran messen lassen müssen, ob sich für unser Bundesland eine aktuell nicht flächendeckend positive demografische Entwicklung verbessert. Die Boomer-Generation geht absehbar in Rente. Es kommen nicht genügend junge Arbeitskräfte aus unserem Bundesland nach. Somit sind wir auf qualifizierte Zuwanderung angewiesen und auch auf das Schaffen einer notwendigen innerdeutschen Willkommenskultur.

Politisch ist das Halten und Ansiedeln von Wirtschaftsunternehmen für alle Regionen in der Bundesrepublik ein zäher Kampf geworden, denn Standortpolitik fängt auf mindestens bundesdeutscher Ebene an und setzt sich auf Landes- und Kreisebene fort. Eine wirtschaftsnahe Verwaltung, die Einbindung von Fördermitteln, die Verfügbarkeit von Arbeitskräften und günstiger Energie und nicht zuletzt von erreichbaren und geeigneten Gewerbeflächen ist ein Faktormix der Ansiedlungspolitik, der auch Auswirkungen auf unsere Landwirtschaft hat. Denn leider gehen gerade Großansiedlungen immer mit erheblichem Flächenverlust einher, der Betriebe mit hohen Pachtanteilen existenziell einschränken bis bedrohen kann. Fläche ist knapp. Politisch will man die Versiegelung landwirtschaftlicher Flächen reduzieren und trotzdem werden die Vorhaben forciert, in der Hoffnung, dass eine Region davon in der Zukunft umfänglich profitieren wird.

Es kommen weitere infrastrukturelle Maßnahmen im Rahmen der Energiewende hinzu, die Druck auf die Fläche ausüben: hier noch eine Überlandleitung, dort noch eine weitere Stromtrasse, dort eine weitere Umfahrung. Das wirkt oft nicht wirklich koordiniert und spätestens beim Thema Ausgleichsfläche wird der Bogen für viele Landwirte überspannt. Für Landwirte sind ihre Flächen das Fundament der unternehmerischen Entscheidungen. Allen ist bewusst, dass es bei der Infrastruktur weitere Entwicklungen braucht. Diese darf aber nicht immer mehr Flächen verbrauchen. Langfristige Konzepte, für eine strukturelle Entwicklung bei möglichst geringem Flächenverbrauch, müssen machbar sein.

Marcus Rothbart
Hauptgeschäftsführer Bauernverband
Sachsen-Anhalt e.V.

 

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Zwischenstand Ernte: Landwirte hoffen auf Hochdruck

Die unbeständige Witterung führt zu Unterbrechungen der Erntearbeiten, die Mähdrescher stehen immer wieder still. Landwirtinnen und Landwirte hoffen auf eine stabile Hochdruck-Lage, um die Ernte zügig und mit guten Qualitäten einbringen zu können.

Trotz Unterbrechungen ist die Winterrapsernte vorangeschritten. Der Ertrag im Winterraps beträgt im Landesschnitt derzeit 3,2 t/ha. Auffällig ist, dass die Erträge regional wieder stark schwanken. Das ist teilweise auf die Witterung und die natürlichen Standortbedingungen zurückzuführen, jedoch auch auf massives Schädlingsaufkommen. Besser als im Vorfeld befürchtet sind hohe Ölgehalte, wie von vielen Betrieben gemeldet wird. Bei der Wintergerst wurden durchschnittliche Qualitäten gemeldet.

Ein zügiger Erntefortgang ist wichtig, um Qualitätsverluste im Getreide zu vermeiden. Durch die jüngsten Niederschläge sind die Feuchtigkeitsgehalte der Getreidekörner zu hoch. Der teils starke Regen hat dazu geführt, dass Getreideähren abgeknickt sind. In der Summe können solche scheinbar kleinen Faktoren dazu führen, dass die Ernte deutlich an Wert verliert. Zu der Winterweizen-Ernte werden aus der Praxis unterdurchschnittliche Qualitäten gemeldet. Der Ertrag liegt nach vorläufigen Ergebnissen einer Umfrage unter den Landwirtschaftsbetrieben bei rund 7 t/ha.

Qualitätseinbußen entstehen auch durch bundespolitische Vorgaben. In den sogenannten roten Gebieten ist Landwirten vorgeschrieben, bei der Stickstoffdüngung von dem errechneten Optimal-Bedarf der Pflanzen 20 Prozent abzuziehen. Unter solchen Vorgaben ist die Erzeugung von hohen Qualitäten und Erträgen massiv erschwert, an manchen Standorten sogar unmöglich. Ob eine derartige „verordnete Mangelernährung“ von Pflanzen auf die Messwerte in den roten Gebieten einen relevanten Einfluss hat, ist fraglich.

Weitere Kulturen, welche derzeit geerntet werden, sind der Durum (Hartweizen), Winterroggen, Sommergerste, Dinkel und Triticale (Kreuzung zwischen Weizen und Roggen). Auch die Ernte der Futtererbsen ist gut vorangeschritten. Hier melden einige Landwirte einen starken Unkrautbesatz, was zu Erschwernissen bei der Ernte führt. Zudem liegen die Erbsen durch die Niederschläge häufig platt am Boden.

Information für Journalistinnen und Journalisten

Wenn Sie Interview- sowie Drehpartner zur Ernte 2024 suchen, stellen wir gerne einen Kontakt zu einer regionalen Landwirtin / einem regionalen Landwirt für Sie her. Wenden Sie sich dafür bitte an presse@bauernverband-st.de.

 

Bewerbungsstart für „Ausbildungsbetrieb des Jahres 2024“

Auch in diesem Jahr lobt der Bauernverband Sachsen-Anhalt e.V. den „Ausbildungsbetrieb des Jahres“ aus. Die Auszeichnung erfolgt auf dem Bauerntag im Dezember in Staßfurt. Dem Bauernverband ist es wichtig, herausragende Leistungen in der Ausbildung hervorzuheben und so die hohe Attraktivität der Ausbildung zu bewerben. Die Bewerbungsunterlagen können Sie hier downloaden. Bei Fragen wenden Sie sich an Ihren Kreisverband. Die Bewerbungsfrist läuft bis zum 30. September 2024.

Erste Erntemeldung für Sachsen-Anhalt

Im ganzen Land rollen die Mähdrescher. Die Wintergerste ist bereits in weiten Teilen eingefahren, die Winterrapsernte ist in vollem Gange. Die Nässe aus den Winter- und Frühjahrsmonaten hat den Ackerfrüchten regional erheblich zugesetzt. Zudem gibt es in einigen Regionen unterschiedlich aufgetretene Wetterextreme wie Hagel und Starkregen.

Im Landesschnitt liegt der diesjährige Wintergerstenertrag bei 65,7 dt/ha und damit deutlich unter den Erwartungen aus der Vorernteschätzung. Knickähren, die immer wiederkehrenden Niederschläge und feuchtes Stroh haben zu Verzögerungen in der Ernte geführt. Das hat sich auch auf die Qualität ausgewirkt und zu stark schwankenden und teils verminderten Hektolitergewichten geführt. Das bringt wiederum weitere preisliche Abschläge und damit geringere Vermarktungserlöse bei den Betrieben mit sich, wo der Marktpreis für die Wintergerste aktuell ohnehin sehr niedrig ist.
Das Hektolitergewicht wird zur Qualitätsbeurteilung genutzt und dient als Abrechnungskriterium. Die weitere Preisentwicklung für die Ackerbaubetriebe in Sachsen- Anhalt ist jedoch nicht allein vom Ernteaufkommen und von den erzielten Qualitäten hierzulande abhängig. Vielmehr geht ein entscheidender Einfluss von der europäischen und der weltweiten Getreideernte aus.

Die Erträge und Qualitäten sind abhängig von den natürlichen Standortfaktoren und unterliegen starken regionalen Schwankungen. Das zeigt sich auch im Winterraps, der bedeutendsten Ölpflanze in Sachsen-Anhalt. Hier hat der Rapserdflohbefall nach der Aussaat im Herbst 2023 zu deutlichen Schädigungen der Pflanzen geführt. Dabei frisst der Käfer an den noch jungen Trieben der Pflanzen und schädigt diese stark. Die Ausbreitung des Rapserdflohs ist vor allem auf den Wegfall der neonicotinoiden Beize für den direkten Schutz des Saatgutes zurückzuführen. Eine alternative Beize gegen den Rapserdfloh, um die auflaufenden jungen Bestände nachhaltig schützen zu können, gibt es Bauernverband Sachsen-Anhalt e.V. 2 nicht. Neben dem Käfer schädigen auch die Larven, indem sie im Stängelinneren und in den Blattstielen fressen und somit zusätzlich irreversible Schädigungen hinterlassen, welche nun in den Ernteergebnissen sichtbar werden. Bislang wurde etwa 40 % der Raps- Anbaufläche in Sachsen-Anhalt geerntet. Der Ertrag liegt aktuell deutlich unter den Erwartungen und bewegt sich größtenteils in einer Spanne von 16 bis 34 dt/ha, sodass sich nach derzeitigem Stand ein durchschnittliches Ergebnis von 29,2 dt/ha ergibt.

Für die bevorstehende Winterweizenernte benötigen die Betriebe trockene und sonnige Witterungsbedingungen für einen zügigen Erntefortgang.
Besonders der Weizen ist für viele Betriebe wirtschaftlich wichtig. Sachsen-Anhalt ist eine von Deutschlands „Kornkammern“, rund 10 Prozent des deutschen Winterweizens kommt aus Sachsen-Anhalt.

Zahlen zu den Anbauflächen finden Sie auf der Webseite des Statistischen Bundesamtes: Voraussichtliche Anbauflächen ausgewählter Feldfrüchte zur Ernte 2024 nach Bundesländern – Statistisches Bundesamt (destatis.de)

 

Information für Journalistinnen und Journalisten

Wenn Sie Interview- sowie Drehpartner zur Ernte 2024 suchen, stellen wir gerne einen Kontakt zu einer regionalen Landwirtin / einem regionalen Landwirt für Sie her. Wenden Sie sich dafür bitte an presse@bauernverband-st.de.

Juli-Kommentar im Informationsheft des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt e.V.

Werte Verbandsmitglieder,
liebe Bäuerinnen und Bauern,

auf dem Deutschen Bauerntag in Cottbus haben wir auf eine sehr arbeitsreiche Zeit zurückgeschaut. Das Ende der SUR und der Beginn der Proteste 2023, die Aktionen im Winter und das sehr wechselhafte Frühjahr, haben uns allen viel Energie und Zeit abverlangt. Joachim Rukwied dankte allen Mitgliedern und Mitarbeitern der Kreis- und Landesbauernverbände und des DBV. Gemeinsam haben wir erreicht, dass sich auf europäischer Ebene spürbar etwas bewegt hat! Auf Bundesebene ist das deutlich zäher, auch weil die Koalitionäre selber keine klare Linie haben.

Anders als der Deutsche Bauernverband. Die Kritik des Bauernverbandes am Schlingerkurs der Bundesregierung hat Präsident Rukwied in aller Deutlichkeit erneuert. Ich freue mich, dass Joachim Rukwied nochmal diese große Verantwortung auf sich nimmt und die Delegierten der Landesbauernverbände ihm ihr Vertrauen ausgesprochen haben. Meine Gratulation auch an SLB-Präsident Torsten Krawczyk, er wurde zum DBV-Vizepräsidenten gewählt.

Die Bundesregierung meldete sich, nur einen Tag vor dem Bauerntag, überraschend mit einem „Entlastungspaket“ zu Wort. Dieses Entlastungs-„Päckchen“ ist jedoch absolut unzureichend. Es freut mich, dass der Großteil der Presse diese Nebelkerze als solche erkannt hat. Der Begriff „Bürokratieabbau“ wird häufig verwendet, ohne zu berücksichtigen, dass Bürokratie hauptsächlich durch gesetzliche Vorgaben entsteht. Ein effektiver Bürokratieabbau erfordert auch die ersatzlose Streichung unnötiger Vorgaben.

Der DBV und seine Landesbauernverbände haben einen Katalog grundlegender Forderungen zum Abbau bürokratischer Hindernisse erstellt und sich damit kurz nach den Bauernprotesten Anfang des Jahres an die Agrarminister von Bund und Ländern gewandt. Der DBV fordert die politischen Entscheidungsträger auf, eine ernsthafte und wirksame Initiative zum Bürokratieabbau zu starten und umzusetzen, um die Wettbewerbsfähigkeit wiederherzustellen. Vonseiten der Agrarministerkonferenz wurde ein Katalog mit fast 200 Punkten erstellt, von denen nun nur ein kleiner Teil angegangen werden soll.

Die Bundesregierung ist gefordert, ihre eigenen Versprechen zum Bürokratieabbau umzusetzen und die vorgelegten Entbürokratisierungsvorschläge ernst zu nehmen, um die Zukunftsfähigkeit der heimischen Landwirtschaft nicht weiter zu belasten. Es ist höchste Zeit, dass spürbare und konkrete Ergebnisse geliefert werden. Knapp drei Jahre, nachdem die Bundesregierung gewählt worden ist, kann sie sich nicht mehr darauf berufen, dass sie in ihren Möglichkeiten durch die vorangegangenen Regierungen begrenzt sei.

Landwirtschaftsminister Cem Özdemir hat Anfang des Jahres betont, er sehe ein Problem darin, dass in der Vergangenheit viele Versprechen an die Landwirte gemacht worden sind, die von der Politik nicht eingelöst wurden. Wenn das seine Überzeugung ist, ist es mir nicht erklärlich, warum vom BMEL der umfangreiche Abbau von Bürokratie und Erleichterungen für die Landwirtinnen und Landwirte versprochen werden, dann aber fast nichts passiert. Überarbeitungen der Regelungen für den Verlust von Ohrmarken oder beim Nachweis als aktiver Betriebsinhaber sind nicht der große Wurf, sondern überfällige Anpassungen an die Praxis. Die Tarifglättung wurde bereits von der Vorgänger-Regierung auf den Weg gebracht und steht in keinem Verhältnis zu den aktuellen Kürzungen an anderen Stellen. Die ungleich wichtigere Risikoausgleichsrücklage wird von der Ampel nicht aufgenommen.

Die zentralen Aufgaben, die vor der Landwirtschaft in Deutschland liegen, sind Zukunftsfähigkeit, Wettbewerbsfähigkeit und Versorgungssicherheit. Wir brauchen flexiblere Rahmenbedingungen und politische Perspektive. Auch die ganz praktischen Faktoren sind fundamental, wie ausreichend Wirkstoffe zum Schutz unserer Ernten, um im Ackerbau zukunftsfähig zu sein. Und während die Zahl der hungernden Menschen weltweit steigt, ebenso die Zahl der Menschen insgesamt, dürfen wir in Mitteleuropa nicht die Produktion künstlich herunterfahren.

Keine der zentralen Aufgaben der Landwirtschaft setzt eine überbordende Bürokratie voraus. Unsere Landwirtschaft kann Enormes leisten, wenn nicht für jeden Handgriff Vorgaben gemacht werden. Dieses Verständnis hat die Bundesregierung offenbar bis heute nicht erreicht.

Olaf Feuerborn
Präsident des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt e.V.

 

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Bauerntag 2024 in Cottbus

Beim Deutschen Bauerntag 2024 in Cottbus standen zentrale Themen wie die Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft und die Kritik an der Bundesregierung im Mittelpunkt. Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, forderte dringend steuerliche Entlastungen und Bürokratieabbau, um die Zukunftsfähigkeit der Landwirtschaft zu sichern. Er betonte die Notwendigkeit, praxisferne Regelungen zu überarbeiten, insbesondere im Bereich der Tierhaltung, und warnte vor den negativen Auswirkungen pauschaler Verbote im Pflanzenschutz.

Die Mitgliederversammlung des DBV wählte Joachim Rukwied mit großer Mehrheit erneut zum Präsidenten. Ebenfalls wiedergewählt wurden die Vizepräsidenten Günther Felßner, Dr. Holger Hennies und Karsten Schmal. Neu ins Amt gewählt wurde Torsten Krawczyk aus Sachsen, der sich auf Schweinehaltung spezialisiert hat. Detlef Kurreck trat nicht mehr zur Wahl an. Im Anschluss an die Wahl fanden Fachforen statt, bevor die Abendveranstaltung „Bauern treffen Bauern“ die Möglichkeit bot, Kontakte zu knüpfen und zu pflegen.

Am zweiten Tag betonte Franz-Josef Holzenkamp die Notwendigkeit einer Risikoausgleichsrücklage und kritisierte die bürokratischen Belastungen durch die Stoffstrombilanz. Ministerpräsident Dietmar Woidke unterstützte die Landwirte, indem er sich gegen die Stoffstrombilanz aussprach. Agrarminister Cem Özdemir verteidigte die Politik seines Hauses, erntete jedoch wenig Zustimmung. Zum Abschluss wurde der Ausbildungsbetrieb des Jahres geehrt, die Landboden Bronkow Agrar GmbH.

Der nächste Bauerntag findet 2025 in Berlin statt.

Einen Bericht zum Bauerntag finden Sie im Juli-Informationsheft, einen kurzes Video mit Impressionen auf unserem Instagram-Kanal.

 

Pressemitteilung zum Vorernte-Gespräch 2024

Vorernte-Gespräch 2024

Landwirte, Landhandel und Vertreter des MWL haben sich anlässlich der anstehenden Ernte ausgetauscht. Viele Bestände machen einen guten Eindruck, entscheidend werden die Qualitäten und die Marktentwicklung sein. Eine erste Ernteprognose wird in der letzten Juni-Woche erfolgen.

 

Nach aktuellem Stand sind die Kulturen weitestgehend gut entwickelt. Im Frühjahr haben vernässte Flächen in einigen Regionen dazu geführt, dass die Feldarbeiten nicht termingerecht durchgeführt werden konnten. Die Niederschlagsverteilung in Sachsen-Anhalt stellte sich seit dem Vegetationsbeginn sehr unterschiedlich dar. Die Meinungen der Praktiker reichen von viel zu trocken bis viel zu nass und zu kühl. Nach aktuellem Stand geht der Bauernverband Sachsen-Anhalt davon aus, dass die Getreideernte in diesem Jahr sehr zeitig beginnen wird.

Wie immer wird die Ernte eine enorme Logistik-Leistung. Mit Beginn der Gersten-Ernte im späten Juni bis in den Winter, wenn die Zuckerrüben-Kampagne läuft, müssen Landwirte, Anbauverbände, Dienstleister, Handel und Verarbeiter gemeinsam für reibungslose Abläufe sorgen. Das Vorernte-Gespräch des Bauernverbandes dient auch dazu, sich über Erfahrungen der letzten Saison und mögliche Stolpersteine auszutauschen. Staatssekretär Gert Zender warb dafür, bei Unklarheiten direkt auf das Ministerium zuzukommen, um Lösungen zu finden.

Weitere Themen, die von den Fachleuten diskutiert worden sind, waren die Kostenentwicklung und die Zukunft von Sonderkulturen in Deutschland. Die Kosten sind für Landwirte wie auch den Landhandel in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Insbesondere 2023 konnten die hohen Ausgaben bei Betriebsmitteln durch gute Erzeugerpreise ausgeglichen werden. Ob diese Rechnung 2024 nochmals gelingen kann, ist fraglich. Dafür werden auch die Ernten in anderen Teilen der Welt entscheidend sein, etwa der Schwarzmeerregion. Zentral für die Preisentwicklung sind Angebot und Nachfrage auf dem Weltmarkt.

Auch der Anbau von Sonderkulturen, wie etwa Gemüse und Gewürzpflanzen, steht unter Kostendruck, maßgeblich durch Energie- und Lohnkosten, die in anderen EU-Ländern deutlich niedriger sind. Der Rückgang von Sonderkulturen liegt aber mehr noch daran, dass die Handlungsmöglichkeiten gegen Pilze und Schädlinge immer weiter beschnitten werden. Bei Sonderkulturen müssen Betriebe meist mit mehreren tausend Euro pro Hektar in Vorleistung gehen, in der Hoffnung auf eine gute Ernte. Wenn keine Pflanzenschutzmittel zum Schutz dieser Pflanzen zur Verfügung stehen, gehen immer weniger Betriebe dieses Risiko ein.

Zum traditionellen Gespräch vor der Ernte, das am 19. Juni im Haus der Landwirtschaft in Magdeburg stattfand, hat der Bauernverband Sachsen-Anhalt e.V. eingeladen, vertreten durch Bauernpräsident Olaf Feuerborn sowie mehrere Vorsitzende von Fachausschüssen. Erstmals hat Staatssekretär Gert Zender aus dem Landwirtschaftsministerium teilgenommen, vom Agrarhandel waren sechs Unternehmen vertreten. Die Zuckerrübenanbauverbände Magdeburg und Könnern nahmen teil, um einen Überblick zu den Beständen zu geben, die in diesem Jahr teils erst im Mai ausgesät werden konnten.

 

Information für Journalistinnen und Journalisten

Wenn Sie Interview- sowie Drehpartner zur Ernte 2024 suchen, stellen wir gerne einen Kontakt zu einer regionalen Landwirtin / einem regionalen Landwirt für Sie her. Wenden Sie sich dafür bitte an presse@bauernverband-st.de

 

Erfolgreicher Tag des offenen Hofes 2024